Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel
Christian Jacq
RAMSES
Band 4:
Die Herrin von Abu Simbel
Deutsch von Ingrid Altrichter
Rowohlt Taschenbuch Verlag
Die Originalausgabe erschien
1996 unter dem Titel «Ramsès. La Dame d’Abou Simbel»
bei Éditions Robert Laffont, S.A. Paris
Redaktion Heiner Höfener
Veröffentlicht im Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg,
Oktober 1999
Copyright © 1998 by Rowohlt Verlag GmbH,
Reinbek bei Hamburg
«Ramses. La Dame d’Abou Simbel» Copyright © 1996
by Éditions Robert Laffont, S.A. Paris
Alle deutschen Rechte vorbehalten
Umschlaggestaltung C. Günther / W. Hellmann Gesamtherstellung Clausen & Bosse, Leck Printed in Germany
ISBN 3 499 22474 7
Trotz der siegreichen «Schlacht von Kadesch» war es Ramses nicht gelungen, die kriegerischen Hethiter dauerhaft zu unterwerfen. Erneut steht der Pharao mit seinen Truppen in Feindesland. Am Hof sind überdies seine Gegner hartnäckig am Werk. Vor allem sein machthungriger Bruder
Chenar, seine doppelzüngige Schwester Dolente und der libysche Magier Ofir. In Nubien entgeht das Königspaar nur mit knapper Not tödlichen Fallen. Der Pharao will seiner unzerstörbaren Liebe zu Nefertari ein Denkmal setzen – zwei Felsentempel in Abu Simbel. Noch weiß Ramses nicht, welch furchtbarer Schicksalsschlag ihn dort erwartet.
Christian Jacq, geboren
1947 bei Paris,
promovierte in Ägyptologie an der Sorbonne. Er veröffentlichte zahlreiche wissenschaftliche Aufsätze und wurde von der Academie frangaise ausgezeichnet. Im Zuge seiner Forschungen
gründete er das Institut Ramses, das sich
insbesondere der Erhaltung gefährdeter
Baudenkmäler der Antike widmet. Neben
Beiträgen zur Fachliteratur schrieb er mehrere erfolgreiche Romane. Mit «Ramses» gelang ihm auf Anhieb der Sprung auf die Bestsellerliste.
DIE HERRIN VON ABU SIMBEL
EINS
SCHLÄCHTER, DER LÖWE des Pharaos, brüllte so laut, daß sowohl die Ägypter als auch die Aufständischen vor Schreck erstarrten. Die riesige Raubkatze, für ihre guten und treuen Dienste in der Schlacht bei Kadesch von Ramses mit einem goldenen Halsband ausgezeichnet, war so schwer wie etliche Scheffel Getreide und maß an die acht Ellen. Ihre dichte, flammende Mähne umwallte nicht nur den oberen Teil des Kopfes, sondern auch die Kinnbacken, den Hals sowie die Schultern und die Brust. Das übrige Fell, glatt und kurz, schimmerte in hellem, leuchtendem Braun.
Ihr Unmut war im Umkreis von mehreren Meilen vernehmbar, und jeder begriff, daß Ramses, der seit dem Sieg bei Kadesch «Ramses der Große» genannt wurde, ebenso zornig war.
Doch trug der Pharao diesen Beinamen wirklich zu Recht?
Schließlich war es ihm trotz seines Ansehens und seiner Tapferkeit nicht gelungen, den barbarischen Hethitern seine Gesetze aufzuzwingen.
Das ägyptische Heer hatte sich bei dem Kräftemessen auf dem Schlachtfeld als recht enttäuschend erwiesen. Die Generäle, entweder feig oder unfähig, hatten Ramses im Stich gelassen und ihn ganz allein einer unübersehbaren Zahl von Feinden ausgesetzt, die sich ihres Sieges bereits sicher wähnten. Aber der im Licht verborgene Gott Amun hatte das Gebet seines Sohnes erhört und dem Arm des Pharaos übernatürliche Kräfte verliehen.
Nach fünf stürmischen Jahren der Herrschaft war Ramses der Meinung gewesen, sein Sieg bei Kadesch werde die Hethiter lange daran hindern, wieder aufzubegehren, und in den Ostländern werde eine verhältnismäßig friedliche Zeit anbrechen.
Doch darin hatte er sich in hohem Maße getäuscht, er, der mächtige Stier, von der Maat geliebt, der Ägypten beschützt, der Sohn des Lichts. Verdiente er angesichts des erneuten Aufruhrs in seinen angestammten Schutzgebieten Kanaan und Südsyrien diese Krönungsnamen noch? Nicht genug damit, daß die Hethiter den Kampf nicht aufgaben, hatten sie sich auch noch für einen Angriff auf breiter Front mit den Männern des Sandes, den Beduinen, verbündet, mit diesen plündernden Mordgesellen, die es von jeher nach den reichen Landstrichen des Deltas gelüstete.
Der Befehlshaber des nach dem Gott Re benannten Regiments näherte sich dem König.
«Majestät… die Lage ist bedenklicher als erwartet. Das ist kein gewöhnlicher Aufstand. Unseren Spähern zufolge ist ganz Kanaan im Begriff, sich gegen uns zu erheben. Wenn wir dieses erste Hindernis überwunden haben, wird es ein zweites geben, dann ein drittes, dann…»
«Und du verlierst die Hoffnung, daß wir ans Ziel gelangen?»
«Wir laufen Gefahr,
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