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Das geschenkte Leben

Das geschenkte Leben

Titel: Das geschenkte Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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ich sonst immer umgehe.«
    »Eunice, Sie sollten niemals in ein aufgegebenes Gebiet fahren. Mein Gott, Kind, selbst die Polizei riskierte es nur in gepanzerten Fahrzeugen. Sie könnten vergewaltigt und ermordet werden, und kein Mensch würde jemals davon erfahren.«
    »Ja, ich weiß, Mr. Salomon. Nun, damals war ich noch etwas leichtsinnig, und außerdem hatte ich Angst, meinen Job bei Mr. Smith zu verlieren. Ich entschuldigte mich für meinen Aufzug und versuchte ihm zu erklären, warum ich so gekommen war, aber er fand es gut. Von da an hörte ich auf, wie eine Nonne herumzulaufen. Er fiel nie aus der Rolle, wissen Sie. In all den Jahren, die ich für Mr. Smith gearbeitet habe, hat er nie auch nur meine Hand berührt. Er macht bloß schmeichelhafte Bemerkungen, wenn ich wieder mit einem neuen Kostüm komme – zuweilen sind sie ziemlich gesalzen, und dann schelte ich ihn und drohe, es meinem Mann zu sagen, und er gackert vor Vergnügen. Alles ganz harmlos.«
    »Sicher. Aber Sie müssen vorsichtiger sein, wenn Sie zur Arbeit fahren oder von der Arbeit kommen. Ich meine nicht bloß, daß Sie die aufgegebenen Zonen meiden sollen. Mit Ihrem Aussehen und der Art, wie Sie sich kleiden, sind Sie überall in Gefahr. Ist Ihnen das nicht klar? Weiß Ihr Mann es nicht?«
    »Oh, ich bin vorsichtig, Sir; ich weiß, was passieren kann. Ich lese die Zeitung wie Sie. Aber ich habe keine Angst. Obwohl ich keine Erlaubnis habe, trage ich immer einen Revolver bei mir – und eine Sprühdose mit Tränengas. Und ich weiß damit umzugehen. Der Boß hat mir den Revolver besorgt, und seine Wächter haben mir das Schießen beigebracht.«
    »Hmm. Als Jurist wäre ich verpflichtet, Sie zu melden. Aber als ein Mensch, der weiß, was für ein tödlicher Dschungel diese Stadt ist, finde ich es richtig und vernünftig. Wenn Sie den Mut haben, sich im Fall eines Angriffs schnell und wirksam zu verteidigen, und wenn Sie danach klug genug sind, sich schnell davonzumachen und der Polizei nichts zu sagen. Das sind viele ›Wenn‹, Eunice.«
    »Wirklich, ich fürchte mich nicht. Wenn Sie mein Anwalt wären, würde alles, was ich Ihnen erzähle, unter Ihre Schweigepflicht fallen, nicht wahr?«
    »Ja. Wollen Sie mich zu Ihrem Anwalt machen?«
    »Äh … ja, Sir.«
    »Sehr gut. Ich bin es. Erzählen Sie.«
    »Nun, eines Abends wurde ich zum Blutspenden gerufen. Ich mußte allein fahren, Joe war nicht da. Es machte mir nichts aus, ich war schon öfter nachts gerufen worden und allein gefahren. Ich habe meinen kleinen Wagen in unserer Wohnung und bleibe darin, bis ich im Innern des Krankenhauses oder wo immer bin. Aber – kennen Sie dieses alte Krankenhaus auf der Westseite, zu Unserer Lieben Frau, oder wie es heißt?«
    »Ich fürchte, nicht.«
    »Spielt keine Rolle. Es ist ein alter Kasten aus der Zeit, bevor die Regierung die Versuche aufgab, die Sicherheit auf den Straßen zu garantieren. Kein Wagenaufzug, kein Parkplatz im Gebäude. Nur ein offener Platz mit einem Zaun und einem Wächter am Tor. Es passierte, als ich ausstieg. Jemand versuchte, mich zwischen den geparkten Wagen anzuspringen. Ich weiß nicht, ob er meine Geldbörse oder mich wollte. Ich weiß nicht mal, ob es ein Mann war, es könnte auch eine Frau gewesen sein …«
    »Unwahrscheinlich.«
    »Wie dem auch sei, bevor er mich greifen konnte, hatte er schon zwei Kugeln im Leib. Ich sah nicht lange nach, wer es war oder ob er tot war. Ich sprang wieder in meinen Wagen und sauste ab, direkt nach Hause. Ich meldete es nicht der Polizei, ich sagte Joe nichts davon. Sie sind der erste, dem ich es anvertraue.«
    »Ich sehe, Sie sind ein tapferes Mädchen und können schießen, wenn es sein muß. Aber Sie haben bei Ihrem Leichtsinn auch sehr viel Glück gehabt. Hmm. Johann hat einen gepanzerten Wagen wie diesen und vier Wachen, die immer zu zweit Schichtdienst tun, falls er den Wagen braucht.«
    »Natürlich hat er Wachen, mehr als vier, möchte ich meinen. Aber ich weiß nichts von seinen Wagen.«
    »Er hat einen Rolls-Skoda. Eunice, wir werden uns nicht länger darauf verlassen, daß Sie schießen können. Sie können Ihren Wagen verkaufen oder Blumen darin pflanzen; von jetzt an werden Sie Leibwächter und einen gepanzerten Wagen haben. Immer.«
    Eunice machte ein erschrockenes Gesicht. »Aber Mr. Salomon! Selbst mit meinem neuen Gehalt könnte ich nie …«
    »Hören Sie mich an, liebes Kind. Sie wissen, daß Johann nie wieder in einem Wagen fahren wird. Aber er hat immer noch seinen

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