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Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Titel: Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Fischer-Fabian
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Aber es ist noch wichtiger, daß sie richtig riechen...
    »Deine Maschine geht um drei«,
sagte er am anderen Morgen und gab ihr den Flugschein. »Du bist anderthalb
Stunden später in Zagreb. Ich habe mich bei einem alten Freund erkundigt, dein
Name steht nicht in der Fahndungsliste. Noch nicht. Aber viel tun können sie
dir sowieso nicht.« Er schob ihr ein paar Scheine in die Handtasche. Frau
Elfriede hatte ihm 1 000 Mark auf den Buick geliehen.
    »Blüten?« fragte Branka
schluchzend.
    »Originale«, sagte er bewegt
und küßte ihr die Tränen aus den Augen.— »Wir werden uns nicht wiedersehen,
Phil«, sagte Branka. Sie sollte sich irren. Dann ging sie in ihr Zimmer und
packte die Koffer.
     
    Als Philipp beim Aussteigen in
Heidelberg feststellte, daß er mit dem D 1313 gefahren war, wurde er mit einem
Schlag glänzender Laune. Er ging mit großen Schritten über den Bahnsteig auf
die Sperre zu. In der Bahnhofshalle kaufte er 13 langstielige rote Rosen für
seine Mutter. Die 13 hatte ihm bisher immer nur Glück gebracht.
    In Los Angeles war er nur
deshalb am Leben geblieben, weil sein Hotelzimmernachbar darum gebeten hatte,
mit ihm das Zimmer zu tauschen. Der Nachbar war von Numero 13 in Philipps
Numero 12 gezogen. Und Phil zog von der 12 in die 13. Am anderen Morgen war die
Numero 12 tot— ermordet von einem Einsteigdieb. Philipp war am 13. August unter
dem Sternbild des Löwen geboren worden. Mit 13 hatte er seine erste Liebschaft
gehabt. Und die 13. von rechts am New Yorker Broadwaytheater hatte ihm Strychnin
in den Tee gerührt und die Tasse aus Versehen selbst ausgetrunken. Man konnte
also mit gutem Recht von einer Glückszahl sprechen.
    Er ging zum Kiosk und kaufte
sich gewohnheitsmäßig die neuesten Zeitungen. Darunter den »Daily Express«. Er
hatte einige Monate in London gelebt und interessierte sich nach wie vor für
die Ergebnisse des englischen Fußballs. Er stieg in ein Taxi. Im Taxi entdeckte
er auf der dritten Seite des »Express« ein Bild. Es zeigte einige Herren mit
steifen Hüten, die am Fuß einer Flugzeuggangway einen anderen Herrn mit steifem
Hut erwarteten. Er las die Unterschrift, beugte sich ruckartig nach vorn und
sagte zu dem Taxichauffeur: »Fahren Sie schneller!«
    Nach 48stündiger Abwesenheit
betrat Philipp die Pension »Teutonia« in großer Hast. Er sagte zu seiner
Mutter: »Ich habe nur die neuesten Zeitungen vom Bahnhof geholt. Entschuldige
die kleine Verspätung.«
    Sie öffnete den Mund, um ihm
eine Standpauke zu halten. Er legte ihr sanft die Hand auf den Mund,
überreichte ihr die Rosen und meinte: »Vergiß nicht, was du sagen wolltest,
Frau Engel. Aber im Augenblick haben wir beide Wichtigeres zu tun.«
    Er führte sie in das
Wohnzimmer, schlug die dritte Seite des »Daily Express« auf und las laut den
Text vor, der unter dem Bild stand: »In London-Croydon landete gestern der
Präsident des Verbandes Europäischer Bettenindustrieller, Marcel de Grandlieu.
Monsieur de Grandlieu (Bildmitte Vordergrund) wird am Wochenende die
Fachausstellung ›Das Bett in fünf Jahrtausenden‹ in Earls Court eröffnen. Zum Empfang
eingefunden hatten sich...«
    Mutter Engel hatte mechanisch
ihre Schürze abgenommen. Was sie nur dann tat, wenn sie besonders aufgeregt
war. Sie schaute Philipp so an, wie sie ihn früher angesehen hatte, wenn er ihr
als Kind die unwahrscheinlichsten Lügengeschichten auftischen wollte. Philipp
zeigte auf den Herrn Bildmitte Vordergrund und fragte seine Mutter: »Ist er
das?«
    Seine Mutter nahm ihre Brille,
ging mit der Zeitung ans Fenster und stellte fest, daß sie die falsche Brille
erwischt hatte. Gemeinsam suchten sie die Lesebrille. Als Frau Engel die
Lesebrille aufgesetzt hatte, sagte sie nachdenklich: »Über dreißig Jahre sind
das nun her.«
    »Das wissen wir bereits«, sagte
Philipp ungeduldig.
    »Eigentlich sind es
einunddreißig. Das heißt, im nächsten Monat werden es genau zweiunddreißig,
Phipps. Als Marcel damals wegging, da...«
    »Mutter, ich bitte dich, zerre
jetzt nicht an meinen Nervensträngen. Beantworte mir eine Frage: ist er es oder
ist er es nicht?«
    Mutter Engel nahm ihre Brille
wieder ab und putzte die Gläser sorgfältig mit ihrem Schürzenzipfel. Sie setzte
sie wieder auf und starrte auf den Herrn mit dem steifen Hut, der da auf dem
Zeitungsfoto abgebildet war. Sie ließ die Zeitung sinken und sagte: »Mit solch
einem Hut habe ich ihn natürlich nicht gekannt, Phipps. Er trug nicht gern
Hüte. Er sagte immer, das sei was

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