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Das Gespinst des Bösen

Das Gespinst des Bösen

Titel: Das Gespinst des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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war, auf unkontrollierte Weise, wie die eines Kindes.
    Merrily legte den Umhang über ihre Knie. Sie fragte sich inzwischen nicht mehr, warum er und die Soutane nötig gewesen waren. Warum Felix Barlow traditionelle geistliche Tracht für angemessen gehalten hatte, obwohl er selbst nicht religiös war.
    Das Funkgerät knackte, Fuchsia sagte: «Sie ist jetzt hier, Babe», und stellte es ab. «Er kommt gleich, Merrily. Er war ziemlich neben der Spur und musste irgendwas mit den Händen machen, um runterzukommen. Felix hat Probleme damit, über Phänomene zu sprechen, die nicht greifbar sind. Was echt merkwürdig ist, denn er hat eine total intensive Wahrnehmung. Die Häuser sprechen mit ihm.»
    «Wie machen sie das?»
    «Sie übermitteln ihm Informationen, vermitteln ihm, was sie waren und was sie wieder sein können. Es ist, als würde man mit der Wünschelrute gehen. Er spürt es in den Muskeln – die Bedürfnisse der Mauern und des Eichengebälks. Also, in manchen Häusern jedenfalls.»
    «Was ist mit dem Bauernhaus in Garway?»
    «Das Meisterhaus haben sie verrotten lassen.» Fuchsia schlang die dünnen Arme um sich, als müsse sie einen Schauder unterdrücken. «Und es hat sich nicht beschwert. Häuser wissen, wenn sie verfault sind.»
    «Und das hat es Felix mitgeteilt?»
    «Dieses Haus hat nicht zu Felix gesprochen, Merrily. Es hat zu mir gesprochen.»
    «Verstehe.»
    «Und jetzt ist meine Aura verdunkelt.» Fuchsia breitete die Arme aus. «Können Sie es sehen?»
    «Leider nicht.»
    «Manche Pfarrer können es. Der Typ in Garway nicht, er war überhaupt keine Hilfe, aber da, wo ich aufgewachsen bin, war ein sehr guter Pfarrer. Er hat dann hingeschmissen, aber so was bleibt einem. Es ist eine Berufung, wie man so sagt. Daran glaube ich, Merrily. Wenn man die Berufung annimmt, kann man reich beschenkt werden.»
    «Man soll aber auch vorsichtig sein mit Geschenken», sagte Merrily. «Man kann nie sicher sein, von wem sie kommen.»
    Fuchsia hockte sich vor den Ofen und öffnete den Luftschlitz, woraufhin hinter dem Glasquadrat sofort blasse Flammen aufzüngelten. Auf einem Brett neben dem Ofen lag ein Stapel Taschenbücher.
Das Loch im Vorhang, Die Geheimnisse des Dr. Taverner, Das Feuersteinmesser, Gespenstergeschichten eines Antiquars.
    «Wo
sind
Sie denn aufgewachsen, Fuchsia?»
    «West Wales. Cardiganshire.» Fuchsia betrachtete die Flammen. «Da wurde ich geboren.»
    Einen walisischen Akzent hatte sie allerdings nicht. Durch das Fenster sah Merrily einen Mann mit Hut aus dem Nebel auftauchen.
    «Felix war auch da», sagte Fuchsia.
    «In Cardiganshire?»
    «Als ich geboren wurde. Er war da, als ich auf die Welt kam.» Fuchsia lächelte. «Felix hat meine Nabelschnur durchtrennt, Merrily.»
    Merrily blinzelte.
    «Durch so etwas ist man ein Leben lang verbunden», sagte Fuchsia.
     
    Eines lernte man als Beraterin für spirituelle Grenzfragen: Um was für Geister es sich auch handelte – es gab Menschen, die sie sahen, und Menschen, die sie sehen
wollten
, und das waren selten dieselben.
    Mal so gesagt: Wenn das, was in Garway passiert war – was immer es sein mochte –, Felix zugestoßen wäre, hätte Merrily weniger Schwierigkeiten gehabt, es zu glauben.
    Er war ein großer, wild aussehender Mann mit langen, rotgrauen Haaren, die er mit einem Gummiband zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte. Er trug eine Lederweste und verzog den Mund zwischen seinen Bartstoppeln zu einem breiten Lächeln. Er zog seine Gummistiefel aus und ließ sie neben den Stufen des Wohnmobils stehen, und Merrily sah, dass seine Wollsocken gestopft waren. Wie oft wurden heute noch Socken gestopft?
    «Ich hab das wirklich nicht gewollt, Mrs. Watkins.» Er ließ sich seufzend auf dem Sofa nieder, das ihr gegenüberstand; er musste mindestens zwanzig Jahre älter sein als Fuchsia. «Ich wollte nur den Auftrag loswerden, aber Adam … er hat sich richtig in die Sache verbissen.»
    «Er mag Sie. Vertraut darauf, dass Sie Ihre Entscheidung zurücknehmen.»
    «Er sollte es besser wissen.» Felix zog eine verbeulte Zigarettendose hervor. «Ist es o.k., wenn ich …»
    «Bitte. Eigentlich …» Merrily griff dankbar in ihre Tasche und holte ihre Silk Cuts und das Zippo hervor. «Und er möchte nicht, dass Sie den Auftrag verlieren, falls sich das … klären lässt.»
    «Darum habe ich nie gebeten. Ich möchte, dass Sie das wissen. Ich hab zu Adam gesagt: Lass es gut sein. Es gehört einfach zu diesen Dingen …»
    «Aber dann hat er

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