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Das Glück ist eine Katze

Titel: Das Glück ist eine Katze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Berberich
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Pfarrhauses den Kopf verdreht, was Folgen hatte. Nun haben auch die Folgen schon Folgen gehabt. Frau Eberle, meine liebenswürdige
     Nachbarin, die auch den Blumenschmuck für die Heilige Jungfrau in der Seitenkapelle besorgt, hat sich der zahlreichen
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Hinterlassenschaft dieses Casanovas angenommen. Drei Kätzchen hat sie behalten, ein viertes übersteige, wie sie sagt, ihre
     Kräfte. Ich reiche dieses, wie ich zugeben muß, durchaus erfreulich anzusehende, aber ungebärdige Geschöpf weiter. Es ist,
     nach Auskunft besagter Nachbarin, weiblichen Geschlechts. Ich hatte vor, um Ihrer Bereitschaft, es zu adoptieren, nachzuhelfen,
     dafür Sorge zu tragen, daß durch einen Eingriff die Gefahr weiterer Nachkommenschaften beseitigt würde, aber das Erzbischöfliche
     Ordinariat weigerte sich, die dazu nötige, wie es findet beträchtliche Summe zur Verfügung zu stellen, weil es die Meinung
     des Heiligen Vaters teilt, die wiederum ich nicht teile, es verstoße gegen die göttliche Ordnung, der Vermehrung Seiner Geschöpfe
     Einhalt zu gebieten. Der Heilige Vater hat offenbar keinen unheiligen Kater, sonst dächte er womöglich anders. Nun also lege
     ich Ihnen dieses Geschöpf zu Füßen – und vor Ihre, wie ich zu meinem Bedauern hören mußte, konfessionslose Haustür – in der
     Hoffnung, Sie nehmen sich seiner, wie des Großvaters, der, wie man mir zutrug, inzwischen das Zeitliche gesegnet hat, trotzdem
     in christlicher Nächstenliebe an. Ich werde Sie in mein Gebet einschließen. Mit freundlichem Gruß, Albin Isele, Pfarrer.
    Ich öffnete vorsichtig die Tür. Was da in der Schachtel saß – »Dickmann’s« stand darauf und |15| »Dreißig Stück. Überzug Bitterschokolade«   –, war, da gab ich dem geistlichen Herrn recht, durchaus erfreulich anzusehen und hatte große, runde, sehr wache Augen. Grüne
     Augen, wie Glühlämpchen.
    »Miau!« sagte ich aufgeregt. Was Besseres fiel mir nicht ein. Eine Pfote hing über den Schachtelrand. Die Pfote steckte in
     einem weißen Handschuh. Nein, nicht ganz weiß, leicht angetrübt. Der Rest war rot. Löwenrot mit orangefarbenen Tigerstreifen.
     An manchen Stellen ein bißchen verfilzt oder wie gegen den Strich gekämmt. Und diese Augen! Wie grünten sie so grün!
    »Kikeriki!« sagte ein weniger liebliches als kräftiges, etwas rauhes Stimmchen. Es paßte sehr gut zu dem verstrubbelten roten
     Fell und dem alles andere als sauberen Handschuh.
    »Wie bitte?«
    »Kikeriki! Find ich lustig.«
    Ich fand es auch lustig. »Wer bist du denn?«
    »Ich bin ich. Siehst du doch.«
    Grasgrüne Augen. Oder gletschergrüne? Jadegrüne? Maiengrüne? Nein, wir hatten ja erst März. Vielleicht wassergrüne Nixenaugen?
    Sie legte die andere Pfote neben die erste, was unpassend brav und ordentlich aussah.
    »Wer bist du denn?«
    »Ich bin auch ich«, sagte ich.
    |16| Sie zwickte die Augen zu, deren unbeschreibliches Grün ich nicht benennen konnte, und schleckte sich die Pfote. »Du schwindelst.«
    »Schwindeln? Ich? Wieso?«
    »Nur ich bin ich.«
    Ein helles Köpfchen, dachte ich. »Wie bist du denn hergekommen?«
    »Er hat die Schachtel geholt, wo die Küsse drin waren, die er abends in seinem Körbchen ißt   –«
    »Der Pfarrer   – Küsse?«
    »So runde braune Dinger.«
    »Ach so! Dickmänner. Mohrenküsse. Oder Negerköpfe. Oder umgekehrt. Woher weißt du das?«
    »Von der Frau, die mir immer die Milch gegeben hat.« Sie fuhr sich mit der abgeschleckten Pfote über das rechte Ohr. »Die
     wohnt im Haus neben dem Pfarrer.«
    »Woher weiß die Frau das?«
    »Sie hat auch manchmal so einen Mohrenkuß   –«
    »In
seinem
Körbchen?«
    »Das ist weicher als ihres, hat sie gesagt, und viel größer. Er hat mich in die Schachtel – und dann in sein Auto – und die
     Milchfrau hat gewinkt – und er hat gehupt – und ich bin auf seinen Kopf – zum Gucken – und er hat gebrüllt – verdammte Hex!–
     und dann war der Mülleimer hin – und dann hat er mich hier vor die Tür – und ist schnell wieder fort – und ich bin immer noch
     da.«
    |17| »Ich seh’s.«
    Jetzt kam das linke Ohr dran. »Er hat meinem Opa mal einen Schlappen nachgeschmissen.«
    »Woher weißt du das?«
    »Vom Schlappen. Der erzählt’s überall rum.«
    Die Sonne schien durch ihre Ohren und brachte sie zum Leuchten. Sehr hübsch! Die Ohren zierten kleine dunkle Punkte. Milben.
    »Was machen wir jetzt mit dir?«
    Sie legte den Kopf auf den Rand der Schachtel und sah mich mit erwartungsvollen Augen

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