Das Geschwärzte Medaillon (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)
ohrenbetäubend. Deswegen waren auch die ganzen Menschen da. Ich hoffe nur, sie bekommen deinen Namen nicht raus. Ich glaube, das wäre nicht so gut.«
Es dauerte ewig bis Keira auf jedem Kratzer ein Pflaster hatte. Am linken Oberarm musste sie einen Verband verwenden, sowie an ein paar anderen Stellen. Ich hatte unzählige Prellungen, die ich noch tagelang spüren würde. Nachdem meine Hand einige Minuten in dem kalten Wasser gelegen hatte, verband Keira auch sie. Ich sah aus, als wäre ich gerade aus dem Krieg zurückgekehrt.
»Die Lederjacke kann ich wohl wegschmeißen.«
Sie hatte den Kampf nicht besonders gut verkraftet. Überall waren Risse im Leder und Blut befleckte sie.
»Craig?«, fragte ich wieder leise und wich dabei Keiras Blick aus.
»Ich schicke erst Chris heim.«
Chris hatte im Wohnzimmer gewartet. Er hatte sich mehr als unwohl gefühlt im selben Zimmer zu sein, während Keira meine Verletzungen behandelte.
»Oh, ja. Sag ihm Danke.«
Sie nickte und verließ den Raum. Ich konnte hören, wie sie sich gedämpft mit Chris unterhielt, aber ich verstand nicht, was sie sagten. Ich verkniff mir ein schmerzhaftes Stöhnen, als ich mich zur Tür schlich, um vielleicht doch etwas zu verstehen. Als das nichts brachte, schleppte ich mich zurück zum Bett und legte mich hin. Das Klicken der Tür verriet mir, dass Chris schließlich gegangen war. Keira kam mit einer dampfenden Tasse zurück.
»Hier, der wird dir gut tun.«
Sie reichte mir die Tasse und der vertraute Geruch von Pfefferminz stieg mir in die Nase.
»Danke.«
Ich nahm ihr die Tasse ab und stellte sie auf den Nachttisch, da der Tee noch zu heiß zum Trinken war. Keira zog einen zusammengefalteten Zettel aus ihrer Tasche und reichte ihn mir. Ich versuchte, das Zittern meiner Hände zu unterdrücken. Es gelang mir nicht und zudem spürte ich noch Keiras mitfühlenden Blick auf mir ruhen. Es war eine furchtbar krakelige Schrift. Wie von einem Kind, das gerade erst schreiben gelernt hatte.
Der Meister hat deinen Mann. Er will dich.
Ich starrte auf den Zettel. Die Worte waren einfach und dennoch schienen sie sich vor mir zu verschließen.
»Wie?«, flüsterte ich mit gebrochener Stimme. Ich stand kurz vor einem weiteren Nervenzusammenbruch. Wenn man mein noch nicht ganz verarbeitetes Erlebnis so nennen konnte. Ich hatte keine Ahnung, was mit mir geschehen war.
»Ich sagte doch schon am Telefon, da war eine Erdspalte in deiner Auffahrt und euer Haus war völlig verwüstet. Überall war Erde über den Boden verstreut.«
»Blut?«
Ich konnte nicht in ganzen Sätzen reden. Ich hätte es nicht geschafft, ohne dabei in Tränen auszubrechen.
»Nein, da war kein Blut. Ihm geht es ganz bestimmt gut.«
Das war ein schwacher Trost, aber es war immerhin etwas.
»Janlan, was waren das für Wesen? Warum bist du in den Tunnel hinunter? Warum ist da überhaupt ein Tunnel?«
Das waren alles logische und naheliegende Fragen, die sie mir stellte, aber ich hatte keine richtigen Antworten auf sie. Ich zuckte mit den Schultern. Wie üblich eine blöde Bewegung, wenn man überall am Körper Verletzungen hatte.
»Ich weiß nicht, was sie sind. Ich weiß nur, dass sie irgendwie mit den Entführungen in Verbindung stehen. Ich bin durch das Dorf Meldon gekommen. Es war verlassen und eine Erdspalte war mitten in der Straße. Jedes Haus war durchsucht und überall lag Erde. Ich wollte meinen Großvater finden. Er ist der Meinung, dass es etwas Übernatürliches ist und dass ich dagegen angehen muss. Und jetzt haben sie -«
Ich schluckte und ging zu Keiras anderen Fragen über. »Ich weiß nicht, warum ich zu dem Haus des Ordens bin. Nachdem du angerufen hast, ist mit mir irgendetwas passiert. Ich war nicht ganz ich selbst und trotzdem wusste ich genau, was ich tat. Meine Seelensicht war anders. Sie war ganz rot und ich konnte die verschiedenen Seelenenergien auch nicht unterscheiden und irgendwie habe ich mich unbesiegbar gefühlt. Ich war, denke ich, von ... von Rache getrieben. Es war auf jeden Fall Magie im Spiel. Meine Magie. Ich weiß wirklich nicht, was das war.«
Ich redete immer schneller und fing an, meinen eigenen Gedanken vorauszueilen.
»Janlan, beruhige dich. Deine Augen fangen wieder an sich zu verfärben.«
Ich sah in Keiras besorgtes Gesicht und sprang vom Bett. Im Spiegel konnte ich sehen, wie sich rote Adern klar um meine Augen abzeichneten und sich auch meine Augen selbst verfärbten.
»Keira, was ist das?«
Ich tastete über die Adern.
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