Das Gold des Gladiators
abgeschlossen. Globulus beteiligte sich wenig an den Vermutungen. Er wirkte, obwohl am nächsten Tag sein Leben auf dem Spiel stand, ungezwungen und heiter.
Das änderte sich schlagartig, als von der benachbarten Tischgesellschaft ein hünenhafter Nubier 13 zu ihm trat.
»Das wird Fuscus sein!«, meinte Berengar zu seinem Sohn. »Ich hörte, die beiden haben sich aufsehenerregende Übungskämpfe geliefert. Vermutlich wird der lanista die beiden gegeneinander antreten lassen.«
»Na, genießt du deine letzten Klößchen, Globulus?«, höhnte der Schwarze.
»So wie du deine letzte stinkende Fischsoße genossen hast, Fuscus. Komm, nimm noch einen Happen, morgen ist es zu spät dazu!«
»Du bist dir ein bisschen zu sicher, will mir scheinen!« Mit seinem Messer spießte Fuscus ein Fleischklößchen von Globulus’ Platte auf und grinste es an. »Genau das werde ich morgen mit dir machen! Und nicht mit dem Tischmesser, sondern mit dem Schwert!« Genüsslich verspeiste er das Fleisch und wischte sich mit dem Handrücken das Fett von den Lippen.
»Pass auf, dass es dir nicht im Halse stecken bleibt. Du bist nicht der Einzige, der eine Waffe führen kann«, warnte Globulus ihn ungerührt. »Nimm lieber einen von den Honigkuchen, und opfere ihn deinen Göttern, um sie gnädig zu stimmen, damit wenigstens das Volk dir die missio 14 erteilt, wenn ich mit dir fertig bin.«
»Was hast du deinen barbarischen Göttern geboten, dass sie dich so siegessicher machen!«
»Meine Götter sind Kämpfer, sie stehen auf meiner Seite!«
Was sich für Ingwar zunächst wie ein harmloses Wortgeplänkel anhörte, wurde plötzlich zu einem ernsthaften Streit. Denn Fuscus griff mit einer Hand an Globulus’ Hals und riss ihm das Band ab, an dem sein hammerförmiges Amulett hing.
»Dann brauchst du diesen Schutz ja nicht!«, grinste der dunkelhäutige Gladiator böse, und Globulus sprang auf. »Gib mir den Anhänger zurück!«
»Hol ihn dir morgen in der Arena!«
»Da werde ich dich hirnlosen Stümper zu Angsthasen-Ragout verarbeiten!«
»Ohne dein kostbares Maskottchen wird dein Blut den Staub tränken!«
»Eher mache ich aus dir Blutwurst in schwarzer Pelle!«
Fuscus ließ das Amulett an seinem Finger baumeln und meinte mit Häme: »Pass nur auf, dass du dir nicht mit deinem Schwert selbst in den Finger schneidest!«
Globulus wollte ihm den Anhänger entreißen, aber der andere Gladiator stieß einen der Tische zwischen sie. Er fiel um, und der Inhalt einer Weinamphore ergoss sich über Globulus. Der sprang über den Tisch, um erneut nach dem Amulett zu greifen. Gleichzeitig versuchte einer seiner Freunde, sich Fuscus in den Weg zu stellen, und wurde von einem gewaltigen Faustschlag zu Boden geschickt. Ein anderer Gast warf mit einer Keramikplatte, und mit einem Mal war eine wüste Schlägerei im Gange.
Ingwar fühlte die Hand seines Vaters auf der Schulter. »Lass uns gehen.«
»Aber Vater . . .«
»Wir wollen uns da nicht einmischen.«
Mit nachhaltigem Druck schob Berengar seinen Sohn zum Ausgang. Sie hatten den von Öllampen beleuchteten Gang zum Ausgang fast durchmessen, als sie ein Keuchen hinter sich hörten. Beide drehten sich um und sahen Globulus, mit verrutschtem Wolfspelz und zerrissener, weingetränkter Tunika auf sie zulaufen.
»Geht nicht ohne Abschied, meine Freunde.«
»Nein, Globulus.« Berengar nahm beide Hände des Gladiators und drückte sie fest. »Nein, du hast recht. Doch dieser Fuscus hat einen üblen Streit angefangen, und du weißt, ich verabscheue Prügeleien.«
Ingwar schämte sich in Grund und Boden für seinen Vater und starrte verlegen auf seine Füße. Er selbst war kurz davor gewesen, mit seinen Fäusten auf den gehässigen Nubier einzuschlagen. Es dünkte ihn feige, sich einfach davonzustehlen, wenn ein Freund beleidigt wurde.
»Solche Dinge passieren häufig vor den Kämpfen, Berengar. Es ist nicht von Belang.«
»Aber dein Amulett . . .«, warf Ingwar ein.
»Es wird auch ohne das gehen. Aber sollte ich wider Erwarten unterliegen, bitte ich dich, es von Fuscus zurückzufordern, um es mir mit den Opferkuchen auf das Grab zu legen.«
»Versprochen!«, sagte Ingwar heiser und nahm nun auch eine von Globulus’ Pranken.
»Keine Sorge, mein Junge. Fuscus ist ein anständiger Kämpfer. Wir sind schon oft gegeneinander angetreten. Ich kann mich auf ihn verlassen. Post amicitiam credendum est!«
»Anständiger Kämpfer! Das sah mir aber nicht so aus!«
Berengar schob seinen murrenden Sohn
Weitere Kostenlose Bücher