Das Glasperlenspiel
läßt und sie zu
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erkennen sucht, sie aber nicht herbeizieht und einlädt.
»Gelobt sei Jesus Christus«, sagte Josef. Mit einem Murmeln gab der Greis Antwort.
»Mit Verlaub«, sagte Josef, »seid Ihr ein Fremdling wie ich, oder seid Ihr ein Bewohner dieser schönen Siedlung?«
»Ein Fremder«, sagte der Weißbärtige.
»Ehrwürdiger, so könnet Ihr mir vielleicht sagen, ob es möglich ist, von hier aus auf den Weg nach Askalon zu kommen?«
»Es ist möglich«, sagte der Alte. Und nun richtete er sich langsam, mit etwas steifen Gliedern, auf, ein hagerer Riese. Er stand und blickte in die leere Weite hina us. Josef fühlte, daß dieser greise Riese wenig Lust zu einem Redewechsel habe, aber eine Frage wollte er doch noch wagen.
»Erlaubet mir noch eine einzige Frage, Ehrwürdiger«, sagte er höflich und sah die Augen des Mannes wieder aus der Ferne zurückkehren. Kühl und aufmerksam blickten sie ihn an.
»Kennet Ihr vielleicht den Ort, wo Vater Dion zu finden ist, genannt Dion Pugil?«
Der Fremde zog die Brauen ein wenig zusammen, und sein Blick wurde noch kühler.
»Ich kenne ihn«, sagte er knapp »Ihr kennet ihn?« rief Josef.
»Oh, dann saget ihn mir, denn dorthin, zu Vater Dion, geht meine Reise.«
Der große alte Mann schaute prüfend zu ihm hernieder.
Er ließ ihn lange auf Antwort warten. Dann trat er zu seinem Baumstamm zurück, ließ sich langsam wieder zu Boden nieder und setzte sich, an den Stamm gelehnt, wie er vorher gesessen war. Mit einer kleinen Handbewegung forderte er Josef auf, sich ebenfalls niederzulassen. Gehorsam leistete dieser der Gebärde Folge, spürte im Niedersitzen einen Augenblick die große Müdigkeit in seinen Gliedern, vergaß sie aber alsbald wieder,
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um seine ganze Aufmerksamkeit dem Greise zuzuwenden.
Dieser schien in Nachsinnen versunken, ein Zug von
abweisender Strenge erschien auf seinem würdevollen Antlitz, über welchen jedoch noch ein anderer Ausdruck, ja ein anderes Gesicht, wie eine durchsichtige Maske gelegt schien, ein Ausdruck alten und einsamen Leides, dem der Stolz und die Würde keine Äußerung erlauben.
Es dauerte lange, bis der Blick des Ehrwürdigen sich ihm wieder zuwandte. Mit großer Schärfe prüfte ihn auch jetzt wieder dieser Blick, und plötzlich stellte der Alte in befehlendem Ton die Frage: »Wer seid Ihr denn, Mann?«
»Ich bin ein Büßer«, sagte Josef, »ich habe seit langen Jahren das Leben der Zurückgezogenen geführt.«
»Das sieht man. Ich frage, wer Ihr seid.«
»Ich heiße Josef, mit dem Zunamen Famulus.«
Als Josef seinen Namen sagte, zog der Alte, der im übrigen regungslos blieb, die Brauen so stark zusammen, daß seine Augen für eine Weile beinah unsichtbar wurden, er schien betroffen, erschreckt oder enttäuscht zu sein über Josefs Mitteilung; oder vielleicht war es auch nur eine Ermüdung der Augen, ein Nachlassen der Aufmerksamkeit, irgendeine kleine Anwandlung von Schwäche, wie so alte Leute sie haben.
Jedenfalls verharrte er in vollkommener Regungslosigkeit, hielt die Augen eine Weile eingekniffen, und als er sie wieder öffnete, schien sein Blick verändert oder schien, wenn es möglich war, noch älter, noch einsamer, versteinerter und abwartender geworden zu sein. Langsam tat er die Lippen voneinander, um zu fragen: »Ich habe von Euch gehört. Seid Ihr der, zu dem die Leute beichten gehen?«
Josef bejahte verlegen, das Erkanntwerden wie eine
unliebsame Entblößung empfindend und von der Begegnung mit seinem Ruf nun schon zum zweitenmal beschämt.
Wieder fragte der Alte in seiner bündigen Weise: »Und jetzt
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wollet Ihr also den Dion Pugil aufsuchen? Was wollt Ihr von dem?«
»Ich möchte ihm beichten.«
»Was versprechet Ihr Euch davon?«
»Ich weiß nicht. Ich habe Vertrauen zu ihm, und es scheint mir sogar, als wäre es eine Stimme von oben, eine Führung, die mich zu ihm sendet.«
»Und wenn Ihr ihm gebeichtet haben werdet, was dann?«
»Dann werde ich das tun, was er mir befiehlt.«
»Und wenn er Euch etwas Falsches rät oder befiehlt?«
»Ich werde nicht untersuchen, ob es falsch sei oder nicht, sondern ich werde gehorchen.«
Der Greis ließ kein Wort mehr hören. Die Sonne war tief gerückt, ein Vogel schrie im Laub des Baumes. Da der Alte schweigsam blieb, erhob sich Josef. Schüchtern kam er nochmals auf sein Anliegen zurück.
»Ihr habet gesagt, daß Euch der Ort bekannt sei, an dem man den Vater Dion finden kann. Darf ich bitten, daß Ihr mir den Ort nennet
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