Das Gesetz der Vampire
gehören. Darum und nur darum, Mr. Tremaine, haben wir Ihnen angeboten, unsere Kräfte in Zukunft zu bündeln.« Er blickte den Engländer fragend an. »Dürfen wir hoffen, dass Sie diesem Vorschlag jetzt aufgeschlossener gegenüber stehen als bisher?«
Tremaine, ein schlanker Mann in den Sechzigern mit grauem Haar und einer goldumrandeten Brille neigte leicht den Kopf. »Wir haben natürlich die ganze Angelegenheit im Detail diskutiert, nachdem wir Ihren Vorschlag und Ihre Einladung zu dem heutigen Besuch erhielten. Bevor wir aber eine endgültige Entscheidung treffen, müssen wir noch etwas klären.« Er warf Ashton einen kurzen Blick zu. «Wir möchten vorher noch mit Mr. Ryder sprechen. Allein.«
Falls Sean oder einer der anderen Wächter von dieser Bitte überrascht war, so ließ es sich keiner von ihnen anmerken. Sean deutete auf eine Tür, die in einen Nebenraum führte. »Bitte.«
Die Abordnung aus London ging hinein, und Ashton folgte ihnen.
»Mr. Ryder«, kam Cecil Tremaine unverzüglich zur Sache, kaum dass Ashton die Tür hinter sich geschlossen hatte, »wir haben vorhin zufällig mit angehört, was Sie zu Mr. Quinn gesagt haben. Demnach gibt es ein Heilmittel, das einen Vampir wieder zu einem Menschen machen kann. Ist diese Information korrekt?«
»Ja. Es wurde allerdings erst vor gut einer Woche entdeckt.«
»Dieses Mittel ist Ihnen zugänglich?«, vergewisserte sich Tremaine. »Das heißt, Sie könnten jederzeit wieder ein Mensch werden, wenn Sie das wollen?«
»Ja, Sir. Worauf wollen Sie hinaus?«
»Nun, Mr. Ryder, wir fragen uns, was Sie, einen ehemaligen Vampirjäger, dazu veranlasst, freiwillig ein Vampir zu bleiben – eins jener Wesen, das Ihre Frau ermordet hat –, obwohl Sie die Möglichkeit hätten, wieder ein Mensch zu werden. Ich sage Ihnen ganz offen, dass wir der Überzeugung sind, dass man Sie möglicherweise dazu gezwungen hat. Vampire verfügen schließlich über hypnotische Kräfte.«
Ashton unterdrückte ein Schmunzeln. »Mr. Tremaine, es war meine eigene, vollkommen freie Entscheidung. Die Existenz als Vampir bietet mir für die Arbeit als Jäger, die ich auch in Zukunft erfüllen werde, sobald meine Ausbildung zum Wächter abgeschlossen ist, sehr viel bessere Voraussetzungen als wenn ich ein Mensch wäre. Ein Vampir zu sein macht mich mindestens dreimal so effektiv. Außerdem kann ich als ein Wächter sowohl für Menschen wie auch Vampire sehr viel mehr erreichen, als ich es als Mensch jemals könnte.«
»Was genau wollen Sie denn erreichen?«, fragte Lucinda Everett, und es klang ausgesprochen misstrauisch.
»Was ich mein ganzes Leben lang gewollt habe, Mrs. Everett, und was ich auch stets getan habe, soweit es in meiner Macht stand und steht; weshalb ich erst zum Militär gegangen, danach Polizist und später Jäger geworden bin. Ich will die Menschen – und jetzt auch die Vampire –, die nicht selbst dazu in der Lage sind, vor Verbrechern wie Phelps und sonstigen Kriminellen beschützen. Mein ganz persönliches Anliegen ist es allerdings, mit meiner Arbeit eine Fusion zwischen PROTECTOR und den Wächtern zu erreichen.«
»Warum ist Ihnen ausgerechnet das so wichtig, Mr. Ryder?«
»Ich habe aus Unwissenheit eine Menge unschuldiger Vampire umgebracht und werde diese Schuld wahrscheinlich niemals tilgen können«, gab Ashton unumwunden zu. »Das ist ein weiterer Grund für mich, ein Vampir zu bleiben. Nur als solcher kann ich lange genug leben, um wenigstens einen Teil davon wieder gut zu machen. Ich möchte unter allen Umständen verhindern, dass andere Menschen – Jäger – denselben Fehler begehen. Glauben Sie mir, die Wächter sorgen überaus effektiv dafür, dass die Verbrecher, die es bei den Vampiren wie bei jedem anderen Volk auch gibt, nicht ungestraft davonkommen. Ich denke, davon haben Sie sich vorhin überzeugen können.«
Ashton blickte jedem einzelnen Mitglied der Delegation der Reihe nach in die Augen. »Die Wächter sind und waren niemals Ihre Feinde, andernfalls wäre PROTECTOR schon längst zerschlagen worden. Die einzelnen Spezies sind es ebenso wenig. Weder die Vampire, noch die Werwölfe, Hexen, Dämonen oder sonstige Wesen sind per se eine Gefahr für die Menschen. Und diejenigen, die es sind, sollten wir gemeinsam jagen und zur Strecke bringen, statt uns gegen einander zu wenden.«
Er machte eine Pause und blickte kurz zu Boden. Er war normalerweise kein Mann vieler Worte und vermied es erst recht, über sich selbst und seine innersten
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