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Das Gehirn der Galaxis

Das Gehirn der Galaxis

Titel: Das Gehirn der Galaxis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Sie wurde durch Radioimpulse über die Zentrale gesteuert. »Zehn nach sechs. Nachmittag.«
    Sie standen auf und zogen sich an, saubere Wickelgamaschen und weiße Hemden. Sie aßen in der peinlich ordentlichen winzigen Küche, dann telefonierte Raymond mit dem Ruheheim.
    Direktor Birchs Stimme klang energisch aus dem Sprechgerät. »Gott helfe dir, Bruder Raymond.«
    »Gott helfe dir, Direktor. Wie geht es dem Häuptling?«
    Der Direktor zögerte. »Wir mußten ihn unter Sedativa halten. Er hat sehr tiefsitzende Schwierigkeiten.«
    »Kannst du ihm helfen? Es ist sehr wichtig.«
    »Wir können es versuchen. Am Abend werden wir ihn uns vornehmen.«
    »Vielleicht ist es besser, wenn wir dabei sind«, sagte Mary.
    »Wenn ihr wollt … Acht Uhr?«
    »Gut.«
    Das Ruheheim war ein langes, niedriges Gebäude am Rand der Stadt Gloria. Vor kurzem hatte man neue Flügel angebaut, und dahinter lagen noch Baracken.
    Direktor Birch begrüßte sie mit etwas gehetzter Miene. »Wir sind so knapp an Raum und Zeit. Ist dieser Flit denn wirklich so schrecklich wichtig?«
    Raymond versicherte ihm, des Häuptlings Gesundheit sei für alle eine Sache großer Sorge.
    Direktor Birch hob die Hände. »Kolonisten drängen sich zur Behandlung. Sie werden wohl warten müssen.«
    »Ist … diese Schwierigkeit noch immer vorhanden?« fragte Mary nüchtern.
    »Das Heim wurde mit fünfhundert Betten gebaut«, erklärte Direktor Birch. »Wir haben jetzt dreitausendsechshundert Patienten, von den achtzehnhundert Kolonisten, die wir zur Erde evakuiert haben, gar nicht zu reden.«
    »Aber es wird doch sicher allmählich besser?« fragte Raymond. »Die Kolonie ist doch schon über den Berg. Da brauchen wir uns keine Sorgen mehr zu machen.«
    »Die Sorgen scheinen ja die Schwierigkeiten zu sein.«
    »Und was sind die Schwierigkeiten?«
    »Vermutlich die neue Umgebung. Wir sind Menschen des Erdtyps. Die ganze Umgebung ist fremd.«
    »Aber so fremd ist sie doch nicht!« rief Mary. »Wir haben doch genau die Erdgemeinden kopiert. Eine nette, hübsche Gemeinde. Wir haben Erdenhäuser und Erdenblumen und Erdenbäume.«
    »Wo ist der Häuptling?« fragte Bruder Raymond.
    »Nun ja, im Moment auf der bewachten Sicherheitsstation.«
    »Ist er gewalttätig?«
    »Nicht unfreundlich. Er will nur raus. Destrukiv! So etwas habe ich noch nie gesehen.«
    »Hast du … wenigstens eine Ahnung? Vorläufig wenigstens?«
    Grimmig schüttelte Direktor Birch den Kopf. »Wir versuchen noch immer, ihn einzuordnen. Schaut mal.« Er reichte Raymond einen Bericht. »Das ist sein Zonenüberblick.«
    »Intelligenz Null.« Raymond schaute auf. »Ich weiß aber, daß er nicht so dumm ist.«
    »Man würde es auch nicht glauben. Das ist nur eine vage Annahme. Die normalen Tests lassen sich bei ihm nicht anwenden – thematische Wahrnehmung und dergleichen. Sie sind für unseren eigenen kulturellen Hintergrund entwickelt worden. Aber diese Tests hier …« – er deutete auf den Bericht, »… die sind primitiv. Wir verwenden sie bei Tieren, etwa Zapfen in Löcher stecken, Farben zusammenstellen, einander widersprechende Muster festlegen, durch einen Irrgarten fädeln.«
    »Und der Häuptling?«
    Direktor Birch schüttelte betrübt den Kopf. »Wäre es möglich, ein negatives Resultat zu erlangen, so hätte er es.«
    »Wie das?«
    »Nun, wenn er zum Beispiel einen kleinen runden Zapfen in ein kleines rundes Loch stecken soll, so bricht er erst den sternförmigen Zapfen auseinander, dann zwängt er ihn mit Gewalt seitlich hinein, und schließlich zerbricht er das Brett.«
    »Warum?«
    »Wir wollen ihn sehen«, sagte Mary.
    »Er ist doch hoffentlich sicher?« fragte Raymond.
    »Oh, natürlich.«
    Sie hatten den Häuptling in einem sehr hübschen Raum eingesperrt, der drei mal drei Meter groß war. Er hatte ein weißes Bett, weiße Laken, graue Decken. Der Plafond war von einem ruhigen Grün, der Boden von einem ebenso ruhigen Grau.
    »Oh«, sagte Mary lachend, »du warst aber fleißig.«
    »Ja«, sagte Direktor Birch zwischen zusammengebissenen Zähnen. »Er war fleißig.«
    Die Laken waren zerfetzt, das Bett lag mitten im Raum auf der Seite, die Wände waren beschmutzt. Der Häuptling hockte auf der doppelt zusammengelegten Matratze.
    »Warum machst du dieses Durcheinander?« fragte Birch streng. »Das ist wirklich nicht klug, weißt du.«
    »Ihr sperrt mich hier ein«, fauchte der Häuptling. »Ich mache so, wie mir gefällt. In deinem Haus du machst, wie dir gefällt.« Er schaute Raymond

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