Das Gesetz der Vampire
in einer Spezialklinik erklären.
»Ich hoffe nicht, dass mich jetzt jemand für einen Vampir hält, weil ich nur noch nachts das Haus verlassen kann«, hatte er gescherzt und damit erreicht, dass niemand diese Möglichkeit auch nur in Erwägung zog.
Unter anderem auch deshalb nicht, weil Ashton Wert darauf legte, immer noch regelmäßig nach Einbruch der Dunkelheit im Supermarkt einzukaufen oder sich seine normalen menschlichen Lebensmittel ins Haus schicken zu lassen. Was er davon nicht selbst verbrauchte – er hatte von Sean, den er regelmäßig besuchte, sehr gut nach vampirischer Art zu kochen gelernt –, stiftete er der Armenküche, die einmal in der Woche ein dickes Lebensmittelpaket bei ihm abholte. Seine eigentliche Nahrung bezog er von »Chandra’s Deli«, einem Delikatessengeschäft, das von zwei Vampiren geführt wurde und bluthaltige Nahrungsmittel in großer Bandbreite verkaufte.
Das Einzige, was ihm und auch Gwynal noch Sorgen bereitete, war die immer noch führungslose New Yorker Kolonie, die sich nach wie vor nicht auf einen neuen Präfekten hatte einigen können. Dafür klappte die Zusammenarbeit mit PROTECTOR sogar sehr viel besser, als alle Beteiligten es sich jemals vorgestellt hatten. Sobald die Jäger von einem mutmaßlichen Vampirangriff auf einen Menschen erfuhren, leitete Stevie, die ebenfalls bei PROTECTOR angeheuert hatte, die Information an den betreffenden Wächter vor Ort weiter, sodass nicht erst ein Jäger losgeschickt werden musste. Der Erfolg sprach für sich, denn die Wächter erwischten den Schuldigen meistens sehr viel schneller als die Jäger, die dennoch nicht arbeitslos wurden.
Ashtons Verhältnis zu seinen Kollegen hatte sich nur marginal gewandelt. Immerhin war er weitgehend der Alte geblieben und hatte sich allenfalls positiv verändert. Er war gelassener geworden und lachte sehr viel häufiger als früher. Ansonsten tat er, was er früher auch getan hatte und ging mit ihnen auf den einen oder anderen Drink in eine Bar, bevorzugt ins Black Magic , nachdem ihn Jason, der Barkeeper, entgegen seinem früheren Wunsch ausdrücklich dazu eingeladen hatte.
Nachdem die Vampire die Anwesenheit der Jäger in ihrem Begegnungszentrum zunächst misstrauisch hingenommen hatten, gab es jetzt keinerlei Berührungsängste mehr, seit alle Beteiligten festgestellt hatten, dass sie trotz der früheren Feindschaft miteinander auskamen. Der einzige Unterschied war, dass Ashtons Drinks aus Blut bestanden, obwohl er hin und wieder von Jason ein paar Tropfen Whiskey hinein mixen ließ. Ja, Ashtons Leben war definitiv in Ordnung. Jetzt musste er nur noch diese Zeremonie überstehen.
Sie fand in einem eigens dafür hergerichteten Raum im Keller des Black Magic statt. Gwynal, der die weiße Uniform der Wächter trug und im Gegensatz zu Ashton die Ruhe in Person war, legte ihm ermutigend die Hand auf die Schulter, als sie jetzt den Zeremonienraum betraten. An der Stirnseite stand ein Altar, auf dessen silberfarbenem Altartuch drei weiße Kerzen thronten. In einer ebenfalls silbernen Schale dahinter verbreitete Weihrauch einen intensiven Duft. Davor lag ein Stapel zusammengefalteter weißer Kleidung.
Vor dem Altar stand Sean und blickte Ashton und Gwynal ernst entgegen. Zu beiden Seiten hatten elf Wächterinnen und Wächter Aufstellung genommen, die wie Sean und Gwynal zum Rat der Wächter gehörten. Weitere Wächter, unter ihnen Seans Zwillingsschwester Senefera und Stevie, standen im Hintergrund und wohnten der Zeremonie bei.
Gwynal führte Ashton nach vorn und bedeutete ihm, vor Sean niederzuknien. Die elf Wächter schlossen um die drei einen Kreis. Sie alle trugen über den Schultern bis zum Boden reichende weiße Umhänge. Um den Kopf hatte jeder ein Stirnband gebunden, auf dessen Vorderseite sich eine silberfarbene Mondsichel mit einem kleinen Kristall darüber befand.
Gwynal stellte sich hinter Ashton und legte ihm beide Hände auf die Schultern. Die Zeremonie begann mit der Anrufung von uralten Göttern, von denen kein lebender Mensch je gehört hatte. Anschließend fragte Sean Ashton mit strenger Stimme die Gesetze der Vampire ab. Ashton antwortete ohne zu zögern und vollkommen fehlerfrei. Danach folgte der wichtigste Teil.
»Dieser junge Vampir, Ashton Ryder, wünscht in den Kreis der Wächter aufgenommen zu werden«, sagte Sean feierlich. »Wer bürgt für ihn?«
»Ich, Gwynal Clàrsair, bürge für Ashton Ryder.«
»Bürgst du mit deinem Leben für Ashton Ryder?«
»Ich
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