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Das Gehirn der Galaxis

Das Gehirn der Galaxis

Titel: Das Gehirn der Galaxis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Waschbretter aussahen.
    Auf der anderen Seite des Weges sahen sie eine andere Herde, diesmal etwa hundert, mit einem einzigen Halbwüchsigen zum Aufpassen.
    »So machen es die Flits«, bemerkte Raymond, »zwölf Kinder hüten zwölf Ziegen, und ein Halbwüchsiger hat hundert Ziegen.«
    »Sie müssen Opfer einer Geisteskrankheit sein … Ist Geisteskrankheit erblich?«
    »Das ist ein strittiger Punkt … Ich rieche schon Alt Fleetville.«
    Maude verließ den Himmel in einem Winkel, der eine lange Dämmerung versprach. Mit schmerzenden Füßen stampften Raymond und Mary weiter in das Dorf. Ihnen folgten die Ziegen und die Kinder.
    »Sie verlassen Neustadt, das saubere, hübsche Neustadt, um in diesen Schmutz zurückzukehren!« rief Mary angewidert.
    »Vorsicht, tritt nicht auf diese Ziege!« Raymond führte sie an einem angefressenen Kadaver vorbei, der auf dem Pfad lag. Mary biß sich auf die Lippen.
    Sie fanden den Häuptling auf einem Felsen; er starrte in die Luft, begrüßte sie weder erstaunt noch erfreut. Kinder trugen dürres Buschzeug und Dornenzweige zu einem Scheiterhaufen zusammen.
    »Was geht hier vor?« fragte Raymond gewaltsam freundlich. »Ein Fest? Ein Tanz?«
    »Vier Männer, zwei Frauen. Werden alle verrückt und sterben. Wir verbrennen sie.«
    Mary schaute den Holzstoß an. »Ich wußte gar nicht, daß ihr die Toten verbrennt.«
    »Diesmal verbrennen wir sie.« Er griff aus und berührte Marys glänzendes Goldhaar. »Du bist mein Weib für eine Weile.«
    Mary trat zurück. »Nein, danke«, erklärte sie mit zitternder Stimme. »Ich bin mit Raymond verheiratet.«
    »Die ganze Zeit?«
    »Ja, die ganze Zeit.«
    Der Häuptling schüttelte den Kopf. »Du bist verrückt. Du stirbst auch bald.«
    »Warum habt ihr den Kanal zerstört?« fragte Raymond streng. »Zehnmal haben wir ihn repariert. Zehnmal kommen die Flits im Dunkeln herab und reißen die Ufer ein.«
    Der Häuptling überlegte. »Der Kanal ist verrückt.«
    »Er ist nicht verrückt. Er hilft bewässern. Er hilft den Bauern.«
    »Er geht immer gleich.«
    »Du meinst, er ist gerade?«
    »Gerade? Was ist das für ein Wort?«
    »Er geht immer in einer Linie, in einer Richtung.«
    Der Häuptling wiegte sich vor und zurück. »Schau mal. Berge. Gerade?«
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Sonne – gerade?«
    »Schau doch …«
    »Mein Bein.« Der Häuptling streckte das linke Bein aus, es war knorrig und mit dichtem Haar bedeckt. »Gerade?«
    »Nein«, seufzte Raymond. »Dein Bein ist nicht gerade.«
    »Dann warum machen Kanal gerade? Verrückt.« Er lehnte sich zurück. Das Thema war für ihn erledigt. »Warum bist du gekommen?«
    »Nun, zu viele Flits sterben«, sagte Raymond. »Wir wollen euch helfen.«
    »Ist schon gut. Ist nicht ich, ist nicht du.«
    »Wir wollen aber nicht, daß ihr sterbt. Warum bleibt ihr nicht in Neustadt?«
    »Flits werden verrückt, springen von Felsen.« Er stand auf. »Kommt. Hier ist Essen.«
    Sie überwanden ihren Widerwillen und knabberten ein wenig an einer gegrillten Ziege. Ohne jede Zeremonie wurden vier Leichen in das Feuer geworfen. Einige der Flits begannen zu tanzen.
    Mary stieß Raymond an. »Paß auf. Aus den Tänzen läßt sich die Kultur eines Volkes verstehen.«
    Raymond paßte auf. »Ich sehe da kein Muster. Da macht einer ein paar Hopser und setzt sich. Andere laufen im Kreis herum. Ein paar wedeln nur mit den Armen.«
    »Die sind alle verrückt«, wisperte Mary. »Verrückt wie Sandpfeifer.«
    Raymond nickte. »Das glaube ich dir.«
    Es begann zu regnen. Red Robundus brannte am Osthimmel, doch machte sich nicht die Mühe, richtig aufzugehen. Der Regen wurde zum Hagel. Mary und Raymond gingen in eine Hütte. Einige Männer und Frauen begleiteten sie, und weil sie nichts Besseres zu tun hatten, begannen sie geräuschvoll mit dem Liebesspiel.
    »Die werden es direkt vor unseren Augen tun«, wisperte Mary verängstigt. »Die haben überhaupt kein Schamgefühl!«
    »Ich gehe nicht in diesen Regen hinaus«, erklärte Raymond grimmig. »Die können von mir aus alles tun, was sie wollen.«
    Mary stieß einen der Männer weg, der ihre Bluse auszuziehen versuchte, und er sprang zurück. »Wie Hunde!« keuchte sie.
    »Die haben keine Hemmungen«, erklärte Raymond apathisch. »Hemmungen führen zu Psychosen.«
    »Dann bin ich auch psychotisch«, schniefte Mary, »weil ich Hemmungen habe.«
    »Ich auch.«
    Der Hagel hörte auf, der Wind blies durch die Scharte und trieb die Wolken vor sich her, dann war der Himmel

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