Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geschwärzte Medaillon (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)

Das Geschwärzte Medaillon (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)

Titel: Das Geschwärzte Medaillon (Seelenseher-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Jane Arnold
Vom Netzwerk:
eine junge Frau aus einem der Häuser getreten. Bis jetzt hatten uns alle Bewohner noch gemieden.
    »Clara?«, fragte ich ungläubig und starrte die Frau, nur wenige Schritte von mir entfernt, an. Sie war fast so alt wie ich. Langes, glänzendes, blondes Haar fiel über ihre Schultern und bedeckte fast die Hälfte ihres Rückens. Sie hatte einen schlanken Körper, der zu ihren feinen Gesichtszügen passte. Sie war die Art Mädchen, die jederzeit als Model durchgehen würde. Ein Model, das dringend etwas mehr zu essen gebrauchen könnte.
    »Miss Alverra?«, sie sah mich ebenso überrascht an, wie ich sie, obwohl ich bei dem Miss doch fast angefangen hätte zu lachen. Ohne weiter nachzudenken, hatte ich die Distanz zwischen uns zurückgelegt und das zerbrechliche Mädchen in die Arme genommen. Ein wenig unbeholfen durch die klobige Schiene.
    »Dir geht es gut.«
    Sie erwiderte meinen Ausbruch mit einem schwachen Lächeln. Die Art Lächeln, das erzwungen und nicht ehrlich war.
    »Wie man es nimmt«, antwortete sie mit einem bitteren Unterton, den ich von ihr nicht kannte.
    »Entschuldige«, schob ich schnell hinterher. So gut würde es ihr sicherlich nicht gehen, immerhin war sie entführt worden und lebte nun unter der Erde. Clara war nicht der Art Mensch, der unter der Erde leben konnte. Sie brauchte die Sonne und die Hitze, um sich in Szene zu setzen. Überraschenderweise schob sich Keira plötzlich zwischen uns und packte Clara eindringlich am Arm.
    »Kann man irgendwo reden, ohne belauscht zu werden?«
    Sie flüsterte es so leise, dass ich es kaum hörte und ich stand nur einen Schritt hinter ihr. Clara nickt so schwach, dass man es eigentlich nicht nicken nennen konnte.
    »Folgt mir.«
    Sie drehte sich um, ohne auf uns zu achten und verschwand immer tiefer in den Schatten. Ich wollte ihr gerade folgen, als ich erneut glaubte, eine Bewegung hinter mir zu sehen. Wieder drehte ich mich zur Stelle, an der ich glaubte, es gesehen zu haben. Dort war nichts außer dem trockenen staubigen Boden. Ich überlegte kurz, ob ich hingehen sollte, um genauer nachzusehen, aber ich entschied mich dagegen, als Clara und Keira sich in Bewegung setzten. Clara hielt schließlich vor einem altertümlichen Kellereingang an. Es war eine in den Boden eingelassene Doppeltür, die nur von außen zu erreichen war. Schwaches Licht flackerte uns entgegen, als sie die ächzende Tür anhob. Mit einer raschen Handbewegung bedeutete sie uns hinunterzugehen. Ihr Verhalten zeigte ganz klar, dass das hier mehr als gefährlich und verboten war. Es war wohl ein Gutes, dass Neuankömmlinge die Alteingesessenen verschreckten. Für einen Moment fühlte ich mich in ein Haus des Ordens versetzt. Überall standen Regale an der Wand und hin und wieder zierten Bücher sie. Betten standen in einer Ecke und überall lagen Papiere verteilt. Aber einen ganz gravierenden Unterschied gab es. Mir waren mindestens zehn Gesichter zugewandt. Gesichter, die fast allesamt in meinem Alter waren und nun zugleich erschrocken, überrascht und froh aussahen. Ich hörte, wie Clara leise die brüchige Tür schloss und dann an mir vorbei zu dem runden Tisch ging. Sie nahm einen der leeren Plätze ein, nur um mich dann genauso anzusehen, wie der Rest. Keira stand ebenso perplex wie ich neben mir. Dieser Tag schien vor Überraschungen oder unerwarteten Wendungen nur so zu strotzen. Ich fragte mich, was noch alles geschehen würde. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich wusste ja nicht einmal, was das hier war und doch sahen sie mich an, als würden sie eine umwerfende Rede erwarten. Eine Rede, über die Epen geschrieben wurden und Kriege gewonnen. Stattdessen bekamen sie ein: »Was? Wer? Ich verstehe nicht.« Es war Keira, die mich neben sich auf einen Stuhl zog. Ich sah, wie sie kurz zusammenzuckte, als sie sich setzte. Die Bewegung hatte ihre geschwollene Haut gespannt, ein Gefühl, das ich nur zu gut kannte. Für eine Sekunde verschwendete ich meine Gedanken damit, mich zu wundern, ob es kein Zufall war, dass gerade noch zwei Stühle frei waren.
    Als wäre ich ein Magnet, folgten mir ihre Blicke. Ich wurde nervös und als Zeichen dafür biss ich mir auf die Lippe. Es gefiel mir nicht, wie ich angesehen wurde. So als wäre ich die lang ersehnte Rettung. Die Hilfe, auf die sie so lange gewartet hatten. Wie sollte ich ihnen wohl begreiflich machen, dass meine Anwesenheit nicht Rettung bedeutete. Dass ich vielleicht noch viel mehr als sie hier gefangen war. Der Druck auf meiner

Weitere Kostenlose Bücher