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Das Glasperlenspiel

Das Glasperlenspiel

Titel: Das Glasperlenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Hesse
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Predigten und Pessimismen mehr stecken als Laune und Schrulle, nämlich eine Wirklichkeit, eine Wahrheit.
    So etwa hatte ich mir den Vorgang in den Köpfen der Leser gedacht und muß zugeben, daß ich mich dabei verrechnet habe.
    Statt daß mein Gesuch und mein Weckruf einander gestützt und verstärkt haben, sind alle beide nicht ernst genommen und beiseite gelegt worden. Ich bin über diese Ablehnung weder sehr betrübt noch eigentlich überrascht, denn im Grunde, das muß ich wiederholen, hatte ich sie trotz allem erwartet, und im Grunde, es sei zugegeben, hatte ich die Ablehnung auch verdient. Mein Gesuch nämlich, an dessen Erfolg ich nicht glaubte, war eine Art Finte, war eine Gebärde, eine Formel.«
    Meister Alexanders Gesicht war noch ernster und beinahe finster geworden. Doch unterbrach er den Magister nicht.
    »Es stand mit mir nicht so«, fuhr dieser fort, »daß ich beim Absenden meines Gesuches eine günstige Antwort ernstlich erhofft und mich auf sie gefreut hätte, aber auch nicht so, daß ich bereit gewesen wäre, eine ablehnende Antwort als höhere Entscheidung gehorsam hinzunehmen.«
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    »- nicht bereit, die Antwort Eurer Behörde als höhere Entscheidung hinzunehmen - habe ich recht gehört, Ma- gister?«
    unterbrach ihn der Vorstand, jedes Wort scharf betonend.
    Offenbar hatte er jetzt den vollen Ernst der Lage erkannt.
    Knecht verneigte sich leicht. »Gewiß, Ihr habet recht gehört.
    Es war so, daß ich an eine Aussicht auf Erfolg meines Gesuches kaum glauben konnte, das Gesuch aber doch vortragen zu müssen meinte, um der Ordnung und Form zu genügen. Ich gab damit der verehrten Behörde gewissermaßen eine Möglichkeit in die Hand, die Sache glimpflich abzutun. Sollte sie zu dieser Lösung nicht neigen, nun so war ich allerdings schon damals entschlossen, mich nicht hinhalten und beruhigen zu lassen, sondern zu handeln.«
    »Und wie zu handeln?« fragte Alexander mit leiser Stimme.
    »So, wie es mir Herz und Vernunft vorschreiben. Ich war entschlossen, mein Amt niederzulegen und eine Tätigkeit außerhalb Kastaliens auch ohne Auftrag oder Urlaub von der Behörde anzutreten.«
    Der Ordensleiter schloß die Augen und schien nicht mehr zuzuhören, Knecht erkannte, daß er jene Notübung vollziehe, mit deren Hilfe die Ordensleute in Fällen von plötzlicher Gefahr und Bedrohung sich der Selbstbeherrschung und inneren Ruhe zu versichern suchen und die mit zweimaligem sehr langem Anhalten des Atems bei leerer Lunge verbunden ist. Er sah das Gesicht des Mannes, an dessen widerwärtiger Lage er sich schuldig wußte, ein wenig erbleichen, dann im langsamen, mit den Bauchmuskeln beginnenden Einatmen wieder seine Farbe gewinnen, sah die sich wieder öffnenden Augen des von ihm so hochgeschätzten, ja geliebten Mannes einen Moment starr und verloren blicken, alsbald aber erwachen und sich erkräftigen; mit einem leisen Schrecken sah er diese klaren, beherrschten, stets in Zucht gehaltenen Augen eines Mannes, der gleich groß im Gehorchen wie im Befehlen war, sich nun auf ihn richten und ihn mit gefaßter Kühle betrachten, ihn mustern, ihn richten.
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    Lange mußte er diesen Blick schweigend ertragen.
    »Ich glaube Euch nun verstanden zu haben«, sagte Alexander endlich mit ruhiger Stimme. »Ihr wäret schon seit längerer Zeit amtsmüde oder kastalienmüde oder von Verlangen nach dem Weltleben geplagt. Ihr habet Euch entschlossen, dieser Stimmung mehr zu gehorchen als den Gesetzen und Euren Pflichten, Ihr habet auch nicht das Bedürfnis empfunden, Euch uns anzuvertrauen und beim Orden Rat und Beistand zu suchen.
    Um einer Form zu genügen und Euer Gewissen zu entlasten, habt Ihr dann also jenes Gesuch an uns gerichtet, ein Gesuch, von dem Ihr wußtet, daß es für uns unannehmbar sei, auf das Ihr Euch aber, wenn die Sache zur Aussprache käme, berufen könntet. Nehmen wir an, Ihr habet für Euer so ungewöhnliches Verhalten Gründe gehabt und Eure Absichten seien ehrliche und achtenswerte gewesen, wie ich es mir gar nicht anders vorstellen kann. Aber wie war es möglich, daß Ihr mit solchen Gedanken, Begierden und Entschlüssen im Herzen, innerlich schon ein Fahnenflüchtiger, so lange Zeit schweigend in Eurem Amt verbleiben und es anscheinend fehlerlos weiterführen konntet?«
    »Ich bin hier«, sagte der Glasperlenspielmeister mit unveränderter Freundlichkeit, »um mit Euch dies alles durchzusprechen, Euch jede Frage zu beantworten, und Ich habe mir, da ich nun einmal einen Weg des

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