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Das geht auf keine Kuhhaut

Das geht auf keine Kuhhaut

Titel: Das geht auf keine Kuhhaut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Wagner
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entstand. Im 18. Jahrhundert dann bekam der Ausdruck die uns auch heute noch geläufige übertragene Bedeutung. Genau genommen hat diese Larve ja doch etwas mit der Larve im Tierreich zu tun, denn hinter der Kaulquappe ist gewissermaßen der Frosch noch verborgen, der erst noch „entlarvt“ werden muss.
    „Mit verschränkten Armen“
    untätig

    W enn man seine Arme miteinander verschränkt, kann dies aus Bequemlichkeit oder Verlegenheit geschehen, weil die Arme dann nicht sinnlos am Körper herabhängen, sondern eine Art Hängematte bilden. Aber auch in einer weniger angenehmen Situation findet man sich mit verschränkten Armen wieder: in der Zwangsjacke, in die gewalttätige Menschen zu ihrem eigenen und dem Schutz anderer gesteckt werden. In beiden Haltungen, der freiwilligen wie der unfreiwilligen, sind die Arme und dadurch vor allem die Hände nicht nutzbar. Kein Wunder, dass diese Geste schon im Mittelalter Ausdruck und Gebärde der Gleichgültigkeit bzw. Distanz war; als solche wird sie schon im „Sachsenspiegel“, dem ältesten deutschen Rechtsbuch aus dem Jahre 1230, gezeigt. Auch heute wird diese – meist unbewusst eingenommene – Haltung von Verhaltenspsychologen als Hinweis interpretiert, dass jemand in Opposition geht.

    |134|

|135| Kapitel 7: Häusliches
„Immer die alte Leier“
    Von Maulaffen und Brotkörben

    |136|
    |137| „Dahin gehen, wo der Pfeffer wächst“
    sich sehr weit entfernen
    D ie einfachen Leute im Mittelalter würzten ihre Speisen natürlich mit einheimischen Gewürzpflanzen wie Senf. Weil Senfbrühe wie heute Ketchup über alle möglichen Speisen gegeben wurde, sagt man heute noch, dass jemand seinen Senf dazugibt, wenn er sich in etwas einmischt. Pfeffer als exotisches Gewürz war vor allem wegen seines langen Transportweges sehr teuer. Das Land, aus dem Pfeffer importiert wurde, war Indien, das für damalige Verhältnisse unvorstellbar weit entfernt war, also die richtige Gegend, um jemanden dorthin zu wünschen. Pfeffer war so kostbar, dass man ihn auch als Zahlungsmittel benutzte; er war zeitweise sogar mehr wert als Gold: Erst gegen Zahlung von 3000 Pfund Pfeffer soll der Westgotenkönig Alarich um 408 die Belagerung von Rom aufgehoben haben. Im Mittelalter beglich man mit Pfeffer Steuern und Zölle, sein Genuss bedeutete soziales Renommee, und wirklich reiche Leute gebrauchten das teure Gewürz verschwenderisch, um ihren Reichtum zu zeigen. Die Schärfe des Pfeffers trieb damals schon Tränen in die Augen, ähnlich wie hohe Rechnungen, weshalb man auch schon 1600 von gepfefferten Preisen sprach.

    „Süßholz raspeln“
    schmeicheln, Komplimente machen
    Z ucker war im Mittelalter ein seltenes Luxusgewürz der Reichen, ähnlich wie Salz und Pfeffer. Das gemeine Volk verwendete Honig zum Süßen. Dabei war es bis ins Mittelalter nicht so einfach, schmerzlos an diesen Rohstoff heranzukommen, erst im 14. Jahrhundert wurde die Honiggewinnung professioneller betrieben. 1747 wurde die Zuckerrübe als Lieferant entdeckt, ab 1801 wurde Zucker fabrikmäßig produziert und stand nun billig und in jeder Menge zur Verfügung. Und was schenkte der Galan der Umworbenen im Mittelalter? Er schabte oder raspelte den zuckerhaltigen Wurzelstock des Spanischen Süßholzes, um seiner „Süßen“ ein Geschenk zu machen, dem sie nicht widerstehen konnte. Unvorstellbar, heute eine Dame mit Süßem rumzukriegen? Und was ist mit der „längsten Praline der Welt“ aus der Werbung?
    |138| „Den Brotkorb höher hängen“
    knapper halten, strenger behandeln
    D ie Möglichkeiten der Konservierung von Lebensmitteln waren im Mittelalter begrenzt. Räuchern, Pökeln und Trocknen waren üblich, ansonsten musste immer frisch zubereitet werden. Haltbare Nahrungsmittel wie Räucherfisch und Dörrfleisch, aber auch in Körben gelagerte Backwaren wurden in der Küche an der Decke aufgehängt, um sie vor Ratten und Mäusen zu schützen. In Hungerperioden musste der Brotkorb, der normalerweise handlich in Griffhöhe angebracht war, höher gehängt werden, um den Zugriff außerhalb der reglementierten Essensausgabe mit ihren knappen Rationen zu unterbinden. Die Tatsache, dass Brot eines der wichtigsten, für sehr viele Menschen das einzige Nahrungsmittel war, lässt ahnen, dass es sehr schlechte Zeiten waren, in denen der Brotkorb höher gehängt werden musste. Kein Wunder, dass diese Redensart gerade im 17. Jahrhundert, nämlich zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges, entstanden ist.
    „Da brat mir

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