Das Gold des Gladiators
besonders aber ich, sind von tiefer Trauer über das vorzeitige und unglückselige Ende von unserem braven Globulus erschüttert. Bei aller Bescheidenheit möchte ich betonen, dass er mir ein ganz besonders am Herzen liegender Freund war. Sein unerschrockener Kampfesmut hat mich immer mit unbeschreiblicher Achtung erfüllt. Er war mir ein wertvoller, ja vielleicht sogar mein wertvollster Gladiator . . .«
»Wer ist denn dieser geschwätzige Kerl? Der hört sich ja schmieriger an als ein ausgelaufener Ölkrug«, flüsterte Didia.
Der Mann, der neben ihr stand, lachte leise auf und beugte sich zu ihr: »Das ist der ehrenwerte Plautus, unser lanista.«
»Der Leiter der Gladiatorenschule ist das? Mhm.« Didia betrachtete den Redner genauer. Ein feistes Gesicht, glänzend schwarze Haare, unruhige Augen, die er beständig über die Zuhörer gleiten ließ. Er gefiel ihr nicht. Seine übertriebenen Lobhudeleien gefielen ihr auch nicht.
»Du bist ein Gladiator?«, fragte sie den blonden Mann mit dem kantigen, fast brutal wirkenden Gesicht neben sich. Er mochte hässlich sein, aber seine Augen wirkten traurig.
»Ja, Flavius nennt man mich.«
»War der lanista wirklich so ein guter Freund von Globulus, wie er hier erzählt?«
Flavius schnaubte. »Ein lanista ist immer der Freund dessen, der das meiste Geld einbringt. Und Globulus hat ihm viel eingebracht. 15.000 Sesterzen haben die Veranstalter der Spiele ihm für den letzten Kampf geboten.«
Das war allerdings ein Vermögen, wusste die geschäftstüchtige Didia. Aber Flavius fuhr fort: »Und nach seinem Tod bringt er ihm noch mehr ein. Denn auf Globulus’ Preisgelder wird er jetzt seine dicken Pfoten legen. Kein Wunder, dass er so salbungsvolle Worte findet.«
Endlich war der lanista mit seiner Rede zu Ende, und eine schluchzende junge Frau trat an den brennenden Holzstapel und warf ein ganzes Bündel Frühlingsblumen in die Flammen.
»Schau mal, Mellila, die Honigkuchen-Bäckerin«, machte Titus seine Schwester auf sie aufmerksam. »Sie hat wohl gute Geschäfte mit Globulus gemacht, dass sie so um ihn trauert.«
»Unsinn, Titus. Sie hat ihn geliebt!«, widersprach Caecilia.
»Mädchen!?! Immer gleich von Liebe schwärmen.«
»Doch, bestimmt. Sie haben sich oft unterhalten.«
»Dann ist das doch nicht sofort Liebe. Ich unterhalte mich mit dir ja auch.«
»Du bildest dir immer ungeheuer was auf deine Bildung ein, Titus, aber manchmal bist du einfach dumm.« Caecilia schniefte empört und drehte sich zu Didia um, um mit ihr diese Theorie zu erörtern, aber die zog gerade Khep an einem Ohr.
»Aber es riecht wirklich so!«, protestierte der Kleinere und wand sich unter ihrem Griff wie ein Aal.
»Du bist pietätlos, Khep. Dort wird unser Freund den Flammen übergeben, und wir trauern um ihn. Du hast vor nichts Respekt.«
»Was hat er gesagt?«, fragte Caecilia, von ihrem Lieblingsthema abgelenkt.
»Dass es hier nach Schweinebraten riecht.«
Caecilia schnupperte und nickte. »Unrecht hat er nicht, Didia.«
»Hab ich auch nicht«, bestätigte Khep. »Wahrscheinlich ist das so, weil Globulus so gerne Schweinefleischklößchen gegessen hat.«
Das Ohr wurde einer weiteren schmerzlichen Behandlung unterzogen und dann losgelassen, denn der in Pelz gewandete Germane trat auf die fünf zu.
»Gehört ihr zu der Fortuna-Therme?«
»Ja«, bestätigte Didia.
»Ich soll euch das geben.«
Er drückte ihr eine Pergamentrolle in die Hand und verschwand in der Menge.
»Was ist das?«, fragte Titus neugierig und griff nach dem Pergament. Als er es auseinanderrollte und die ersten Worte laut las, wurde es ihnen klar. Es waren Globulus’ letzte Wünsche, die der Germane vorhin verlesen hatte.
»Was sollen denn wir damit?« Caecilia griff ebenfalls danach und las es durch.
Didia zog die Nase kraus und meinte: »Ich glaube – also, wenn Globulus wollte, dass wir das erhalten, dann sollen wir auch etwas damit anfangen. Aber ich habe keine Ahnung, was.«
»Dass wir seine letzten Wünsche erfüllen.« Caecilia betrachtete sinnend die Hälfte des Honigkuchens in der Hand, die sie nicht in die Flammen geworfen hatte. »Die stehen auf dem Pergament.« Damit machte sie kehrt und trat noch einmal an den Scheiterhaufen. Mit einem wehmütigen Blick, der diesmal nicht dem süßen Gebäck galt, warf sie den Kuchen in das Feuer. Zwei weitere Tränen rannen ihr über die Wangen.
In ihrer Betrübnis merkte sie nicht, wie sich ihr ein Mann leise von hinten näherte und sie eingehend
Weitere Kostenlose Bücher