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Das Geheimnis von Mikosma: Geblendet

Das Geheimnis von Mikosma: Geblendet

Titel: Das Geheimnis von Mikosma: Geblendet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Forster-Grötsch
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wie immer – alleine an.

2. Kapitel
    Verlockende Einladung

    Tief Luft holend stand Leandra vor der Gartentüre ihres Zuhauses in der Veilchenstraße 10. Sie atmete lange aus, drückte die eiserne Klinke nach unten und huschte hinein. Mit einem lauten Knall schloss sich das Tor hinter dem Mädchen.
    »Wieder zu Hause«, murmelte Leandra, während sie den kiesigen Pfad entlang schlurfte.
    Es war ein wunderschönes, gelbes Haus, das sie zusammen mit ihren Eltern bewohnte. Der Garten war liebevoll angelegt und zum Spielen ideal geeignet: Eine gepflegte, saftiggrüne Rasenfläche, die Herr Hüpfer, der Rentner von gegenüber, alle zwei bis drei Wochen mähte, wurde von duftenden Rosenbüschen, Oleandersträuchern und uralten Kirsch- und Apfelbäumen umarmt. Kleine, in Form geschnittene Buchsbäumchen trennten den Terrassenbereich vom Spielrasen ab und hinter einer weißen Bank plätscherte friedlich ein kleiner Wasserfall von einem dicken Granitfelsen herab. Leandra bezeichnete ihr Zuhause stets als »schönstes Schloss der Welt«, verschwieg jedoch, dass das schöne Äußere über das Hässliche, das sich manchmal in seinem Inneren abspielte, hinweg täuschte. An der Haustüre angekommen, legte sie den Kopf dagegen und presste ihr Ohr fest daran. Sofort ließ sie die Schultern hängen und ihre Mundwinkel zogen sich nach unten, als sie gedämpft die harten und lauten Worte ihrer Eltern hörte.
    »Nicht einmal am letzten Schultag können sie sich im Zaum halten!«
    Leandra steckte ärgerlich den Hausschlüssel ins Schloss, öffnete energisch die Türe und wollte ihren Eltern mit dem Zuwerfen, was einen lauten Knall erzeugte, signalisieren, dass sie nun zu Hause war. Leider hatte das den gegenteiligen Effekt.
    »Na endlich lässt du dich auch mal wieder blicken, junges Fräulein!«, giftete sie ihre Mutter mit einem schrillen Ton an, während diese, wie von einer Tarantel gestochen, aus dem Wohnzimmer in die Diele schoss. »Deinen Vater zieht es schon wieder für mehrere Tage ins Ausland. Beruflich! Pah! So ein Lügner! Mit seiner Sekretärin will er verreisen! Aber das will er ja nicht zugeben!«
    Eigentlich war Leandras Mutter eine wunderschöne Frau, Ende dreißig und Leandra glaubte in ihr die Schöpfung Gottes vollendet: Genau wie sie hatte sie langes, blondes, dichtes schulterlanges Haar, das sie meist offen trug. Ihr Gesicht war etwas gebräunt und die blauen Augen leuchteten, wenn sie lachte – und das tat sie gerne und oft – wie blaue Diaman ten. Stets adrett gekleidet schlang sich auch heute ein schwarzes, enges Kleid um ihren schlanken Körper. Jetzt aber, vor Wut schäumend, wirkte sie auf Leandra wie eine alte, keifende Hexe.
    Es dauerte keine Sekunde, da erschien auch Leandras Vater, wild gestikulierend in der Tür und schrie laut zurück: »Du wolltest dieses Haus hier kaufen und die Grand Dame spie len! Hast du dich schon einmal gefragt, warum ich so oft weg muss? Sicher nicht, weil ich so ein reiselustiger Mensch bin! Und lass meine Sekretärin aus dem Spiel! Mit dir hält es doch kein Mensch längere Zeit aus! Ist es nicht so, Leandra?«
    Ihr Vater sah sie mit großen Augen an und Mutter riss den Kopf herum, sodass beide nun erwartungsvoll ihre Tochter anstarrten.
    »Ich, ich… Ich hatte heute den letzten Schultag! Jetzt sind endlich Ferien!«, versuchte Leandra die Situation zu retten.
    »Ja, genau Ferien. Und gerade dann willst du wieder weg!«, fauchte Mutter Leandras Vater an.
    »Ich habe deine Gemeinheiten so satt«, rief ihr Vater und marschierte schnurstracks wieder ins Wohnzimmer , dicht gefolgt von ihrer Mutter, die jetzt die Hand erhob und wild in der Luft fuchtelnd erneut Streit anfachte.
    Leandra machte sich Vorwürfe, dass sie nicht länger auf dem Nachhauseweg getrödelt hatte. Jetzt hatte sie ihre Eltern in ihrer Mittagspause, der kurzen gemeinsamen Zeit, die sie stets alle zu Hause verbrachten, wieder einmal streitend erwischt. Das Schlimmste jedoch war, dass sie immer mit hineingezogen wurde und plötzlich für den einen oder anderen Elternteil Partei ergreifen sollte. Sie liebte ihre Eltern, jeden gleich, und wollte neutral bleiben. In diesen Momenten fühlte sie sich jedes Mal, als würde sie auf glühenden Kohlen balancieren. Sie wollte einfach ihre Ruhe haben. Warum verstand sie keiner oder fragte nach ihren Wünschen? Warum hatte Mutter ihren Vater nicht genauso lieb wie sie? Er war ein sehr attraktiver, großer Mann mit tiefschwarzem Haar, grünen, lachenden Augen und einem

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