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Das Geiseldrama

Das Geiseldrama

Titel: Das Geiseldrama Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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ausschaltete. Dann wurde der Schlag geöffnet. Sie stieg
aus.
    Er sah unter dem Wagen durch.
    Sie trug ziemlich plumpe Schuhe
und latschte ins Hauptgebäude zurück.
    Er wartete, bis sie drin war.
Dann sauste er zur anderen Seite hinüber und verschwand hinter dem Pauker-Silo.
    Das Gebäude hatte Rückfenster.
Er äugte durch die Scheibe in Frankes Wohnung und stellte fest, daß niemand
drin war.
    Mit dem Ellbogen drückte er die
Scheibe ein. Vor dem Haus war das Geräusch nicht zu hören. Er öffnete das
Fenster, kletterte über die Splitter und sprang auf den Spannteppich.
    Das Telefon war unversehrt —
und ein Direktanschluß.
    Flugdrossel? Hahah! Das stand
wohl für Flugzeug. Oder? Landeplatz Pisa? Pisa verfügt bekanntlich über einen
schiefen Turm. Aber unser südliches Waldgebiet auch, dachte er. Auf einen
blöderen Code (Verschlüsselung) sind sie wohl nicht gekommen, diese
Staatsfeinde.
    Er wählte Glockners Nummer.
Besetzt.
    Er wählte Karls Nummer.
    „Ja, hallo?“ Karl keuchte.
Offenbar war er im selben Tempo zurückgefahren. „Karl Vierstein.“
    „Hier spricht die Brigade
Staatsfeind“, sagte Tarzan mit verstellter Stimme. „Wenn Sie nicht
augenblicklich den Flur tapezieren, Computer, passiert ein Unglück.“
    „Mensch, Tarzan“, japste Karl.
„Sag nur, du... Wo bist du? Was ist?“
     
    *
     
    Tarzan schlich schon zum
dritten Mal ums Hauptgebäude, als ihm die Idee kam.
    Klar, dachte er, jetzt wische
ich dem Wachposten eins aus. Der hat mich eben doch übersehen, obwohl er auf
dem Dach sitzt.
    Pfeifend bog er um die Ecke.
Wohlgemut betrat er das Hauptgebäude. Im Flur ging er am Schwarzen Brett
vorbei.
    Wo der Brennpunkt des
Geschehens war, hatte er längst herausgefunden. Also ab in Richtung Speisesaal!
    Wieder pfiff er, obwohl er sich
nicht für eine bestimmte Melodie entscheiden konnte. Es wurde eine Mischung aus
,Oh, wie wohl ist mir am Aaahaaabend’ und ,Yeah, yeah, yeah’.
    Jetzt war er an der Schwingtür.
Die Stille dahinter war geradezu beklemmend. Er stieß die Tür auf und trat ein.
    Etwa 40 Schüleraugenpaare
starrten ihn an. Die Blicke der Lehrer waren auf ihn gerichtet. Vier
Terroristen glotzten und hatten außerdem ihre Waffen auf ihn angelegt.
    Er blieb stehen. Er zwang
Verblüffung in seine Miene. Er riß die Augen auf, bemerkte die MP und Pistolen
und sagte: „Huch! Um Himmels willen! Was ist denn hier los?“
    „Überfall?“ krähte Klößchen.
„Terroristen haben die Schule besetzt. Ist das nicht Klasse! Unseren
Enkelkindern werden wir das noch erzählen! Wer kann sowas schon vorweisen.“
    „Halt den Mund, Fettmops!“
brüllte Schorbach. Mit zwei Schritten war er bei Tarzan. „Wo kommst du her?“
    Tarzan tat, als zucke er
zusammen. „Woher? Von draußen? Draußen ist herrliches Wetter. Sie sollten sich
in die Sonne setzen, dann...“
    „Woher du kommst, will ich
wissen!“ Schorbach stieß ihm die Pistole gegen die Rippen.
    „Aus der Stadt“, sagte Tarzan.
    „Und wie bist du hergekommen?“
    „Zu Fuß. Wie immer. Wie denn
sonst?“
    „Über die Straße?“
    „Ich gehe immer über die
Straße. Unter der Straße geht sich’s nicht gut. Und auf Wolken wandele ich nur,
wenn... Au! Warum stoßen Sie mich so? Sind Sie etwa ein Terrorist? Ja,
Kruzitürken, was wird hier gespielt?“
    Francesca Oliviri löste ihren
Komplicen ab. „Mensch, Heinz! Merkst du nicht, daß dich der Bengel verarscht?“
Sie schob Schorbach beiseite. Böse sah sie Tarzan an. „Wie bist du hier
reingekommen?“
    „Reingekommen? Durchs Tor,
natürlich.“
    „Das ist unmöglich.“
    „Wirklich? Soll ich’s Ihnen
vormachen?“
    „Wir haben einen Wachposten auf
dem Dach!“
    „Das ist doch Ihr Problem.“
    „Der hätte dich bemerkt.“
    „So, hätte er? Was fragen Sie
mich, gnädige Frau? Sehen Sie nach Ihrem Wachposten? Vielleicht ist er
runtergefallen oder eingeschlafen? Oder er braucht eine Brille.“
    „Haaaaah!“ brüllte Schorbach.
„Jetzt erkenne ich dich. Du bist Peter Carsten.“
    „Was gibt es daran zu erkennen?
So heiße ich schon seit fast 14 Jahren.“
    Schorbach trat dicht vor ihn.
Wut stand auf seinem rohen Gesicht. „Du bist der Saukerl, der mich im Bahnhof
anfiel, als der Roland die Kurve kratzte. Schön, dich wiederzusehen! Jetzt
breche ich dir die Rippen.“
    Tarzan lächelte. „Wenn Sie mich
anrühren, mache ich Hackfleisch aus Ihnen. Vielleicht erschießen mich Ihre
Komplicen dann. Aber das wäre ein schlechtes Geschäft. Sie würden die
schlimmste

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