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Das Gehirn der Galaxis

Das Gehirn der Galaxis

Titel: Das Gehirn der Galaxis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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ihrer neuen Häuser aus zu. Zwanzig oder dreißig kamen mit einer Ziegenherde von oben herab, und die Tiere quartieren sie in der kleinen Kapelle ein. Das Lächeln des Erzdiakons wurde gequält und gefror allmählich, doch zu seiner Ehre sei gesagt, daß er es ihnen nicht verbot.
    Nach einer Weile marschierten die Kolonisten ins Tal zurück. Sie hatten getan, was sie konnten, doch sie wußten selbst nicht genau, was sie getan hatten.
    Zwei Monate später war Neustadt verlassen. Bruder Raymond und Schwester Mary Dunton gingen durch die Siedlung. Die Hütten hatten dunkle Fenster und gähnende Türen.
    »Wohin sind sie nur gegangen?« fragte Mary flüsternd.
    »Die sind alle verrückt«, erklärte Raymond. »Durch und durch verrückt.« Er ging zur Kapelle und schob den Kopf durch den Türspalt. Seine Knöchel wurden ganz weiß, als sich die Hand an den Türrahmen klammerte.
    »Was ist denn los?« fragte Mary besorgt.
    Raymond schob sie zurück. »Leichen … Zehn, zwölf, vielleicht sogar fünfzehn Leichen da drinnen.«
    »Raymond!« Sie schauten einander an. »Wie? Warum?«
    Raymond schüttelte den Kopf. Gemeinsam drehten sie sich um und schauten den Berg hoch in Richtung Alt Fleetville.
    »Ich glaube, das müssen jetzt wir herausfinden.«
    »Aber dies ist … dies ist so schön gewesen«, platzte Mary heraus. »Das sind ja … Biester! Es hätte ihnen hier doch gefallen müssen!« Sie wandte sich ab und schaute über das Tal, denn Raymond sollte ihre Tränen nicht sehen. Neustadt hatte ihr so viel bedeutet. Mit ihren eigenen Händen hatte sie die Steine sauber gewaschen und um jede Hütte einen schönen, ordentlichen Zaun gebaut. Diese Mäuerchen hatten sie einfach umgeworfen, und das hatte ihre Gefühle sehr verletzt. »Die Flits sollen doch leben, wie sie wollen, so schmutzig und eklig, wie sie sind. Sie sind verantwortungslos«, erklärte sie Raymond. »Völlig verantwortungslos!«
    Raymond nickte. »Mary, wir gehen weiter.«
    Mary wischte sich über die Augen. »Vielleicht sind sie auch Gottes Kreaturen, aber ich verstehe nicht, warum sie das sein sollten.« Sie schaute Raymond an. »Und erzähl mir jetzt nur nicht, daß Gottes Wege geheimnisvoll seien!«
    »Okay!«, antwortete Raymond. Sie kletterten über die Felsen hinauf in Richtung Alt Fleetville. Das Tal wurde immer enger. Maude schwang sich zum Zenit empor und schien dort zu hängen.
    Sie blieben stehen, um Atem zu holen. Mary wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Bin ich jetzt verrückt, oder wird Maude größer?« fragte sie.
    Raymond schaute. »Vielleicht schwillt sie wirklich etwas an.«
    »Dann ist es entweder eine Nova, oder wir fallen hinein.«
    »Ich fürchte, in diesem System könnte alles passieren.« Raymond seufzte. »Falls es in der Umlaufbahn Glorias irgendwelche Regelmäßigkeiten geben sollte, so sind sie bisher jeder Analyse entgangen.«
    »Wir können leicht in eine der Sonnen fallen«, sagte Mary nachdenklich.
    Raymond zuckte die Schultern. »Das System geht schon seit ein paar Millionen Jahre so durcheinander. Das ist noch unsere beste Garantie.«
    »Unsere einzige.« Sie ballte die Hände zu Fäusten. »Wenn nur irgendwo ein bißchen Sicherheit wäre, etwas, das man anschauen könnte, um zu sagen, das hier verändert sich nicht, darauf kann man sich verlassen. Aber hier gibt es nichts! Das reicht wirklich, einen zum Wahnsinn zu treiben.«
    Raymonds Lachen wirkte zerbrechlich wie Glas. »Nicht, Liebes. Die Kolonie hat auch so schon genug Sorgen.«
    Sofort wurde Mary wieder nüchtern. »Entschuldige, Raymond …«
    »Ich machte mir schon Sorgen«, gab Raymond zu. »Gestern erst habe ich im Ruheheim mit Direktor Birch gesprochen.«
    »Wie viele sind es jetzt?«
    »Fast dreitausend. Und jeden Tag kommen noch mehr dazu.« Er seufzte. »Gloria hat etwas an sich, das jedem Menschen entsetzlich auf die Nerven geht. Das läßt sich leider nicht leugnen.«
    Mary holte tief Atem und drückte Raymonds Hand. »Liebling, wir werden dagegen kämpfen und siegen! Es wird allmählich doch alles Routine werden. Wir werden alles in Ordnung bringen.«
    »Mit Gottes Hilfe«, antwortete Raymond.
    »Da geht Maude schon wieder«, sagte Mary. »Wir sehen besser zu, daß wir noch bei Licht nach Alt Fleetville kommen.«
    Ein paar Minuten später begegneten sie einem Dutzend Ziegen, die von ebenso vielen Schmuddelkindern begleitet waren. Einige hatten Lumpen an, andere Ziegenfelle, wieder andere gar nichts, und der Wind blies auf ihre Rippen, die wie

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