Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gold des Gladiators

Das Gold des Gladiators

Titel: Das Gold des Gladiators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
Vom Netzwerk:
vernahm, Titus hingegen stellte dem armen Khep pausenlos Fragen, die dieser gar nicht beantworten konnte.
    »Ich hab’s doch auch nicht gesehen, Titus. Nur von den beiden Männern gehört. Geh, und frag die.«
    Titus sah das ein und machte sich auf die Suche nach Badegästen, die den Spielen beigewohnt hatten. So konnte er später beim gemeinsamen Abendessen den genauen Hergang des Kampfes berichten. Didia, die erst jetzt davon erfuhr, hörte blass und traurig zu. »Ich glaube, es gibt nicht viele wie ihn«, sagte sie leise, als Titus seinen Vortrag beendet hatte. »Globulus war nicht nur ein unerschrockener Kämpfer, sondern auch ein großherziger Mann. Wie sanft er immer zu Barbanigra war, und wie sehr er seine Honigkuchen liebte.«
    »Es ist eine Schande!«, begehrte Ingwar auf. »Er hätte diesem Fuscus den Arm brechen sollen, als er ihm das Amulett wegnahm.«
    Titus aber schüttelte den Kopf. »Dann hätte er gegen einen anderen kämpfen müssen. Und vielleicht auch verloren. Fortuna war ihm nicht wohlgesinnt.«
    »Er war ein freundlicher Mann«, schnupfte Caecilia. »Er konnte so darüber lachen, wenn wir ihn besiegt haben. Ich möchte dabei sein, wenn sie den Scheiterhaufen anzünden.«
    Iustus, der als pater familias den Vorsitz bei Tisch führte, hatte sich die Unterhaltung schweigend angehört und nickte nun verständnisvoll. »Ihr geht alle fünf dorthin. Er war euer Freund, und ihr werdet mit Achtung Abschied von ihm nehmen.«
    »Danke, Pater«, sagte Didia.

4. Gesenkte Fackeln
    So nahmen sie nun zwei Tage später an der Trauerfeier teil, die die germanischen Freunde für ihren Landsmann ausrichteten. Der Tag war wolkenverhangen und grau, ein kühler Wind trieb gelegentlich Schauer vor sich her. Dennoch folgte ein erstaunlich langer Zug von Menschen der verhängten Bahre vom Haus eines germanischen Pelzhändlers aus, der Globulus’ Leiche aus der Arena hatte holen lassen. Vor den Toren der Stadt, wo sich die Gräberfelder befanden, war zwischen einigen alten Eiben eine Grube ausgehoben worden und mit Holzscheiten gefüllt.
    Es wurde ganz still, als ein bulliger Mann in einem Pelzumhang an den Scheiterhaufen trat und mit abgewendetem Gesicht, wie es Brauch war, die Fackel daran hielt. Das trockene, ölgetränkte Holz fing sogleich Feuer, und prasselnd verzehrten die Flammen den tapferen Gladiator. Auch die anderen Freunde, darunter Berengar, Ingwars Vater, der bisher noch immer kein Wort mit seinem Sohn gewechselt hatte, hielten Fackeln in der Hand und senkten sie, zum Zeichen der Ehrfurcht und der Trauer.
    Die fünf von der Fortuna-Therme standen dicht beieinander und starrten in das lodernde Feuer. Sie hatten kleine Gaben auf den Scheiterhaufen geworfen – Ingwar das Holzschwert, mit dem sie geübt hatten, Didia eine kleine Katzenfigur aus Ton, Khep eine Öllampe, damit Globulus der Weg in die andere Welt beleuchtet würde. Titus hatte ihm einen Lorbeerkranz geflochten, um an seine zahlreichen Siege zu erinnern, und Caecilia warf einen Honigkuchen in die Flammen, den sie sich wirklich vom Munde abgespart hatte. Na ja, zumindest zur Hälfte.
    »Er hat ein Leben voller Gefahren geführt, der tapfere Albin, den man hier als Globulus kennt. Seine Heimat war das ­Chattenland 16 jenseits der Alpen. Dort kämpfte er um die Freiheit seines Volkes und wurde besiegt. Doch seine Kraft und Beständigkeit hat ihn hier in Rom zu einem neuen Ruhm geführt. Er war ein Krieger, bis zuletzt. Möge Wotan ihn in Walhall willkommen heißen!« Der Germane war kein begnadeter Redner, und daher war ­seine Ansprache erfreulich kurz. Zum Schluss aber zog er ein kleines, zusammengerolltes Pergament hervor und sagte: »Globulus hat mir schon vor geraumer Zeit seine letzten Wünsche anvertraut. Er wusste, mit welchem Risiko er lebte. So hört seine letzte Bitte: Verbrennt, was von mir übrig ist, setzt auf mein Grab einen Stein mit der Inschrift: ›Ibam, Redibo‹ und opfert mir Honigkuchen. Trauert nicht zu sehr, ich habe ein gutes Leben gehabt, und das Einzige, das ich nun vermissen werde, ist der warme Pelz auf meiner Brust, meine gewürzte Lieblingsspeise und der süße Duft, der zum Honig gehört. Diesmal war Fortuna blind, dennoch gilt ihr, genau wie einem Andabates, mein Vertrauen.«
    Damit verließ der Mann seinen Platz am Scheiterhaufen.
    Nach ihm aber trat ein untersetzter Römer in einer Toga an seine Stelle, der zu einer weit vollmundigeren Rede ansetzte.
    »Freunde des ehrenwerten Verblichenen! Wir alle,

Weitere Kostenlose Bücher