Das Geheimnisvolle Haus : Kriminalroman
nötigen Gegenstände zur Teebereitung standen.
Mr. Smith schaute auf die Uhr, es war fünfundzwanzig Minuten nach eins.
Er drückte auf einen Klingelknopf, der seitlich am Schreibtisch angebracht war. Gleich darauf klopfte es leise, und ein Polizeibeamter erschien in der Türöffnung.
»Gehen Sie in die Registratur und holen Sie mir« - er machte eine kurze Pause und schaute auf ein Stück Papier, das vor ihm lag - »das Aktenstück Nr. G 7941.«
Der Mann zog sich geräuschlos zurück, und T. B. Smith schenkte sich bedächtig eine halbe Tasse Tee ein.
Nachdenkliche Falten zeigten sich auf seiner Stirn, und ein Ausdruck ungewöhnlicher Sorge lag auf seinen sonst so gleichmäßigen Zügen, die die Sonne Südfrankreichs gebräunt hatte.
Er war von seinem Urlaub plötzlich zurückgekehrt, um sich einer Aufgabe zu widmen, die nur ein Mann von seiner Begabung lösen konnte. Er sollte den größten Schwindler der letzten Zeit, Montague Fallock, aufspüren. Und nun war diese Aufgabe noch dringender geworden, denn Montague Fallock oder seine Anhänger waren für den Tod zweier Männer verantwortlich, die man in der vorigen Nacht am Brakely Square leblos aufgefunden hatte.
Niemand hatte Montague gesehen; es existierte keine Fotografie von ihm, die die vielen Detektive auf seine Spur hätte bringen können. Man hatte zwar Agenten von ihm festgenommen und sie strengen Verhören unterworfen, aber es waren immer nur die Agenten anderer Agenten gewesen. Montague selbst hatte sich unsichtbar gehalten; er stand hinter einem Stahlnetz von Banken, Rechtsanwälten und anonymen Personen - für den Arm der Gerechtigkeit unerreichbar.
Der Polizeibeamte kehrte mit einer kleinen schwarzen Ledermappe zurück, die er vor Mr. Smith niederlegte. Dann verließ er das Zimmer wieder.
Mr. Smith öffnete die Tasche und zog drei kleine Päckchen daraus hervor, die mit einer roten Schnur umwunden waren.
Er machte das eine auf und legte drei Karten vor sich hin. Es waren vergrößerte Fotografien von Fingerabdrücken. Selbst wenn man kein Experte auf diesem Gebiet war, konnte man sofort erkennen, daß sie von demselben Finger herrührten, obwohl sie offensichtlich unter den verschiedensten Umständen aufgenommen waren.
Der Detektiv verglich sie mit einer kleineren Fotografie, die er aus seiner Westentasche hervorgeholt hatte. Es bestand gar kein Zweifel darüber - auch dieser vierte Abdruck stimmte mit den anderen überein. Man hatte ihn durch ein umständliches Verfahren von einem kaum sichtbaren Abdruck auf dem letzten Brief gewonnen, den dieser Erpresser an Lady Constance Dex gerichtet hatte.
Er klingelte wieder, und der Beamte erschien aufs neue in dem Zimmer.
»Ist Mr. Ela in seinem Büro?«
»Jawohl. Er bearbeitet den Fall im Zollamt.«
»Ach ja, ich erinnere mich - zwei Männer wurden überrascht, wie sie dort das Gepäck berauben wollten. Sie entflohen,’ nachdem sie einen Polizisten in dem Gebäude niedergeschossen hatten.«
»Sie sind zwar beide entkommen, aber der eine ist von einem Beamten durch einen Schuß verwundet worden. Man hat Blutspuren an der Stelle gefunden, wo das Auto wartete.«
Mr. Smith nickte.
»Bitten Sie Mr. Ela, zu mir zu kommen, wenn er mit seiner Arbeit fertig ist.«
Polizeiinspektor Ela hatte seine Nachforschungen anscheinend schon beendet, denn kurz darauf erschien er in dem Büro. Er hatte etwas melancholische Züge.
»Treten Sie näher«, sagte Mr. Smith lächelnd, »und erzählen Sie mir all Ihre Leiden und Ihren Kummer.«
Mr. Ela ließ sich in einem rohrgeflochtenen Stuhl nieder.
»Meine Hauptsorge besteht darin, Augenzeugen zu finden, die nähere Angaben machen können. Bis jetzt fehlt jeder Anhaltspunkt für die Identität der Räuber, die beinahe einen Mord auf dem Gewissen haben. Die Nummer des Wagens war natürlich gefälscht, man hat das Auto nicht über Limehouse hinaus verfolgen können. Ich stehe vor scheinbar unüberwindlichen Schwierigkeiten. Ich weiß nur, daß einer der Vagabunden entweder verwundet oder getötet und von seinem Freund in den Wagen getragen wurde. Es ist möglich, daß seine Leiche irgendwo auftauchen wird - dann könnten wir vielleicht weiterkommen.«
»Wenn das nun zufällig mein Freund Montague Fallock wäre«, meinte Mr. Smith gutgelaunt, »dann könnte ich glücklich sein. Was wollten die beiden denn erbeuten? Suchten sie nach Goldbarren?«
»Das glaube ich kaum - es schienen ganz einfache Diebsgesellen zu sein. Sie haben ein paar Koffer aufgebrochen, einen
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