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Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Titel: Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Fischer-Fabian
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der geöffneten
Motorhaube. »Spezialzylinderköpfe für Überkompression und Spezialvergaser«,
stellte Philipp nach kurzer Prüfung fest.
    »Gratuliere, Sie kennen sich
aus.« Mitić war sofort in seinem Elernent. »Sind Sie von der Branche?«
    »Ich bin mal Rallyes gefahren«,
sagte er wahrheitsgemäß. »Kann ich ihn für ein Weilchen haben? Wenn er okay
ist, nehme ich ihn.«
    Eine halbe Stunde später fuhr
Philipp über die Olympiastraße nach München. Auf der dreispurigen Bahn hinter
Wangen trat er das Gaspedal durch. Die Nadel des Tachos zitterte über dem
100-Meilen-Strich. Er empfand den Regen, der durch das offene Seitenfenster
über seine linke Wange strich, wie eine angenehme Dusche. Im Radio kamen
Nachrichten. Er genoß den gleichmäßigen Lauf des starken Motors. Die
Scheibenwischer arbeiteten verbissen. Er überholte auf der dritten Spur einen
knallroten Sportwagen und amüsierte sich über das verzweifelte Gesicht des
Fahrers. Er vergaß vollkommen, warum er Herrn Mitić aufgesucht hatte. Ich werde
den Wagen kaufen, dachte er, es steht fest, daß ich den Wagen kaufe.
Schließlich bin ich Millionär. Oder doch so gut wie.
    Die Nachrichten waren beendet,
aber der Sprecher meldete sich noch einmal. »Hier noch ein Hinweis der
Kriminalpolizei. In letzter Zeit sind in München und Umgebung viele raffiniert
gefälschte Fünfzigmarkscheine aufgetaucht. Die Falsifikate unterscheiden sich
von den echten Banknoten durch die unsaubere Linienführung des Männerkopfes.
Ferner ist die Außenlinie links unten nicht geschlossen. Wer einen
Fünfzigmarkschein entgegennimmt, wird dringend gebeten, auf beide Merkmale
scharf zu achten. Falsche Noten sind ohne Verzug beim nächsten Polizeirevier
abzuliefern oder...«
    Philipp schaltete das Radio aus
und fuhr den Wagen auf den Parkstreifen. Er starrte eine Weile durch die
regenbeschlagene Frontscheibe. Und dann hatte er einen Einfall. Er war so stolz
auf seinen Einfall, daß er beinah die nächste Ausfahrt verpaßt hätte. Und er
mußte doch unbedingt noch einer Sparkasse einen Besuch abstatten.
    »Bißchen ausführlich Ihre
Probefahrt, Meister«, sagte Mitić und guckte leicht verärgert auf Philipps
brillantenbesetzte Taschenuhr. Phil hatte sie als Pfand hinterlassen.
    »Ich kaufe nicht gern die Katze
im Sack«, sagte er und kletterte aus dem Wagen. »Was ist er denn wert unter
Brüdern, der Schlitten?«
    »Sein Wert ist nicht zu
bezahlen«, sagte Mitić und taute wieder auf, »kosten tut er fünf und eine halbe
Mille.«
    »Ich sagte unter Brüdern!
Außerdem zahle ich bar. Cash auf den Tisch. Ist das nichts?« Er zog lässig die
von einer Geldbanderole zusammengehaltenen Fünfziger aus der Brusttasche,
spielte damit und ließ sie wieder verschwinden. Die Banderole hatte er sich bei
der Sparkasse besorgt.
    »Also schön, sagen wir fünf,
weil Sie’n Fachmann sind. Dabei setze ich allerdings zu.«
    »Wir leben alle vom Zusetzen«,
scherzte Philipp und hatte es plötzlich sehr eilig. Sie gingen in das kleine
Büro. »Schnell die Papiere«, sagte Philipp.
    Voja Mitić gab sie ihm. »So und
nun ‘raus mit dem Kies«, knurrte er.
    Philipp spürte, wie ihm die
Kehle zu eng wurde. Er zwang seine zitternde Hand zur Ruhe und griff in die
Brusttasche. Er nahm das Päckchen mit den Blüten und warf es klatschend auf den
Schreibtisch. »Hier«, sagte er, »nagelneu, sind wieder mal prachtvoll
ausgefallen.« Seine Stimme klang belegt. Mit angehaltenem Atem sah er, wie der
Mann einen Blick auf die Banderole warf. Er hatte sich nicht verrechnet: das
Datum und der Stempel der Sparkasse ließen ihn jeden Argwohn vergessen.
    Mitić blätterte die Scheine auf
wie ein Spiel Karten. »Sie waren wohl noch kurz auf der Bank vorhin?« fragte
er. »Na, dann laß ich mir die Verspätung gefallen.«
    »Zählen Sie nach, ob es
stimmt«, sagte Philipp und merkte, wie seine Achselhöhlen feucht wurden.
    Der Mann nahm das Geld, warf es
in die Schublade, schloß sie zu und zog den Schlüssel ab. »Es wird schon
stimmen. Sie sind nicht der Typ, der einen anderen aufs Kreuz legt. Da kenne
ich mich aus.«
    »Da haben Sie auch wieder
recht«, sagte Philipp. »So, und jetzt muß ich.« Er wandte der Baracke den
Rücken und ging fast schlendernd zu seinem neuen Auto hinüber. Als er startete,
hörte er Mitić rufen. »He, Sie, einen Moment mal.« Er legte blitzschnell den
Rückwärtsgang ein und setzte den Wagen zurück. Er schaltete auf den zweiten
Gang und drehte wie wahnsinnig am Volant. Zu spät!

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