Das Geschwärzte Medaillon (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)
nur.
»Was?«, wiederholte ich wütend.
»Ahh«, sagte er genüsslich. »Da sind sie wieder. Diese wunderschönen roten Augen.«
Ich war wieder in der Blutsicht und hatte auch nicht das geringste Verlangen daran etwas zu ändern. Es war einfacher zornig zu sein. So zornig, dass man die Kontrolle verlor. Es war einfacher als die ganze Verantwortung und die Last. Einfacher, als sich zwischen Liebe und Leben zu entscheiden.
»Sie steht dir. Diese allumfassende Rachsucht. Ist es nicht berauschend so mächtig zu sein? Möchtest du nicht die Macht tausender Seelen spüren, wenn du sie deinem Willen unterwirfst? Es liegt in deiner Magie, genauso wie in meiner, alles und jeden zu kontrollieren. Du musst es nur wirklich wollen. Lass los und werde mein, dann schuldest du niemanden mehr Rechenschaft. Dein Wille ist dann alles, was zählt. Ich lasse dir die Wahl.«
Er säuselte es so verführerisch in mein Ohr, dass das Monster in mir ihm verfiel. Der eigensüchtige Teil, der sich nicht um die Welt scherte. Dieser Teil wollte Leander. Er wollte Leander und die Welt, die er ihm vorhersagte. Die Welt, in der niemand mir etwas vorschreiben konnte. In der niemand von mir und meinen Entscheidungen abhängig war. Die Welt, in der ich mein Leben leben konnte, ohne an andere gefesselt zu sein. Die Gier in mir wurde so groß, dass ich es kaum ertrug. Ich war in diesem Moment nicht Janlan, die Seelenseherin. Ich war vielmehr Janlan, der Racheengel.
Der Racheengel, der dieses unvergleichliche Geschöpf wollte. Ihn und all das, was er ihm versprach. Meine Seele, der Teil von mir, der immer noch ich war, schrie nach meinem Bewusstsein. Kämpfte um die Kontrolle, aber es schien, als hätte sich eine Wand errichtet, die alleine von diesem Racheengel durchdrungen werden konnte.
Heißer, brennender Schmerz zuckte durch meinen Körper, als sich dieser an Leanders schmiegte. Ich spürte jeden einzelnen seiner perfekten Muskeln. Fühlte, wie sie vor Erregung arbeiteten und mich immer enger an sich zogen. Entsetzt beobachtete ich aus meinen eigenen Augen heraus, wie ich mich immer mehr zu seinem Gesicht beugte. Ich spürte die suchenden Bewegungen meiner Lippen und empfand diese schreckliche Erleichterung, als sie seine endlich berührten. Wie hatte er das geschafft? Ich war noch Herr über meine Seele und dennoch hatte ich die Kontrolle über meinen Körper völlig verloren. Ich war nicht mehr nur eine Gefangene dieser Stadt. Ich war die Gefangene meines eigenen Körpers. Ich versuchte seine Berührungen auszublenden, aber der Schmerz ließ es nicht zu. Er bohrte sich in meine Seele und grub seine Fänge in mich. Gierig zog ich seinen Atem ein und gab seinem Drang nach meinen Mund zu öffnen.
Craigs wunderschönes Gesicht flackerte in meinen Gedanken auf und unweigerlich nahmen die Schmerzen zu. Ich war zweigeteilt. Mein Körper existierte getrennt von meiner Seele, ohne dass sich ihre Verbindung löste. Es war schlimmer, als einfach ausgelöscht zu werden. Meine Hände glitten über seinen Rücken und untersuchten jeden Zentimeter seiner warmen Haut. Sein Kuss wurde mit jeder meiner Berührungen verlangender. Ich wollte aufhören. Wollte mich von ihm lösen und mich übergeben. Den Schmerzen nachgeben und einfach bewusstlos werden. Ich wollte es nicht miterleben. Ich wollte nicht spüren, wie ich Craig verriet. Wie ich Craig betrog. Ich wollte sterben.
Seine Hände glitten unter mein blaues Shirt und verbrannten meine Haut. Er zog mich immer weiter mit sich, ohne auch nur eine Sekunde die Berührungen zu lösen. Ein Ärmel meines Shirts gab seinem Reißen nach und trennte sich vom restlichen Stoff. Seine Finger glitten an meinem entblößten Schlüsselbein entlang. Wir hatten die rechte Tür der Halle erreicht. Leander stieß sie so heftig auf, dass das Holz splitterte. Ich hatte keine Augen für den Raum, der sich dahinter erstreckte. Ich spürte nur, wie die Luft aus meinen Lungen gepresst wurde, als er mich auf ein Bett warf.
Meine Seele atmete auf, als er mich für wenige Sekunden nicht berührte. Und dann war er auch schon wieder über mir. Seine Augen bohrten sich in meine. Ich konnte ihre Farbe nicht mehr erkennen. Für mich war alles nur noch in verschiedene Rottöne getaucht. Begierig zog ich ihn erneut an mich. Seine Lippen fuhren an meinem Hals entlang, als sie auf den Stoff trafen, riss er erneut an ihm und wieder fügte er sich mit einem Reißen. Mein Shirt hing nur noch in Fetzen an mir und mit einem letzten Ruck zerrte er
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