Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Titel: Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Fischer-Fabian
Vom Netzwerk:
mußte immer mit dem Kopf schütteln: Wieder
nichts, Frau Engel! Wenn ich nachts eine Lokomotive pfeifen hörte, dann dachte
ich, vielleicht ist dein Bub jetzt unterwegs zu dir, vielleicht sitzt er in dem
Zug. Ach, Philipp, warum bist du nicht früher zurückgekommen?«
    Philipp spürte, wie er
sentimental wurde. Er ärgerte sich darüber und sagte rauh: »Warum ich nicht
zurückgekommen bin? Weil ich nach vierzehn Tagen wieder Krach gekriegt hätte
mit, Vater! Und weil ich mich nicht zum zweitenmal ‘rausschmeißen lassen
wollte! So, jetzt weißt du es!« Er sah ihr Gesicht, und seine Worte taten ihm
leid. »Glaub mir, Mutter, es war so besser. Du weißt ja, wie ich mit Vater
auskam.« Er stand auf, legte seinen Arm um ihre Schultern und sagte: »Und im
übrigen...«, er zögerte einen Moment, »...und im übrigen wollte ich erst dann
zurückkommen, wenn ich etwas erreicht hatte.«
    »Hast du etwas erreicht?«
    »Ein paarmal schon«, sagte er
und grinste sie an. »Es ist mir aber immer wieder aus der Hand gerutscht. Wie
ein Stück Seife in der Badewanne war das. Einmal hatte ich schon Tickets. Ich
gehe in die Flughafenbar, um eine Tasse Kaffee zu trinken. Da sitzen zwei und
fragen, ob ich Lust zu einem Spielchen hätte.« Und er fügte schnell hinzu:
»Aber dafür habe ich diesmal das Reisegeld beim Pokern gewonnen, Mutter.«
    »Phipps«, sagte sie, »ich lasse
dich nicht mehr weg, hörst du? Du bleibst jetzt hier! Und ich weiß auch schon,
wie wir das machen. Wir bauen die Pension aus. Ich habe achtundzwanzig Betten,
davon sind achtzehn Einzelzimmer, die kriegen alle ein Bad oder eine Dusche und
der Frühstücksraum eine Glaswand. Du könntest den geschäftlichen Teil
übernehmen. Du sollst mal sehen, was wir da einnehmen, da kriegen wir die
reichen Amis und...«
    Sie ist rührend, dachte Phil.
Er, Philipp P. Engel, als geschäftsführender Direktor der Fremdenpension
»Teutonia«. Er sah sich Meldezettel ausfüllen, Zimmerbestellungen
entgegennehmen. Es würden sehr viele alleinstehende Damen hier wohnen. Und das
war es! Deswegen ging es einfach nicht. Sei ehrlich, alter Junge, mach dir
nichts vor. So vielen Betten bist du nicht gewachsen. 28 Stück und davon 18 in
Einzelzimmern!
    Es ist ein Unding, dachte er.
Aber er sagte: »Hast du dir überlegt, daß so etwas Geld kostet? Hunderttausend
Mark, schätze ich. Hast du die?« Er klopfte sich mit der Hand auf die
Brusttasche. »Ich habe sie nämlich zufällig nicht.«
    »Aber du könntest sie haben,
Philipp!« Sie schrie es fast.
    Philipp schaute seine Mutter
erstaunt an. Ihr Gesicht war ganz bleich geworden. Sie nahm ihre Schürze ab,
und ihre Hände zitterten dabei. Sie holte mechanisch den Tonkrug mit dem
Zwetschgenwasser aus dem Schrank, stellte ihn auf den Tisch und sagte: »Setz
dich, Philipp, ich muß dir etwas erzählen.«
    Er setzte sich beklommen auf
die Kante des alten Ohrensessels. »Hör mal, Frau Engel, das klingt verdammt
geheimnisvoll, würdest du mir bitte...«
    »Unterbrich mich jetzt nicht,
Philipp.« Sie griff nach einer Zigarette. Er gab ihr Feuer und merkte, daß sie
sonst nie rauchte. Ihre Stimme klang monoton. »Ich war das zweite Jahr verheiratet.
Man hatte mich zu dieser Heirat überredet. Friedrich Werner sei eine Partie,
mit Pension, was Sicheres also, sagten sie. Ich war neunzehn und streng
erzogen. Ich liebte ihn nicht. Nein, ich liebte ihn nicht! In diesem zweiten
Jahr waren wir auf einem Schloßfest. Ich langweilte mich. Später brachte Vater
zwei Studenten an unseren Tisch. Der eine hieß Marcel, Marcel de Grandlieu,
seine Familie stammte aus dem Elsaß, wir tanzten ein paarmal miteinander. Und
dann... Es war so etwas wie Liebe auf den ersten Blick. Wir trafen uns häufiger
in diesem Sommer. Heimlich im Schloßpark oder drüben am Philosophenweg.«
    Philipp schenkte sich
erleichtert einen Schnaps ein. »Ein Seitensprung im zweiten Ehejahr, sieh mal
einer an, Frau Engel.« Er amüsierte sich großartig darüber. Ausgerechnet
Mutter, die Tugendsame, war vom Weg abgekommen. »Also ich nehme es dir bestimmt
nicht übel. Wer war er denn, dieser Grandlieu, oder wie hieß er?«
    Seine Mutter sah an ihm vorbei,
als sie sagte: »Er ist dein Vater, Philipp.«
    Er schaute sie verblüfft an. Er
erhob sich halb aus dem Sessel. Er öffnete den Mund und sagte nichts. Er war
zum erstenmal in seinem Leben sprachlos. Nach einer Weile kam seine Stimme:
»Und woher weißt du, daß ich... Ich meine, daß er... Also woher willst du es
wissen?«
    »So

Weitere Kostenlose Bücher