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Das geschenkte Leben

Das geschenkte Leben

Titel: Das geschenkte Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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können mir auch sagen, daß ich mich zum Teufel scheren soll; Ihre Privatsphäre gehört schließlich ihnen. Aber ich würde Sie gern besser kennenlernen; wir werden von jetzt ab viel zusammenarbeiten.«
    »Es macht mir nichts aus, von mir zu erzählen, denn ich habe keine Geheimnisse«, sagte Eunice. (Ich erzähle ja doch nur, was ich auch wirklich erzählen will). Sie ließ ihre Fußstütze herunter und setzte sich aufrecht. »Ich bin achtundzwanzig, das erstemal verheiratet und noch ohne Kinder, obwohl ich für zwei die Genehmigung habe. Mit achtzehn gewann ich einen Schönheitswettbewerb, mit einem Jahresvertrag für Auftritte in verschiedenen Städten des Landes, Probeaufnahmen fürs Fernsehen, die üblichen Sachen. Aber dann fiel ich beim nationalen Schönheitswettbewerb durch und begriff, wie viele hübsche Mädchen es gibt. Zu viele. Und als ich von ihnen hörte, was man alles durchmachen muß, um ins Fernsehen zu kommen und dort zu bleiben, da gab ich auf. So scharf war ich nicht darauf. Ich ging wieder zur Schule und ließ mich als Programmiererin und Sekretärin ausbilden, und danach suchte ich mir einen Arbeitsplatz. Der war hier in der Hauptverwaltung. Später arbeitete ich als Aushilfe für Mr. Biermann, während seine reguläre Sekretärin ein Kind bekam … dann kam sie nicht zurück, und ich blieb, und als Mr. Biermann in den Ruhestand ging, fragte mich Mr. Smith, ob ich es bei ihm versuchen wolle, und so ergab es sich, daß ich heute hier sitze. Ich kann sagen, daß ich sehr viel Glück gehabt habe.«
    »Sie sind ein kluges und tüchtiges Mädchen, Eunice. Aber ich glaube bestimmt, daß Ihr Aussehen viel damit zu tun hatte, daß Johann Sie als seine persönliche Sekretärin behielt.«
    »Ich weiß«, sagte sie. »Andererseits hätte er mich nicht behalten, wenn ich mit seiner Arbeit nicht zurechtgekommen wäre.«
    »Das ist richtig«, stimmte er zu, »allerdings gibt es recht beeindruckende Statistiken, die beweisen, daß schöne Frauen im Durchschnitt intelligenter sind als der eher häusliche Typ.«
    »Oh, das glaube ich nicht! Nehmen Sie zum Beispiel Mrs. Biermann – sie sieht wirklich sehr bieder aus, ist aber ausgesprochen clever.«
    »Ich sagte ›im Durchschnitt‹«, erwiderte er. »Was ist denn ›Schönheit‹? Ein weibliches Nilpferd muß seinem Partner schön erscheinen, sonst wäre die Art innerhalb einer Generation ausgestorben. Was wir als ›Schönheit‹ bezeichnen, ist mit Sicherheit nur eine Art Sammelbegriff für diverse überlebenswichtige Charakteristika. Und dazu gehört auch die Intelligenz. Glauben Sie, ein männliches Nilpferd würde Sie für schön halten?«
    Sie kicherte. »Wahrscheinlich nicht.«
    »Sehen Sie? In Wirklichkeit sind Sie gar nicht schöner als ein weibliches Nilpferd. Sie sind lediglich eine Ansammlung bestimmter Charakteristika, die für das Überleben unserer Art von Nutzen sind.«
    »Wahrscheinlich haben Sie recht.« (Hmpf! Gib mir nur eine Chance, dann zeige ich dir schon, was ich bin.)
    »Doch da Johann – und ich – zu Ihrer Spezies gehören, empfinden wir Sie als schön. Johann war davon immer sehr angetan.«
    »Ja, das weiß ich.« Sie streckte ihr scharlachrotes Bein von sich und betrachtete es kritisch. »Ich ziehe mich so an, weil es dem Boß gefällt. Als ich anfing, trug ich so wenig wie die anderen Mädchen in den äußeren Büros – Sie wissen schon, Hautmalerei und sonst nicht viel. Dann, als ich für Mr. Biermann arbeitete, fing ich an, ganz züchtige und einfache Kleider zu tragen – hochgeschlossen und so, nicht mal durchscheinend –, denn er war eine Art Puritaner und verachtete Mädchen, die halbnackt oder dreiviertelnackt herumliefen. Wenn die Frauen nicht als Ware angesehen werden wollen, sagte er immer, dann sollen sie sich auch nicht als Ware ausstellen. Das nahm ich mir damals zu Herzen, und so blieb ich bei meinen einfachen Kleidern, als ich bei Mr. Smith anfing.
    Bis er mich an einem Samstagabend zu sich bestellte. Er hatte ein paar brandeilige Sachen und wollte, daß ich sofort zu ihm käme. Ich hatte eine Art Bikini an, und Joe hatte mich gerade bemalt, weil wir zu Freunden wollten. Joe ist Künstler, habe ich Ihnen das schon gesagt?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Er ist es wirklich. Er macht meine Hautmalerei, gestaltet sogar mein Gesicht. Nun, ich raste sofort los – Sie wissen, wie ungeduldig Mr. Smith ist, und ich war noch neu bei ihm und wollte ihn nicht warten lassen. Ich fuhr sogar durch ein aufgegebenes Gebiet, das

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