Das Geheimnis von Mikosma: Geblendet
Magierin hielt dabei ihren Topf in die Höhe, woraufhin die Kinder lautstark applaudierten.
»Es gibt gemeinsame Mahlzeiten, an denen ihr mit den Ma giern teilnehmt. Das Frühstück, Mittag- und Abendessen wird im großen Salon serviert. Tischkarten führen euch zu den vorgesehenen Plätzen. Aber ihr könnt zudem immer zu mir kommen, wenn ihr Hunger verspürt. Kukus und ich freuen uns immer, eure Wünsche zu erfüllen. Es gibt nichts, was wir nicht zubereiten können. Und glaubt mir«, beendete Delikata ihre Ansprache, indem sie auf ihren dicken Bauch zeigte, um den sich ihr Kleid dem Zerreißen nahe spannte, »ich weiß, was Kindern schmeckt!«
Terratus reichte der kleinen, nun wieder kichernden Dame galant die Hand und führte sie an ihren Platz zurück. Nun winkte er den letzten Zauberer heran, der Leandra nicht aufgefallen war, da er bis dahin im Dunkeln gestanden war. Mit schweren Schritten, begleitet von einem beängstigenden Kettengeklirre, baute sich mächtig der letzte Magier von Mikosma in seiner vollen Größe vor der Gruppe auf. Leandra gefror das Lachen auf den Lippen und wich bei seinem Anblick entsetzt einen Schritt zurück. Solche eiskalt blickende Augen hatte sie noch nie im Leben gesehen. Narben durchzogen das blasse, schmale Gesicht des Mannes, dessen Blick mit zusammengekniffenen Augen durch die Reihen der Kinder streifte. Als er Leandra fixierte, schien das Blut in ihren Adern zu gefrieren. Einige Sekunden, die Leandra wie Stunden vorkamen, starrte er in die Augen des Mädchens. Leandra hielt dem Blick nicht länger stand und wandte sich ab. Als sie sich ängstlich umsah, bemerkte sie, dass aus den entsetzten, weit aufgerissenen Mündern der Kinder eiskalter Atem ausgestoßen wurde. Plötzlich zog dieser Magier eine Peitsche unter seinem Umhang hervor, holte weit aus und schleuderte die lederne Gerte gegen die Zuschauer. Entsetzt sprangen einige Kinder zur Seite, denn aus dem Seil der Peitsche formten sich scharfe Krallen, die gierig nach den Kindern griffen. Ein kleines, schwarzhaariges Mädchen mit wilden Locken reagierte zu langsam und die Klauen um schlangen fest sein schmales, zerbrechliches Handgelenk. Mit der Gewissheit, gefangen zu sein, fing es an, wild um sich zu schlagen und dabei hysterisch zu schreien. Leandra beobachtete mit Schaudern die Szene, die sich vor ihren Augen abspielte. Ein greller Blitz schoss nun von der Seite heran und leuchtete hell auf. Getroffen von der gewaltigen Kraft, ließen die Krallen das Kind los und schossen zurück zu ihrem Herren. Der ließ die Peitsche langsam unter seinem Umhang verschwinden. Zurück blieb das kleine Mädchen, das wie hypnotisiert auf dem Boden lag und am Körper zitterte wie Espenlaub. Nicht einmal sein Kobold konnte den starren Blick des Mädchens brechen.
»Horros, benutze deine Kraft und stoppe die dunklen Mächte!«, durchbrach die tiefe Stimme Terratus' die Todes stille. »Das Mädchen ist viel zu klein, um von ihnen als Opfer missbraucht zu werden! Ihre Sinne sind verdorben, ihre Gedanken böse! Elfen, helft der kleinen Jenny und bringt sie schnell zu Dr. Medikatus. Er wird ihr zu helfen wissen«.
Im Nu war das Mädchen von unzähligen Feen umgeben, die es sanft auf die Hände nahmen und durch die Luft davon trugen.
»Das arme Ding. Das war ja echt gruselig. In ihrer Haut möchte ich nicht stecken«, stotterte Leandras kleiner Nebenmann leise.
»Seid gewarnt! Seid gewarnt vor einer Macht, die euch den Verstand raubt, die euch die Seele aus dem Leib reißt, die euch den sicheren Tod bringt!«, begann der fünfte Magier mit blecherner, tiefer Stimme zu sprechen, ohne dabei den Blick von den Kindern zu nehmen.
»Das, was ihr gerade erlebt habt, ist gegen das, was euch von dieser Macht droht, ein Kinderspiel. Sie ist grausamer als der Tod, sie begleitet euch in euren Gedanken, sie missbraucht euren Körper und macht euch zum Spielball des Bösen. Seid gewarnt vor den Terronen!«
Das letzte Wort schrie er laut heraus und holte erneut seine Peitsche hervor. Leandra zuckte zusammen. Diese warf er nicht mehr in die Richtung der Kinder, sondern senkrecht nach oben und sofort bildeten sich erneut diese Krallen hände, um jedoch dieses Mal ins Nichts zu greifen. Der dunkle Magier warf Leandra noch einmal einen eisigen Blick zu und verkroch sich wieder in die schützende Dunkelheit der Bühne. Terratus trat an den Rand der Bühne und breitete seine Arme in Richtung der Kinder aus.
»Habt keine Angst, aber wir müssen euch warnen vor
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