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Das Glück ist eine Katze

Titel: Das Glück ist eine Katze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Berberich
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eingesperrt,
     vielleicht nur aus Versehen, oder sie ist in einen Gulli gekrochen und kommt nicht mehr raus, oder ein Katzenjäger – neulich
     hab ich so einen im Fernsehen gesehen, ich denk lieber nicht dran. Oder sie krallt sich an einem Ast fest, schon seit Stunden,
     und unter ihr braust der Wasserfall   –«
    »Wenn es denn einen gäbe«, sagte Konrad tröstend. »Hier braust nichts.«
    »Oder der Kerl, dem ich gesagt hab, er solle sein Radio nicht so laut laufen lassen, hat sie aus Rache – oder sie hat was
     Vergiftetes gefressen – und jetzt liegt sie irgendwo rum und ist am Abschnappen, und ich kann meiner Schlumpel nicht mal die
     Pfote halten, oder   –«
    »Ach was«, sagte Konrad, »Schlumpels sind unverwüstlich. Die kommen immer durch.«
    »Meine alte Schlumpel war auch eines Tages weg. Weil ich sie lieber hatte als den lieben Gott, hat sie der Teufel geholt.«
     
    In der dritten Nacht ließ ich das Licht vor der Haustür brennen, damit sie wußte, ich wartete auf |263| sie. Stellte was hin, zum Fressen, vielleicht war sie ausgehungert. Ließ das Küchenfenster offen, damit sie hereinkonnte.
     
    »Wirst schon sehen«, sagte Konrad beim Frühstück –
    »Halt den Mund!« sagte ich.
    Nach dem Frühstück lief ich zu den Nachbarn, fragte jeden einzelnen, ob er Schlumpel gesehen habe. Einer hatte, aber bei näherer
     Befragung war Schlumpel Seppi gewesen, der sieht auf die Entfernung ähnlich aus. Ich rannte durch die Gegend, suchte hinter
     jedem Schuppen, hinter jedem Gebüsch, rief »Schlumpel! Schlumpel!« und kriegte Herzklopfen, als es hinter mir knackte, der
     Knacker war Fritzle vom oberen Nachbarn, ein mausgrauer lieber Kerl, aber in dem Moment fand ich ihn nicht lieb. »Hau ab!«
    Als ich mittags heimkam, war Konrad verschwunden. Der auch, dachte ich, alle weg, ich bin ein sinkendes Schiff, das die Ratten
     – die Katzen und Kater – verlassen, wem lauf ich jetzt nach, Schlumpel oder Konrad? Ich trank drei Tassen Fencheltee, wegen
     Bauchschmerzen, doch die Schmerzen gingen nicht und Schlumpel kam nicht. Aber wenigstens kam Konrad, ziemlich derangiert,
     hatte Stroh im schütteren Haar, nasse Hosenbeine und dreckige Schuhe. Und er sagte nicht, wirst |264| schon sehen, die kommt schon, er schrieb mit Heini zusammen eine Anzeige und las sie mir vor:
Wer hat sie gesehen? Wunderschöne rote Tigerkatze mit grünen Augen entlaufen, hört auf den Namen Schlumpel, aber nur, wenn
     sie will. Ansehnliche Belohnung für Information oder Rückgabe.
    »Für die Zeitung«, sagte er. »Ich geb’s gleich durch, die Belohnung übernehm natürlich ich.«
     
    Ich bin zwar nicht fromm, aber ich reite nicht auf Prinzipien herum, und außerdem ging es um Schlumpel. An die oberste Instanz
     wandte ich mich lieber nicht, die war mir zu weit weg, aber es gibt da jemand, der weilte immerhin mal unter uns, was zwar
     schon lang her ist, aber jedenfalls weilte er, weshalb er den Laden hier kennt.
    Ich nahm einen Anlauf. »Lieber heiliger Franziskus«, sagte ich und lauschte – in mich hinein und in den Äther –
    Nichts.
    Ich fühlte unwillkürlich, es liege an der Anrede. Ich würde, aus Bescheidenheit, auch nicht gern heilig genannt werden, selbst
     wenn ich’s wär. Also noch mal: »Mein lieber Franziskus   –«
    Nichts.
    »Ach, Franz   –«, jammerte ich, »sag doch was!«
    »Was gibt’s?« Die Stimme konnte die des Franz sein, aber ebensogut meine eigene, innere Stimme.
    |265| »Schlumpel ist weg.«
    »So was kommt vor.«
    »Sie ist schon sehr lang weg.«
    »Auch das kommt vor.«
    »Wie wär’s mit einer schönen dicken Kerze   –«
    Nichts. Hatte ich ihn beleidigt? Faßte er die Kerze als Bestechung auf?
    »Denk dir was aus, Franz!«
    »Vom Denken kommt sie auch nicht wieder heim«, sagte die vermutlich doch heilige Stimme völlig zu Recht.
    »Sie ist fast drei Tage weg. Vielleicht ist sie nicht mehr – vielleicht ist sie   –«
    »Kann schon sein.«
    »Franz«, sagte ich, »bevor du was unternimmst – ich sag’s dir ehrlich – ich bin nicht fromm.«
    »Das ist bekannt.«
    »Ich werd’s auch bestimmt nicht werden. Ist Frommsein die Bedingung dafür, daß du   –«
    »Blödsinn!« sagte die Stimme.
    »Und Schlumpel ist nicht mal katholisch. Aber Stoffele, ihr Großvater, hat mal eine Zeitlang einen katholischen Pfarrer zur
     Verzweif – ich mein, er hat bei ihm gewohnt. Könntest du   –«
     
    »Guck mal!« Konrad winkte mich zur Balkontür. Auf dem Weg, der sich durchs Dorf

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