Das Geheimnis von Mikosma: Geblendet
als der Terron!«
Nach diesen Worten sammelte sich Luca und er hatte sich wieder im Griff. Er drehte sich entschlossen um und schloss die Augen. Obwohl Luca an die schönen Stunden am Opalmeer dachte, durchbrachen die gemeinen Worte seiner streitenden Eltern diese Erinnerungen. Immer mächtiger wurde die Gestalt des Terron und lachte, sich der Beute siegessicher, spöttisch auf. Schon begann er, nach dem kleinen Luca zu greifen.
» Denk endlich an etwas Schönes und vergiss das Häss liche!«, schrie Leandra hysterisch und klammerte sich an Henry.
Da fiel es Luca ein: Er dachte an den Spaß, den er mit Henry am Opalmeer hatte. Auch das Fliegen in der Seifenblase war unvergesslich schön gewesen.
»Mach weiter so!«, ermunterte ihn Henry. »Der Terron verliert deutlich an Kraft!«
Luca erinnerte sich an die gemeinsamen Gespräche zu Hause mit seiner Schwester Francesca, die ihn immer so schnell trösten und aufmuntern konnte. Er hatte sich dafür noch nie bei ihr bedankt. Auch Leandra hatte er als Freundin tief ins Herz geschlossen und war froh darüber, dass sie zurückgekommen ist.
Sofort fielen ihm noch unzählige, unvergessliche Dinge ein, doch Henry unterbrach ihn dabei: »Du hast es geschafft, Kleiner. Das Monster hat sich in Luft aufgelöst! Verrate uns doch bitte, wie du das geschafft hast!«
Verlegen öffnete Luca die Augen, trat von einem Bein aufs andere und erklärte kleinlaut, dies lieber für sich behalten zu wollen. Für Gefühlsdusselei sei das hier nicht der richtige Ort und er blickte auf die letzten Staubflocken des Terronen, die langsam zur Erde fielen.
»Nun bin ich an der Reihe«, ermutigte sich Leandra und stellte sich an die Spitze.
Henry ging es inzwischen wieder so gut, dass er alleine gehen konnte. Jeder einzelne Schritt, den Leandra machte, schmerzte in ihren Beinen, denn die Kälte war inzwischen so groß geworden, dass ihre Zehen blau angelaufen waren. Sie legte die Hände gegen ihren Mund und hauchte warme Atemluft darauf. Die Finger glichen Eiszapfen. Ihre Zähne klapperten aufeinander und sie hätte alles dafür gegeben, eine warme Decke um ihre Schulter zu legen. Ihr Gefühl sagte ihr, dass sie die Mitte dieses Labyrinths bald erreicht hatten und so bog sie schnell um die nächste Ecke. Zu aller Erleichterung war der Gang leer.
»Luca, es ist jetzt nicht der Zeitpunkt, Frisör zu spielen«, zischte Leandra, als sie jemand sanft an den Haaren zupfte.
Sie drehte sich zu ihren beiden Freunden um.
»Ich habe deine Haare nicht einmal berührt«, antwortete Luca verdutzt und Henry nickte zustimmend.
»Dann habe ich es mir eingebildet«, dachte Leandra und wunderte sich deswegen nicht weiter.
Zu viel hatte sie bisher im Irrgarten erlebt. Halluzinationen schienen das Harmloseste zu sein. Wieder spürte Leandra diese Finger in ihren Locken, die nun fester daran zogen. Ihre Kopfhaut begann zu schmerzen und sie hatte das Gefühl, jemand hatte Spaß daran, ihr einen dicken Büschel ihrer blonden Locken herauszureißen . Sie griff schnell nach hinten und hielt diese Finger fest. Mit einem breiten Grinsen drehte sie sich um in der Erwartung, Lucas kleine Hand umschlun gen zu haben. Doch es waren nicht die kleinen, zarten Hände des Jungen, die sie umklammerte, sondern rauhe, stin kende, schwarze, mit dunklen Pestbeulen überzogene Klauen. Mit einem Ruck stieß sie diese abartigen Pranken von sich und begann, hysterisch zu kreischen. Luca und Henry stimmten in das Schreien mit ein, denn mit einem Angriff von oben hatte keiner von ihnen gerechnet! Langsam schlich der mächtige Terron von der Mauer herab und hüllte die Gruppe mit seinem widerwärtig riechenden Nebelmantel ein. Das höllische Lachen des Monstrums übertönte das Weinen der Kinder, die eng zusammengerückt waren und sich wie Ertrinkende fest aneinanderkrallten. Seiner Beute siegessicher ertasteten die spitzen Pfoten Leandras Gesicht, griffen nach ihrem Kinn und hoben es langsam nach oben. Leandra schloss die Augen. Zu groß war die Angst davor, was sie zu erwarten hatte. Doch plötzlich, als ob er heiße Kohlen in den Händen halten würde, riss der Terron seine Pranken zurück. Mit einem Satz wich er zurück und die schwarze Gestalt presste sich gegen die Mauer.
Dann senkte das Monster sein schwarzes Gesicht und murmelte mit einer tiefen, blechernen Stimme: »Verzeiht, Herrin!«
Dann verzog sich der Nebel und zurück blieb der beißende Gestank. Die Drei schrien noch einige Sekunden lang hysterisch durcheinander und
Weitere Kostenlose Bücher