Das Glück reicht immer für zwei
ich nicht. Das weißt du. Sie werden sehr enttäuscht sein, wenn sie merken, dass ich eine griesgrämige Kuh bin.«
Mia sah sie nachdenklich an. »Du bist nicht gerade … überschwänglich. Aber wenn du willst, kannst du durchaus warmherzig und fürsorglich sein; du bist nicht immer eine ›griesgrämige Kuh‹.«
Britt bedachte sie mit einem Stirnrunzeln. »Haben nicht James und du mir diesen Namen verliehen?«
»Vor vielen Jahren vielleicht.« Mia errötete. »Als du dich auf dein Juraexamen vorbereitet und kaum mehr mit uns geredet hast.«
»In der Schule habt ihr mich auch so genannt«, sagte Britt.
»Okay, okay. Aber ich habe es nicht so gemeint.«
»Ist schon in Ordnung. Ich weiß selbst, dass ich launisch und miesepetrig sein kann. Aber ich will einfach nicht, dass die Passagiere diese Seite von mir zu sehen bekommen.«
»Du bist nicht so schlimm, wie du dich darstellst«, sagte Mia. »Ich weiß, dass sich hinter der mürrischen Fassade ein fürsorglicher Mensch verbirgt.« Sie sah Britt neugierig an. »Und um wen sorgst du dich im Moment?«
»Um meine Mandanten«, sagte Britt kurz und bündig.
Mia atmete scharf aus. »Du verbirgst dich einfach nur hinter einer harten Schale.«
»Nein, mitnichten.« Britt zuckte die Schultern. »Ich bin eine alleinstehende Frau. Und eine Scheidungsanwältin. Ich lebe allein. Ich habe nicht einmal eine Katze! Warum sollte ich da warmherzig und fürsorglich sein?«
»Dann lass es wenigstens zu, dass ich etwas tue, um mein Gehalt zu verdienen«, sagte Mia, die den Impuls unterdrücken musste, Britt an den Schultern zu packen und zu schütteln. »Wenn jemand versucht, mit dir zu sprechen, und du gerade nicht in Stimmung bist, nett zu sein, sag ich ihm, dass du unter Jetlag leidest.«
Britt lächelte zaghaft. »Was nicht einmal an den Haaren herbeigezogen wäre.«
»Dann lass uns zur Party gehen und uns ein bisschen amüsieren. Niemand wird von dir Notiz nehmen, weil alle viel zu aufgeregt sind wegen der bevorstehenden Reise und wahrscheinlich ebenfalls unter Jetlag leiden.«
»Gut, wenn du meinst«, sagte Britt seufzend.
»Ich akzeptiere, dass es nicht dein Ding ist«, sagte Mia, »aber tu es halt mir zuliebe. Außerdem gehen wir ja zusammen hin, also musst du dich nicht unter die Menge mischen. Du musst mit niemandem reden, und niemand wird dich belästigen. Ich verspreche es.«
Bevor Britt dazu kam, weitere Einwände zu erheben, hatte Mia sie bereits quer durch die Kabine und zur Tür hinausgeschoben.
2. Kapitel
POSITION: MS APHRODITE.
WETTER: SCHÖN UND TROCKEN. WIND: SÜDOST, STÄRKE 4.
TEMPERATUR: 25°. LUFTDRUCK: 1014.8 MBAR.
Britt hatte ganz vergessen, wie unmöglich enthusiastisch Mia war. In den vergangenen Monaten, in denen sie ihre Schwester nicht mehr gesehen hatte, hatte sie vergessen, dass Mia immer das Gute in allem sehen wollte. Dass sie trotz der zahlreichen Rückschläge in ihrem Leben glaubte, dass alles einen Grund hatte und dieser immer gut war.
Paula, ihre Mutter, hatte ihr erzählt, dass Mia, als sie ihr die Neuigkeit verkündete, sie sei schwanger, optimistisch und fröhlich gewesen sei. Die Tatsache, dass es keine Zukunft mit dem Vater des Kindes gebe, spiele keine Rolle, da das Baby willkommen sei und in einer Atmosphäre der Liebe und Wärme aufwachsen werde.
Auch als sie es Britt sagte, war sie ebenso optimistisch und guter Dinge gewesen. Britt hatte sich gefragt, ob ihre Schwester hoffnungslos naiv sei oder nur gute Miene zum bösen Spiel mache. Doch als sie sich nach dem Vater des Kindes erkundigte, zuckte Mia die Schultern und meinte, sie habe ihn nicht auf der Rechnung, werde aber nach besten Kräften versuchen, eine gute Mutter zu sein und dafür zu sorgen, dass das Kind nicht unter der zugegebenermaßen nicht idealen Situation zu leiden habe.
»Zwar war ich immer der Meinung, dass zwei Elternteile besser für ein Kind sind«, fuhr sie ruhig fort, »aber wenn mein Kind schon mit einem auskommen muss, soll es sich bei mir erwünscht und geliebt fühlen.«
»Willst du es denn wirklich?«, fragte Britt, womit sie einen ärgerlichen Blick seitens Mias erntete.
»Natürlich. Übrigens ist sie nicht mehr ein es. Mein Baby ist ein Mädchen.«
»Und du glaubst nicht, dass ein Baby, gleichgültig ob Mädchen oder Junge, dein Leben durcheinanderbringen wird?«
Mia lachte. »Mehr als es schon durcheinander ist, geht ja sowieso nicht. Zumindest von deiner Warte aus betrachtet.«
Nun, dachte Britt jetzt, vielleicht hatte Allegra
Weitere Kostenlose Bücher