Das Glück reicht immer für zwei
minimalistische Sitzmöbel aus schwarzem Leder, dazu bunte Kissen. Dennoch gefiel ihr das riesige, in schwarzweißem Marmor gehaltene Badezimmer mit dem angenehm warmen Fußboden, dem großzügigen Duschbereich und den überdimensionalen, kuschelig warmen Badetüchern.
»Ich übernachte immer hier«, erklärte Britt. Nachdem sie ihre Zimmertür geöffnet hatte, hatte sie beide Hände auf Mias Schultern gelegt und ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange gehaucht, sodass Mia ihren Impuls unterdrückte, sie herzlich zu umarmen. »Es ist sehr komfortabel.«
»Aber nicht besonders gemütlich«, sagte Mia. Sie fragte sich, wo der Kleiderschrank war. Später bemerkte sie eine weiße Wandtäfelung, die man zurückschieben konnte und hinter der sich ein begehbarer Kleiderschrank verbarg.
»Mir gefällt’s.«
»Der Stil passt zu dir.« Mia sah Britt an. »Ich meine, zu deinem
alten Stil. Du siehst aus wie immer. Ich habe eigentlich erwartet, dich komplett verändert zu sehen, Brigitte vor mir zu haben.«
Britt grinste, und plötzlich fühlte sich Mia viel besser. Britts Grinsen kam immer unerwartet und war ein wenig boshaft: Hinter ihrer kühlen und ruhigen Fassade schimmerte unversehens ihr Sinn für Humor durch, und Mia wünschte, sie würde ihn einmal ungehindert herauslassen. Doch in den letzten Jahren hatte sie das nur selten erlebt.
»Ich bin zweigeteilt«, sagte Britt. »Wenn ich in Sachen Buch unterwegs bin, bin ich Brigitte. Die übrige Zeit aber bin ich deine Schwester, so wie du sie kennst und liebst.« Sie sah Mia fragend an. »Magst du Brigitte lieber?«
Mia erwiderte ihren Blick, wusste nicht, was sie antworten sollte. Im Moment war Britt einfach nur sie selbst – groß und langbeinig, das honigblonde Haar locker am Hinterkopf hochgesteckt. Sie trug stonewashed Jeans und einen blasslila Pullover mit V-Ausschnitt. Am Hals baumelte ein zarter Anhänger mit einem in Weißgold eingefassten, glitzernden Diamanten. Wie immer hatte sie flache Schuhe an, weil sie es hasste, andere Menschen zu überragen.
Ihre Aufmachung stand in krassem Gegensatz zu der ihres Auftritts in Late Late . Mia hatte ihre Schwester zuletzt im Fernsehen gesehen, und zwar in einem Interview in einem britischen Morgenmagazin, auf das sie im Internet gestoßen war. Was ihr Äußeres anbelangte, so übertraf Britt ihren Auftritt in Late Late noch: Sie trug ein Seidentop, einen langen, fließenden Rock und dazu rosa High Heels. (Die schwindelerregend hohen Absätze waren golden! Mia war aufgefallen, dass der Moderator bei Britts Erscheinen nicht aufgestanden war.)
Während des Interviews lächelte Britt die meiste Zeit und flirtete sogar mit dem Interviewer – was Mia am meisten verblüffte, denn nie zuvor hatte sie ihre Schwester mit einem Mann flirten sehen, nicht einmal mit Ralph. Mia hatte sich das Video heruntergeladen und zwei Mal angesehen. Erst beim zweiten Mal kam sie
darauf, was sie an Britts Lächeln störte – es erreichte ihre Augen nicht. Und als der Moderator sie an der Schulter berührte, zuckte sie unwillkürlich zurück.
»Ich bin mir nicht sicher, ob Brigitte wirklich Britt ist«, sagte sie schließlich. »Aber dieses Hotel passt ganz bestimmt.«
»Ich weiß, dir wären kunterbunte Kissen und hindrappierte Tücher lieber«, sagte Britt neckend. »Aber ich hab’s nun mal lieber klassisch kühl. Wenn ich eine Vorliebe für Blumen und Rüschen hätte, würde man das für mich arrangieren.«
Mia sah sie verwundert an. »Sie erfüllen dir jeden Wunsch?« »Momentan schon«, erwiderte Britt leichthin. »Dieses Jahr bin ich ihre Geldmaschine. Nächstes Jahr werden sie wahrscheinlich jemand Neues und Aufregenderes gefunden haben, und ich werde Schnee von gestern sein. Doch im Moment machen sie mit Der perfekte Mann ein Vermögen, vor allem nach dem Kino-Deal und den diversen Auszeichnungen.«
»Wenigstens ein Mann, der nützlich ist«, sagte Mia.
»Ich habe schon immer gutes Geld mit den Vertretern des männlichen Geschlechts verdient«, sagte Britt, und Mia lachte. Vor dem Erscheinen von Der perfekte Mann hatte Britt Karriere als Scheidungsanwältin für Prominente gemacht. Meistens vertrat sie dabei die Frauen, und meistens erzielte sie höchst vorteilhafte Vergleiche zu deren Gunsten. Mia wusste, wie viel Britt ihre juristische Karriere bedeutete. Doch bestimmt war es wesentlich vergnüglicher, über die wahre Liebe zu schreiben, statt sich mit verfahrenen Scheidungen herumzuschlagen.
»Unser Flug geht um elf Uhr
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