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Ewiglich die Hoffnung

Ewiglich die Hoffnung

Titel: Ewiglich die Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Ashton
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Kapitel Eins
    NACHTS
    Mein Zimmer.
    Ich sehe Jack jede Nacht. In meinen Träumen.
    Er liegt neben mir. Zwei parallele Welten – die Oberwelt für mich, die Tunnel des Ewigseits für ihn –, die sich an diesem einen Punkt überlappen. Nur für einen Moment. In meinem Zimmer, während ich träume.
    Sein Haar wellt sich noch immer perfekt über den Ohren. Der Metallstift durch seine Augenbraue schimmert heute Nacht im matten Mondlicht, das durchs Fenster fällt. Mir ist, als könnte ich den Finger heben und ihn berühren.
    Aber ich muss mir in Erinnerung rufen, dass der Stift nicht wirklich schimmert, denn er ist bloß eine schlechte Kopie der Realität. Genau wie Jack.
    Er fängt an, Kleinigkeiten zu vergessen. Dinge, die er früher nie vergessen hätte.
    »Worüber reden wir, wenn ich hier bin?«, fragt er.
    »Über alles Mögliche«, sage ich.
    »Was denn so?«
    »Du sagst immer, dass du mich vermisst.«
    Er legt eine Hand auf meine, und sie gleitet einfach hindurch. Er hat vergessen, dass er für mich ein Geist ist. Oder vielleicht bin ich ja der Geist. »Das ist doch klar«, sagt er. »Was noch?«
    »Du sprichst über die Zeit, als Jules dir erzählt hat, dass ich dich mag.«
    »Und?«
    Die Worte strömen aus mir heraus, während die Erinnerungen mein Herz wie eine Decke umhüllen. »Du sprichst über die Skihütte deines Onkels. Den Weihnachtsball. Darüber, wie mein Haar meine Augen verbirgt. Wie perfekt meine Hand in deine passt. Wie sehr du mich liebst. Dass du niemals gehen wirst.«
    »Und was sagst du zu mir?«
    »Ich sage, dass es mir leidtut. Und ich frage, wie ich das schaffen soll.« Meine Stimme bebt. »Wie soll ich das schaffen, Jack?«
    »Was denn schaffen?«
    »Dieses geborgte Leben leben. Ohne dich. In dem Wissen, dass du meinetwegen dort bist.«
    Er schweigt. Die ersten Sonnenstrahlen strömen herein, und auf einmal ist der Morgen da, wie immer zu schnell, und ich bewege mich unwillkürlich im Schlaf.
    Er betrachtet mich. Er weiß, dass ich gleich aufwache. »Wie verabschieden wir uns?«
    Ich versuche, mir meinen Schmerz bei dem Wort nicht anmerken zu lassen; oder meinen Zorn auf das Ewigseits, weil es überhaupt existiert; oder meine Verachtung für Cole, weil er mich vor etwas über einem Jahr mit zur Nährung genommen hat. Aber vor allem darf ich mir nicht anmerken lassen, wie wütend ich auf mich selbst bin. Jack mag es nicht, wenn ich wütend bin.
    Ich achte darauf, dass meine Stimme ruhig ist. »Wir sagen: ›Bis morgen.‹«
    »Bis morgen, Becks.« Er kneift die Augen zu, als könne er es nicht ertragen, mich verschwinden zu sehen.
    Ich lege meine Hand auf seine, greife hilflos in die Luft.
    Seine Vergesslichkeit macht mir Sorgen. In den meisten Nächten ist er wach und klar; seine Gedanken sind logisch. Aber er hat auch schlechte Nächte, wie diese, und ich frage mich, ob er mich letztendlich vergessen wird, und dann kommt er mich nie mehr in meinen Träumen besuchen.
    Falls das passiert, werde ich ihn dann noch lebendig halten können?
    Die Sonne geht auf, ich öffne die Augen, und Jack ist fort. Mein Bett ist leer, und ich bin allein mit meinen Schuldgefühlen. Ich schlinge die Arme um das Kopfkissen und frage mich, wie lange ich wohl mit diesem Riss im Herzen weiterleben kann.
    Vielleicht wird er so groß werden, dass er mich verschlingt.
    Und dann? Werde ich Jack im nächsten Leben wiedersehen?
    DIE OBERWELT
JETZT
    Mein Zimmer.
    Die Schlagzeile lautete: DIE DEADS IN AUSTIN.
    Ich verdrehte die Augen. Die reißerisch aufgemachte Schlagzeile kündigte nämlich lediglich ein Überraschungskonzert der Dead Elvises in Austin, Texas an.
    Vor zwei Monaten hatte ein Reporter der Zeitschrift Rolling Stone sie die »nächsten Grateful Deads « getauft. Seitdem war der Spitzname Deads hängen geblieben. Ich hatte nicht übel Lust, dem Reporter eine reinzuhauen.
    Aber in letzter Zeit wollte ich irgendwie jedem eine reinhauen.
    Ich kopierte den Artikel, schnitt die Schlagzeile aus und ging damit zu meinem Schreibtisch. Die meisten Leute hätten so etwas wahrscheinlich auf ihrem Computer gespeichert, aber was meine Suche nach Cole und den übrigen Dead Elvises anging, bevorzugte ich greifbare Spuren. Eine Landkarte konnte ich ausbreiten. Schlagzeilen konnte ich falten und falten und nochmals falten.
    Wenn meine Hände beschäftigt waren, dann war auch mein Kopf beschäftigt, und wenn mein Kopf beschäftigt war, dann war es fast möglich, die Erinnerungen an meine letzten Träume von Jack nicht

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