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Das Gesicht

Das Gesicht

Titel: Das Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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Elemente, Feuer und Eis, sein Leben bestimmten.
    Nebo, ein älterer Mönch, der an seine Seite getreten war, fragte: »Schaust du auf die Berge oder auf das, was jenseits von ihnen liegt – auf das, was du zurückgelassen hast?«
    Obgleich Deucalion während seines ausgedehnten Aufenthalts hier mehrere tibetische Dialekte erlernt hatte, sprachen er und der alte Mönch häufig Englisch miteinander denn das gestattete es ihnen, sich ungestört zu unterhalten.
    »Ich vermisse kaum etwas aus jener Welt. Das Meer. Die Geräusche der Seevögel. Ein paar Freunde. Cheez-Its .«
    »Käse? Hier gibt es Käse.«
    Deucalion lächelte und sprach das Wort deutlicher aus als beim ersten Mal. » Cheez-Its sind Käsecracker mit Cheddargeschmack. Hier in diesem Kloster sind wir auf der Suche nach Erleuchtung, Sinn und Zweck … nach Gott. Und doch
scheinen für mich die unbedeutendsten Dinge des Alltagslebens oft das Dasein zu definieren. Ich fürchte, ich bin ein Schüler ohne Tiefgang, Nebo.«
    Nebo zog sein wollenes Gewand gegen die schneidenden winterlichen Böen enger um sich und sagte: »Ganz im Gegenteil. Nie habe ich einen Schüler mit mehr Tiefgang gehabt. Allein schon, von ihnen zu hören, hat mich selbst neugierig auf Cheez-Its gemacht.«
    Eine weite wollene Kutte hüllte Deucalions vernarbten Körper ein, obwohl ihm selbst die strengste Kälte selten etwas ausmachte.
    Kloster Rombuk – ein architektonisches Wunderwerk aus Backsteinmauern, emporstrebenden Türmen und anmutigen Dächern – war in Form eines Mandalas angelegt und klammerte sich kühn an einen kahlen Berghang: imposant, majestätisch, vor der Welt verborgen. Stufen ergossen sich wie Wasserfälle an den Seiten der quadratischen Türme hinab zu den Hauptgeschossen und gewährten Zugang zu Innenhöfen.
    Leuchtend gelbe, weiße, rote, grüne und blaue Gebetsfahnen, die die Elemente darstellten, flatterten in der Luft. Sorgfältig geschriebene Sutras schmückten die Fahnen, so dass jedes Mal, wenn der Stoff im Wind wehte, ein Gebet symbolisch in Richtung Himmel gesandt wurde.
    Trotz seiner enormen Körpergröße und seiner seltsamen Erscheinung hatten die Mönche Deucalion akzeptiert. Er hatte ihre Lehren in sich aufgesogen und sie durch seine einzigartige Erfahrung gefiltert. Im Lauf der Zeit waren sie mit philosophischen Fragen an ihn herangetreten und hatten seine einmalige Sicht der Dinge zu ergründen versucht.
    Sie wussten nicht, wer er war, aber dass es sich bei ihm nicht um einen normalen Menschen handelte, hatten sie intuitiv erfasst.
    Deucalion stand lange Zeit da, ohne ein Wort zu sagen.
Nebo wartete an seiner Seite. In der Welt der Mönche gab es keine Uhren, und die Zeit war kaum von Bedeutung, und nach zweihundert Lebensjahren und in dem Bewusstsein, dass ihm vielleicht noch einmal so viele, wenn nicht gar mehr, bevorstanden, lebte Deucalion oft ohne jedes Zeitgefühl.
    Gebetsmühlen klapperten, da der Wind sie in Bewegung versetzte. Um zum Gebet bei Sonnenuntergang zu rufen, stand einer der Mönche am Fenster eines hohen Turms und blies in ein Muschelhorn. Tief im Innern des Klosters begannen Gesänge durch den kalten Stein zu hallen.
    Deucalion starrte in die Felsschluchten im Osten des Klosters hinunter, die in purpurnem Halbdunkel lagen. Aus manchen der Fenster von Rombuk hätte man mehr als tausend Fuß tief stürzen können.
    Aus dieser Abenddämmerung tauchte in der Ferne eine Gestalt auf.
    »Ein Bote«, sagte er. »Der Chirurg in dem Traum hat die Wahrheit gesprochen.«
    Anfangs konnte der alte Mönch den Besucher nicht sehen. Seine Augen, die die Farbe von Essig hatten, schienen durch die ungefilterte Sonne in dieser extremen Höhe ausgeblichen zu sein. Dann wurden sie groß. »Wir müssen ihn am Tor empfangen.«
     
    Der flackernde Schein der Fackeln ließ Salamander aus Licht über die Balken des Haupttors mit ihren eisernen Klammern und über die Backsteinmauern zu beiden Seiten huschen.
    Gleich hinter dem Tor im äußeren Trakt, der nicht überdacht war, stand der Bote und betrachtete Deucalion voller Ehrfurcht. »Yeti«, flüsterte er. Das war der Name, den die Sherpas dem unglaublichen Schneemenschen gegeben hatten.
    Die Worte entwichen ihm auf frostigen Atemwolken, als
Nebo sagte: »Ist es inzwischen Sitte, einer Nachricht eine grobe Bemerkung voranzustellen?«
    Da er einst wie eine Bestie gehetzt worden war und zweihundert Jahre lang als der absolute Außenseiter gelebt hatte, war Deucalion gegen jede Gemeinheit immun. Er war

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