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Das Gespinst des Bösen

Das Gespinst des Bösen

Titel: Das Gespinst des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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ihre Haut war braun wie Milchkaffee. Sie stand neben dem langen grünen Wohnmobil, in ihrer rosa bespritzten Latzhose und den türkisfarbenen Gummistiefeln. Als Merrily so nahe gekommen war, dass ihr Priesterkragen zu erkennen war, rief die Frau: «Werden Sie mich segnen?»
    «Wie bitte?»
    «Bitte auf die altmodische Art», sagte sie. «Also, so richtig feierlich.»
    Vom Gatter aus, durch den Nebel, wirkte sie so jung wie Jane. Von nahem sah sie eher aus wie Ende zwanzig. Was immer noch nicht Merrilys Vorstellung von einer Stuckateurin entsprach.
    «Das ist mein Ernst.»
    «Das merke ich.»
    Merrily sah in Augen, die geradezu erschreckend groß und rund waren, wie die einer Eule, und weit auseinanderstanden.
    «Es stärkt die Aura», sagte die Frau. «Stimmt doch, oder?»
    «So wird es wohl sein.» Merrily öffnete ihren wollenen Umhang, damit die Soutane zu sehen war, deren Saum inzwischen ganz matschig war. Die komplette Ausrüstung konnte ganz schön lästig sein. «Aber wäre es in Ordnung, wenn wir uns zuerst unterhalten?»
    «Ich wollte nur fragen, solange Felix noch nicht hier ist. Er ist nicht religiös.» Die Frau drehte sich um und stieg in das Wohnmobil. «Fuchsia», sagte sie über ihre Schulter hinweg. «Fuchsia Mary Linden.»
    Also waren ihre Eltern vermutlich entweder Gärtner gewesen oder große Fans der
Gormenghast
-Trilogie. Merrily folgte ihr in das Wohnmobil. Sie tippte auf
Gormenghast
.
     
    Sie fühlte sich schon wieder müde, hatte diese lauernden Kopfschmerzen. Sie war aufgewacht, ehe es dämmerte, mehr als eine Stunde vorher, mit zusammengekrümmtem Körper, ganz verkrampft vor Verbitterung.
    Das war von allen negativen Gefühlen nicht gerade ihr liebstes – Verbitterung. Meistens zischte Verbitterung wie Giftgas aus übersteigertem Selbstwertgefühl – so können die
mich
nicht behandeln.
    Um sechs Uhr früh hatte Merrily in der eiskalten Küche die Teekanne mit den Händen umfasst, Ethel, die Katze, auf dem Schoß. Wässriges Sonnenlicht sickerte durch die Fenster.
    Je mehr sie über die Sache nachdachte, desto sinnloser erschien sie ihr. Wurde tatsächlich von ihr erwartet, für fast eine Woche die Gemeinde im Stich zu lassen – Jane und Lol –, um sich um irgendeine
Peinlichkeit
in einem leeren Haus zu kümmern?
    Ein
leeres
Haus. Das war der andere entscheidende Punkt. Es gab dort keine verzweifelte Familie. Niemanden, dessen geistige Gesundheit auf dem Spiel stünde. Ging es überhaupt um irgendetwas anderes als um das professionelle Ansehen des herzoglichen Gutsverwalters und um den Ruf des Bischofs von Hereford als treuem Diener der Monarchie?
    Merrily hatte ihr Brustkreuz angelegt, sich im Bademantel auf die kalten Steinfliesen gekniet und gebetet. Und in sich hineingelauscht.
    Das Resultat war uneindeutig ausgefallen.
     
    Es war ein großes, bestens ausgestattetes Wohnmobil, mit Wohnzimmer und einer ansehnlichen Küchenzeile; an Haken hängende Kupferpfannen vermittelten ein Gefühl von Schwere und Dauerhaftigkeit. Schwingtüren am Ende des Wohnbereichs ließen ein Schlafzimmer und ein Bad vermuten.
    An den Wänden des Wohnzimmers hingen Orientteppiche, und es gab einen Holzofen, in dem ein Feuer brannte. Der süße Duft der Apfelholzscheite vermischte sich mit dem noch süßeren von Cannabis. Fuchsia schleuderte ihre Gummistiefel von den Füßen und griff nach einem gummierten Walkie-Talkie.
    «Ich rufe Felix. Er ist drüben in der Scheune. Setzen Sie sich doch, Merrily.»
    Merrily ließ den schwarzen Umhang von den Schultern gleiten und machte sich zwischen herumliegenden Büchern auf einem der eingebauten Sofas Platz. Durch den goldbraunen Nebel vor dem Fenster gegenüber konnte sie die Scheune mit dem offenstehenden Tor sehen. Das Fenster hinter ihr rahmte den Kirchturm ein, das zerfurchte Feld und den Fahrweg, auf dem sie das Auto geparkt hatte. Monkland war ein Straßendorf, das sie bisher nur vom Durchfahren Richtung Leominster kannte; dies war das erste Mal, dass sie in das Hinterland vordrang.
    «Die Scheune soll also …?»
    «Unser Zuhause werden. Sie sollte eigentlich schon fertig sein.» Fuchsia drückte auf dem Funkgerät herum. «Aber so ist es mit Bauleitern, Merrily, die können ihre eigenen Projekte immer nur zwischen den Aufträgen weiterbringen. Wenn das Haus eines Bauleiters aussieht wie eine erbärmliche Bruchbude, dann heißt das, dass er sehr gut im Geschäft ist.»
    Ihre ätherische Schönheit erstreckte sich nicht bis auf ihre Stimme, die laut

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