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Das Glück ist eine Katze

Titel: Das Glück ist eine Katze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Berberich
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meinen Arm um sie.
    |241| Schlumpel begann zu schnurren. Ein warmes, gutes, treues, ein zutiefst verläßliches Schnurren. Auf dieses Schnurren kann man
     bauen. So haben sie immer geschnurrt, die Kater, die Katzen, wenn sie in den alten ägyptischen Tempeln auf goldenen Kissen
     ruhten, unter der Sonne Homers auf dem Schoß der schönen Helena ein Nickerchen machten oder auf der großen Chinesischen Mauer
     dösten. So schnurrten sie im Arm des Notker Balbulus, wenn er auf einer Bank in seinem Kräutergärtlein auf der Reichenau vom
     Unkrautjäten ausruhte, nicht anders als in einem Kuhstall, wenn die Bäuerin ihnen frische Milch hinstellte, oder auf dem Schreibtisch
     so manchen Dichters, ihn zu einem Werk inspirierend oder ihn davon abhaltend, was vielleicht das größere Verdienst war.
    Eine Katze ist, wie sie ist, wie sie immer war und immer sein wird. Sollte ein Genforscher auf die unglückselige Idee kommen,
     an ihr herumzumanipulieren, ihr einen kurzen Schwanz, herunterhängende Schlappohren, ein dauergelocktes Fell zu verpassen
     und statt der Fähigkeit zu schnurren, die zu bellen, bring ich ihn um. Im Namen aller Katzenmenschen, aller Menschenkatzen.
     Meine Katze soll bleiben, was sie immer war: ein kleiner runder Fels in der Brandung des Zeitenmeers, an dem man sich festhalten
     kann.
    Ich sah wieder Land, meine Stimmung hellte |242| sich auf, und ich beschloß, einen Früchtekuchen zu backen, mit der doppelten Menge an Rosinen, Mandeln, Nüssen und einem unverschämt
     dicken, kalorienstrotzenden Rum-Schokoladenguß.
    »Heut ist ein wirklich sehr schöner Lebenstag«, sagte ich zu mir selber.

|243| Der Kratzbaum
    »Jetzt reicht’s!« sagte Konrad mit unangenehm scharfer Stimme.
    »Redest du mit mir?« rief ich aus der Küche.
    »Ich rede mit deiner Katze, die es aber vorgezogen hat, das Weite zu suchen. Wohl das schlechte Gewissen!«
    »So was kennen Katzen nicht. Gestern hast du sie noch
Konrads Liebling
genannt, und nun ist sie auf einmal
meine
Katze? O wie so trügerisch sind Män-ner-he-her-zen!«
    »Sie benimmt sich flegel-, um nicht zu sagen schlumpelhaft.«
    Ich rannte, auf alles gefaßt, ins Wohnzimmer. Konrad stand vor seinem musikalischen Sessel und hielt anklagend einen langen
     Faden in der Hand. »Das ist schon der vierte, den sie aus dem Bezug rausgerissen hat. Sie kennt keine Rücksicht.«
    Ich sah das nicht so eng. »Schlumpel ist nun mal eine Katze, und Katzen haben Krallen, und die müssen gewetzt werden. Entweder
     hast du eine Katze und verkratzte Möbel und herausgerissene |244| Fäden, oder du hast unverkratzte Möbel und dafür keine Katze. Hat Stoffele mir beigebracht. Außerdem glaubt sie, das sei ihr
     Sessel, und den kann sie behandeln, wie sie will.«
     
    »Jetzt weiß ich’s«, sagte Konrad beim Abendessen. »Sie vergreift sich an meinem Sessel, weil das hier kein katzengerechtes
     Haus ist.«
    »Konrad!« sagte ich empört.
    »Wäre es ein solches, zöge deine Katze keinen einzigen Faden aus meinem Sessel. Steht im ›Großen Katzenratgeber‹.« Der ist
     immer noch sein ständiger Begleiter. Er ist ihm – Konrad kann nun mal nicht aus seiner schwäbischen Haut – zu teuer zum Wegschmeißen.
    »Und was gedenkst du zu tun?« fragte ich.
    »Sie braucht einen Spiel- und Tummelplatz.«
    »Du meinst, wir sollten ihr ein eigenes Fitneßcenter einrichten?«
    »Du nimmst mich nicht ernst. Sie braucht einen Platz, wo sie« – er klopfte auf das Buch – »einer Vielzahl von vorteilhaften
     Aktivitäten nachgehen kann.«
    »Hinterm Haus liegt eine für vorteilhafte Aktivitäten bestens geeignete Wiese.«
    »Du bist etwas schwer von Begriff. Sie braucht in erster Linie einen Kratzbaum.«
    »Draußen stehen genug herum.«
    |245| »Nicht draußen. Hier. In diesem Zimmer. Eine Katze will auch im Winter kratzen. Ich werde einen besorgen.«
     
    Und Konrad besorgte für Schlumpel einen Kratzbaum. Vom Flohmarkt. Der findet alle paar Wochen samstags statt, und Konrad wurde
     tatsächlich fündig.
    »War ganz billig, fast geschenkt«, sagte er stolz und stellte seine Neuerwerbung mitten ins Zimmer. Das Ding sah aus wie ein
     Blumenständer mit mehreren Stellflächen – rosaplüschüberzogen – in unterschiedlicher Höhe. Eine echte Scheußlichkeit.
    »Da kann sie sich auch mal drauflegen und ein Nickerchen machen, wenn sie genug gekratzt hat. Sie wird begeistert sein.«
    Was Schlumpel aber nicht war. »Riecht nach Katze«, sagte sie mit allen Anzeichen des Abscheus. »Nach einer

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