Das Gold des Gladiators
sehen.«
Beeindruckt setzten sich die fünf um den nun gemütlich auf dem Boden sitzenden Gladiator, der weiterhin die Katze an seine Brust gedrückt hielt. Khep öffnete den Beutel mit den Honigkuchen und bot sie rundum an. Alle knabberten zufrieden an dem süßen Gebäck.
»Sechzig Kämpfe!« Didia klang beeindruckt. »Du musst ungeheures Glück gehabt haben.«
»Ja«, schmunzelte Globulus. »Ja, das auch.«
»Aber nicht nur?«, fragte Titus, der wieder einmal ein klein wenig schneller gedacht hatte als die anderen.
»Nein, ich hatte auch gute Gegner.«
Empört richtete sich Ingwar auf. »Sie haben dich gewinnen lassen? Das kann ich nicht glauben!«
»Ingwar, ich bin nicht im Krieg, sondern ich betreibe ein Geschäft.«
»Du bist ein Trottel, Ingwar!«, stellte auch Didia fest, die lange nicht über einen so hehren Kriegerstolz gebot wie ihr germanischer Freund. »Globulus ist doch kein Verbrecher, der um sein Leben kämpfen muss. Er gehört der Gladiatorenschule an und genießt hohes Ansehen. Sonst dürfte er wohl kaum unsere Therme besuchen.«
»Das weiß ich doch. Ich bin kein Trottel. Aber abgesprochene Kämpfe . . .«
»Das mag ja gegen deine Vorstellungen von Ehre gehen, mein Junge, aber unser lanista 5 Plautus verdient mehr Geld mit lebenden als mit toten Gladiatoren.«
»Trotzdem kannst du dabei dein Leben verlieren, nicht wahr?« Caecilia sah Globulus mit ängstlichen Augen an.
»Die Gefahr besteht jederzeit. Wir kämpfen hart, es ist kein Kinderspiel, was Fuscus und ich in der Arena vorführen. Einen Lidschlag lang unaufmerksam, einen kleinen Schritt zu langsam, und die Waffe trifft. Die Schwerter sind scharf, auch wenn wir Brust, Schienbein und Arme geschützt haben und Helme tragen, können sie tödliche Verletzungen bewirken. Und natürlich besteht auch die Möglichkeit, dass die Zuschauer dem Unterlegenen, der verletzt ist oder seine Waffen verloren hat, nicht wohlgesinnt sind. Dann wird der Verlierer noch in der Arena hingerichtet.«
»Warum tust du das, Globulus?«
Der Gladiator sah Caecilia nachsichtig an. »Ich bin ein germanischer Kriegsgefangener, Mädchen. Ein Sklave, ein Abhängiger. Die einzige Möglichkeit, an so viel Geld zu kommen, dass ich mich freikaufen und wieder in meine Heimat zurückkehren kann, habe ich als Gladiator. Andere Männer mögen das mit den ihnen gegebenen Fähigkeiten erreichen, Ingwars Vater beispielsweise durch seine Kunst, Salben und Seifen herzustellen, andere verwalten äußerst geschickt das Vermögen ihrer Herrn, können kochen oder schreiben. Ich kann kämpfen.«
»Und du erhältst Geld dafür«, stellte Didia nüchtern fest.
»Ja, Preisgelder. Bei jedem Sieg bekomme ich einen Beutel Sesterzen.«
Didia sah ihn mit großen Augen an.
»Bei sechzig gewonnenen Kämpfen solltest du die Summe für den Freikauf wohl bald zusammenhaben, Globulus.«
»Habe ich auch. Ein kleines Vermögen. Doch ich möchte auch ein paar Sesterzen mitnehmen, darum werde ich noch ein paar Kämpfe absolvieren. Aber nicht mehr lange, meine Freunde, und ich bin auf dem Weg nach Norden.«
»Du hast es gut!«, entfuhr es Ingwar. »Ich würde auch gerne in meine Heimat zurückgehen.«
»Deine Heimat!«, schnaubte Didia. »Du bist genauso hier in Rom geboren wie wir auch.«
»Meine Eltern sind Germanen!«
»Dein Vater ist ein Freigelassener meines Vaters und ganz zufrieden damit, bei uns zu leben.«
Ingwar war gut genug erzogen, keine abfällige Bemerkung über seinen Vater zu machen, dennoch war es ein ständiger Streitpunkt zwischen ihm und Berengar, dem Salbenhändler. Denn dieser hatte keinen größeren Wunsch, als seinen Sohn zu einem römischen Bürger zu erziehen. Doch bevor jemand in dieser Wunde zu stochern begann – und Didia war leider ein Mädchen von großem Talent, andere bis aufs Blut zu reizen –, wandte Titus ein: »Globulus, ist es nicht leichtsinnig, ein solches Vermögen in der Gladiatorenkaserne aufzuheben? Ich meine – es gibt doch Leute, die neidisch sind?«
»Junge, ich weiß, du hältst mich nicht für besonders klug, aber so dumm bin ich nun auch wieder nicht. Ich habe Vorsorge getroffen.«
»Du solltest das Geld bei einem Notar hinterlegen!«, riet Titus ihm.
»Pah!«, stieß der Gladiator voller Verachtung hervor. »Ich vertraue es eher einem gehörlosen Blinden an als einem diebischen Juristen!«
»Und was ist, wenn du beim nächsten Kampf unterliegst?« Khep hatte seine Nase kraus gezogen. Als Sklavenjunge wusste er nur zu gut, dass
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