Das Gestaendnis des Scheichs
Bethannes und Rashids Hochzeit in Texas teilgenommen und anschließend mehrere amerikanische Städte besichtigt.
Auf der Rückreise hatten sie Ellas Eltern in Italien besucht. Dort beglich Khalid trotz Ellas Protest Giacomos Spielschulden. Er wolle ein harmonisches Verhältnis zu seiner neuen Familie, betonte er. Allerdings warnte er Giacomo ernsthaft vor weiteren Eskapaden und hatte dabei die volle Unterstützung seines zukünftigen Schwiegervaters.
Nun hoffte Ella, dass es ihr ebenfalls gelingen würde, Khalids Mutter für sich einzunehmen. Immerhin hatte Sabria al Harum sich zufrieden über ihre Hochzeit in Quishari geäußert, die ihr weitaus besser gefallen hatte als die texanische Feier.
„Das Beste kommt erst noch“, sagte Khalid jetzt. „Komm mit.“ Er führte sie nach draußen, wo an der einen Hausseite eine Treppe nach oben auf das Flachdach ging.
Ella juchzte vor Freude, als sie die wunderschöne Dachterrasse sah. Auf der hüfthohen Brüstung standen zahlreiche Terrakottatöpfe mit exotischen Blumen. Bequeme Gartenmöbel waren zu Sitzgruppen und Liegeinseln gruppiert. Und zu allem Überfluss hatte man auch noch einen herrlichen Blick über die Oase hinweg bis weit in die Wüste hinein. Mit glänzenden Augen drehte Ella sich um sich selbst.
„Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen.“
Lächelnd zog Khalid sie in die Arme. „Ich wollte einen ganz besonderen Ort nur für uns schaffen, wohin wir uns immer zurückziehen können, wenn uns danach zumute ist. Hier können wir die Ruhe der Wüste und die Schönheit der Oase genießen.“
Sie lächelte und runzelte dann die Stirn.
„Was ist? Gefällt es dir nicht?“
„Es ist wunderbar. Allerdings …“ Sie biss sich auf die Lippe. „Es ist nicht nur für uns beide.“
„Wir sprechen uns mit Rashid ab, sodass wir das Haus nur für uns haben, wenn wir hier sind. Ich kann ihm auch erklären, dass wir es allein haben wollen.“
„Mach das bloß nicht! So habe ich es nicht gemeint. Es ist nur … wir bekommen ein Baby“, brach es aus ihr heraus. „Verflixt, ich hatte es dir in einer ruhigen Minute verraten wollen.“
Beinahe hätte sie über sein fassungsloses Gesicht gelacht.
„Wir sind seit vier Monaten verheiratet und leben nicht gerade enthaltsam. Was hast du denn erwartet?“
Mit einem Freudenschrei hob er sie hoch und wirbelte sie durch die Luft. „Ich bin einfach nur überwältigt“, rief er aus. „Wie fühlst du dich? Wann kommt es auf die Welt? Wird es ein Junge oder ein Mädchen? Seit wann weißt du es überhaupt?“
Ein unbeschreibliches Glücksgefühl stieg in ihr auf. Sie war sich sicher gewesen, dass er sich freuen würde, und seine Reaktion bestätigte es.
„Du weißt ja, dass Bethanne auch schwanger ist und unter morgendlicher Übelkeit und ständiger Müdigkeit leidet. Von all diesen Symptomen habe ich jedoch nichts gespürt. Mir geht es richtig gut. Trotzdem gab es bei mir Anzeichen, die für eine Schwangerschaft sprachen, und gestern hat es der Arzt bestätigt. Eigentlich wollte ich es dir sofort erzählen. Du warst aber in einer Besprechung, und dann sind wir nach Quraim Wadi Samil geflogen. Und ehrlich gesagt kann ich mir keinen besseren Ort als diesen vorstellen, um es dir mitzuteilen. Zu viele schöne Erinnerungen sind mit diesem Fleckchen Erde verbunden. Und stell dir vor, unser Baby wird nur wenige Wochen nach Rashids und Bethannes neuem Erdenbürger zur Welt kommen.“
„Dann können sie zusammen aufwachsen“, stellte er mit tiefer Zufriedenheit in der Stimme fest.
Ella nickte. Sie sah sie bereits vor sich. Zwei Kinder, die am Strand spielten oder mit ihren Eltern die Wüste entdeckten.
„Ob es wohl Zwillinge werden?“, fragte sie.
„Das ist mir egal. Eines nach dem anderen oder mehrere gleichzeitig. Wir werden sie alle lieben.“
„Alle?“
„Willst du denn kein Dutzend?“, neckte er sie.
Sie lachte. „Nein, auf keinen Fall. Zwei, vielleicht auch drei oder vier, aber keine zwölf.“
„Okay. So viele, wie dich glücklich machen. Denn du hast mich trotz meiner Zweifel unglaublich glücklich gemacht. Ich liebe dich, Ella.“ Er zog sie an sich und küsste sie zärtlich. „Du hast mein Leben auf eine Art verändert, wie ich es nie für möglich gehalten hätte.“
Sie lächelte ihn an, sah nicht die Narben in seinem Gesicht, sondern nur die Liebe in seinen Augen. „Du bist alles, was ich mir je vom Leben erträumt habe“, flüsterte sie und küsste ihn.
– ENDE –
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