Das Gespinst des Bösen
Fuchsias Mutter nicht zurückkommen würde?»
«Nein, nein, es war so, dass mein Alter plötzlich gestorben ist und ich mich um ein paar Dinge kümmern musste. Er hatte einen Bauhof, mein Dad. Ich hab den Laden nach einer Weile verkauft und für eine andere Firma gearbeitet, eine Baufirma, die sich auf Restaurierungen spezialisiert hat. Um das Handwerk zu lernen. Hab geheiratet, mich scheiden lassen. Dann ist Fuchsia aufgetaucht.»
«Wie, einfach aufgetaucht?»
«Wir hatten sie auf die Kunsthochschule geschickt, wissen Sie.»
«
Sie
haben das gemacht?»
«Ich hatte inzwischen das Geld, Mrs. Watkins. Warum nicht? Ich meine, ich hatte nie die Absicht … dass wir … Sie wissen ja, wie es dann kam. Sie ist einfach eines Tages gekommen und hat sich dafür interessiert, was ich mache, und sie hatte keinen Job …»
«Sie hat für Sie gearbeitet, ehe es zu … einer Beziehung kam?»
«So fing es an, ja.» Felix wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. «Ich nenne sie meine Stuckateurin – aber was sie wirklich macht, ist Formguss, Originalfarben wiederherstellen, mit Kalkfarben experimentieren. Sie liebt es einfach, mit Gips zu arbeiten.»
«Verstehe.»
«Mrs. Watkins, ich mache mir keine Illusionen darüber, wie lange es halten wird, aber wir bauen das da wieder auf» – Felix nickte in Richtung Scheune. «Es war eine Ruine, und ich bin fest entschlossen, daraus für sie ein ordentliches Zuhause zu machen. So etwas wie einen Stammsitz, schließlich hat sie niemanden, von dem sie etwas erben kann. Sie liest diese ganzen Geschichten über Leute, die in Landhäusern leben, und wenn ich ihr so was geben kann, werden die Dinge vielleicht … gut. Eine Zeitlang.»
«Sie haben nie wieder von ihrer Mutter gehört?»
«Kein Wort.»
«Und Sie haben nie versucht, sie zu finden?»
«Ich wusste nicht, wo ich suchen soll. Keine Ahnung, wo sie herkam. Ihr Akzent klang ein bisschen nach Birmingham, das weiß ich noch, und sie war ein Mischling – entweder war ihre Mutter schwarz oder ihr Vater. Fuchsia vermutet, dass sie tot ist.»
«Warum glaubt sie das?»
«Nur so ein Gefühl. Eine Zeitlang hat sie auf einer Lichtung im Wald Feuer gemacht und im Rauch nach Mary Ausschau gehalten. Jetzt treibt sie sich nur noch mit Jammermiene in der Nähe alter Kirchen herum und liest Geistergeschichten. Meine Hoffnung ist, dass die Scheune für ein bisschen Stabilität sorgt, wenn sie erst mal fertig ist.»
Merrily sah ihn an, ohne etwas zu sagen. Sie spürte eine Traurigkeit, eine Sehnsucht. Aber auch die realistische Vermutung, dass es nicht funktionieren würde.
«Wenn Sie ihr die Angst nehmen könnten», sagte Felix. «Wenn Sie das schaffen würden … wissen Sie?»
«Sie glauben, es ist mehr als dieser Ort – das Meisterhaus.»
«Ich
weiß
es nicht. Ich glaube, ihr ist in diesem Haus etwas passiert, ich weiß nur nicht, ob es … eigentlich in ihrem Kopf ist. Ich weiß es nicht, Mrs. Watkins. Ich akzeptiere, dass so etwas nicht einfach aufhört.»
«Was ich meinte … Sie selbst haben ein gutes Gespür für Häuser, aber es scheint nichts … ich meine, Sie haben nichts …»
«Mir hatte dieses Haus nichts zu sagen, weder Gutes noch Schlechtes. Wenn ein Haus mich blockiert, verbringe ich normalerweise eine Nacht dort, im Schlafsack. Wenn man in einem Haus aufwacht, bekommt man irgendwie ein Gefühl dafür. Das hätte ich vielleicht hier auch gemacht, aber … Fuchsia wollte nicht, dass ich es tue. Ich weiß, was Sie denken, aber … es ist nur ein Auftrag. Nur Geld.»
«Verstehe. Hm … warum heißt es eigentlich Meisterhaus, wissen Sie das?»
«Nicht genau. Der Typ, mit dem ich gesprochen habe, hat gesagt, es geht auf die Tempelritter und die Kirche von Garway zurück, die sie erbaut haben. Die hatten wohl Meister und Großmeister. Alt genug könnte das Haus sein, ich habe Bauelemente aus dem vierzehnten Jahrhundert gefunden. Vielleicht ist es sogar älter.»
«Haben Sie irgendjemanden gefragt, ob es dort augenblicklich spukt? Irgendjemanden von hier?»
«Eine Frau, mit der wir gesprochen haben, sagte, es würde sie nicht überraschen. Sie sagte, es sei kein glückliches Haus gewesen.»
«Wer war das?»
«Hat einen kleinen Bauernhof, am Rand des Dörfchens. Verkauft Freilandeier und Honig und Kräuter. Mrs. Mornington … Morningside. So was.»
«Und der Grund dafür, dass Sie jetzt nicht zurückgehen wollen, ist einfach …»
«Sehen Sie es mal von meiner Warte aus», sagte
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