Das Geschwärzte Medaillon (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)
verlangte. Keine von ihnen würde sich der Macht des Medaillons widersetzen können, wenn sie damit konfrontiert wurde. Keine außer Keira. Ich wusste, dass auch ich diesen Kampf verlieren würde, sobald er es darauf ankommen ließ. Ich würde mich eine Zeit lang wehren können, aber früher oder später würde ich den Kampf verlieren. Kein Wunder also, dass sie verbittert klang. Es war der Grund, warum ich Keira den Seelentropfen gegeben hatte.
»Woher wissen wir, dass er euch nicht in diesem Moment kontrolliert und uns in eine Falle lockt?«, Keira fragte es so scharf, dass ich selbst ein wenig von ihr abrückte. Auf Claras Gesicht breitete sich ein zynisches Lächeln aus.
»Ihr würdet es merken. Sobald er einen besitzt, ist man wie hirntot. Oder zumindest hört man sich so an, aber am eindeutigsten ist dann diese unendliche Verehrung. Man würde dann sofort von der obersten Terrasse springen, wenn er einen darum bittet«, setzte sie hintendran. Keira entließ sie nicht aus ihrem prüfenden Blick.
»Und was genau habt ihr vor?«, fragte sie in einer plötzlich ganz anderen Tonlage. Sie klang wie ein Kind, das gerade den grandiosesten Streich aller Zeiten plante.
»Naja ...«, setzte der junge Mann an.
»Wie heißt du?«, fuhr ich ihm unhöflich dazwischen. Ich wollte für meinen Gedanken einen Namen haben. Er schien für eine Sekunde von meiner unerwarteten Zwischenfrage verwirrt.
»Entschuldigt. Ich habe aufgrund der ganzen Aufregung wohl ganz vergessen, mich vorzustellen. Ich bin Jason.«
Jason, das passte irgendwie.
»Gut, Jason, du wolltest mir gerade antworten«, fuhr Keira fort und sah mich dabei verärgert an.
»Ich wollte sagen, dass es darauf ankommt, was ihr vorhabt. Unser Plan bestand bis jetzt darin, uns im Hintergrund zu halten, damit wir nicht unseren Verstand verlieren.«
Seele traf es wohl besser, dachte ich bitter. Sie wussten alle gar nicht, was für Ausmaße das alles hatte. Ich war mir nicht einmal sicher, ob ich das so genau wusste. Keira funkelte mich strahlend an. Sie hatte ihre eigene kleine Armee gefunden.
»Woher wisst ihr überhaupt, wer wir sind?«, fragte ich erneut dazwischen. Bis vor kurzem war ich noch ein Niemand gewesen und jetzt ...
»Ehm, das ist wohl mein Verdienst.«
Ein schlaksiger Junge hatte sich unbeholfen geräuspert und sah nun verunsichert zu mir. Offensichtlich befürchtete er, dass ich sauer sein könnte und ihn mit einem Blitz aus meinen Augen niederstreckte.
»Und du bist?«, fragte ich tatsächlich etwas angriffslustig. Wer weiß, was er ihnen alles erzählt hatte. Janlan Alverra, die Superheldin Alaniens. Ich hätte am liebsten laut gelacht.
»Robert«, antwortete er scheu.
»Und woher willst du wissen, wer ich bin?«
Keira versetzte mir unter dem Tisch einen Tritt, den ich geflissentlich überging. Sie hatte nicht stark genug zugetreten, damit ich zusammenzuckte. Sicherlich fiel ihr dazu die Kraft, auch wenn sie gerade alles andere als kraftlos wirkte. Die Macht der Motivation, wie ich wieder dachte.
»Ich äh, mein Onkel. Er ist ein Freund von Daniel Reeden.«
Natürlich. Kleiner konnte die Welt wohl nicht mehr werden.
»Und seit wann bist du hier?«
»Seit zwanzig Jahren.«
Das hatte ich nun nicht erwartet und es verschlug mir buchstäblich die Sprache. Keira ging es ganz ähnlich.
»Ich sagte doch, dass hier nichts so ist, wie es scheint. Robert ist der Älteste unter uns, aber er sieht kaum älter aus als sechzehn. Nicht wahr?«
Ich nickte. Mir fehlten immer noch die Worte.
»Tja, das liegt daran, dass man nicht mehr altert, sobald er auch nur für einen winzigen Moment die Kontrolle hatte. Es ist, als würde er einen kurz brechen, nur um einen Schalter umzulegen und dann ignoriert er einen wieder, falls man Glück hat. Ich glaube, er mag gealterte Menschen nicht. Zumindest ist mir noch nie einer begegnet. Der Älteste, den ich getroffen habe, war neunundzwanzig.«
Hatte er meinen Schalter schon umgelegt? Alleine die Vorstellung, dass Craig und Keira alterten, während ich genauso blieb, wie ich jetzt gerade war ... Ich konnte den Gedanken nicht zu Ende bringen. Vielleicht würden die beiden nie die Möglichkeit bekommen alt zu werden und wenn das geschah, dann war es meine Schuld.
»Also?«, fragte Jason, der gespannt auf unseren genialen Plan wartete.
»Wir müssen zu allererst jemanden finden«, sagte Keira so selbstischer, dass kein Zweifel bestand, dass sie soeben Jason und Clara als Anführerin abgelöst hatte und die beiden
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