Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Titel: Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Fischer-Fabian
Vom Netzwerk:
so
‘rausgerutscht. Wir haben es ja so auch ganz gemütlich.« Sie hatte Angst, daß
er sie verlassen könnte. Sie versuchte ihn abzulenken und griff noch einmal in
das Geheimfach. »Das hier hat er mir am letzten Abend geschenkt.« Es war eine
Zigarettendose aus Silber. Auf der Vorderseite das Heidelberger Schloß, auf der
Rückseite die Anfangsbuchstaben MdG— Marcel de Grandlieu. Elisabeth Engel
drückte auf die Feder des Verschlusses. Die Dose sprang auf und spielte: Ich
hab’ mein Herz in Heidelberg verloren, in einer lauen Sommernacht. Ich war
verliebt bis über beide Ohren, und wie ein Röslein hat ihr Mund gelacht.
    »Ja«, sagte Frau Engel, »so war
das damals.« Sie schwieg einen Augenblick und fügte hinzu: »Er hat übrigens das
Pendant der Spieluhr. Mit den Initialen meines Mädchennamens: EB, Elisabeth
Bertram.« Er beugte sich zu ihr hinunter und gab ihr einen Kuß auf die Stirn.
»So«, sagte er, »und jetzt zeigst du mir mein Zimmer. Wollen mal eine Nacht
darüber schlafen.«
    Auf dem Flur lief ihnen Rossana
in den Weg. Rossana schien sich umgezogen zu haben. Sie trug ein Kleid, dessen
Ausschnitt mühelos einen Blick auf ihren Nabel gestattete. Philipp starrte mit
mißbilligendem Stirnrunzeln in diesen Abgrund. Er nahm einen Schal von der
Flurgarderobe, legte ihn Rossana auf ihre Blöße und sagte streng: »Achten Sie
auf Ihre Bronchien!« Rossana wurde knallrot. Sie hielt »Bronchien« für etwas
Unanständiges.
    Philipp kniete auf dem Boden
seines Balkonzimmers und fluchte. Der große Koffer aus Schweinsleder wollte
sich nicht öffnen lassen. Es war wie verhext, aber der Schlüssel paßte einfach
nicht mehr. Er bog eine Büroklammer zurecht und führte sie in die winzige
Öffnung. Behutsam drehte er die Klammer nach links und einmal nach rechts. Ein
leises Klicken war zu hören. Er drückte auf die Metall-Lasche und zog sie aus
ihrer Halterung.
    Als er den Kofferdeckel
aufklappte, prallte er zurück. Er sah einen Morgenrock aus Shantungseide, der
ihm nicht gehörte. Einen Hüfthalter, der ihm ganz bestimmt nicht gehörte. Ein durchsichtiges
Nachthemd, eine Menge Höschen, einen Kosmetikbeutel und noch ein paar Sachen.
Er kratzte sich am Hinterkopf.
    Das Mädchen aus dem
Schlafwagen! Er dachte daran, was sie für ein Gesicht machen würde, wenn sie
seinen Koffer öffnete. Die Dessous waren wirklich erstklassig. Als er einen
Unterrock begutachten wollte, fiel etwas zu Boden. Es war ein flaches schmales
Päckchen. Er hob das Päckchen auf und warf es wieder in den Koffer. Dabei löste
sich die Verpackung an der rechten oberen Ecke. Er nahm das Päckchen wieder in
die Hand und pfiff durch die Zähne. Er wickelte es vorsichtig aus. Ein Stapel
Fünfzigmarkscheine leuchtete ihm entgegen.
    »Nagelneu«, sagte Philipp. Er
nahm einen Schein und hielt ihn gegen die Glühbirne der Tischlampe. Er holte
aus seiner Brieftasche einen anderen Fünfzigmarkschein und verglich beide
Scheine miteinander. Er ging wieder an den Koffer und griff nach Art der
Zollbeamten von den Seiten her unter die Wäsche. Er fand noch sechs Päckchen.
Jedes enthielt einhundert Fünfzigmarkscheine. Alles Falschgeld. Insgesamt 30
000 Mark.
    Philipp zündete sich eine
Zigarette an und ließ sich in den Sessel sinken. Eine Blütenverteilerin also,
dieses Mädchen aus dem Schlafwagen. Man lernte nie aus. Was hatte sie doch für
einen Namen genannt? »Branka, ich heiße Branka.« Richtig. Für ihren Job
offensichtlich ungeeignet, diese Branka. Wer Blüten verteilt, sollte etwas
zurückhaltender sein. Sie würde Ärger mit ihren Auftraggebern kriegen. Philipp
legte seinen Kopf in den Nacken und schickte einen Rauchring zur Decke. Wenn
diese Branka das Malheur mit dem Koffer entdeckte, dann...
    Es klopfte an der Tür.
»Sekunde«, rief Philipp. Er warf die Päckchen hastig in den Koffer zurück und
schloß den Deckel. Er öffnete die Tür. Draußen stand Rossana. Neben ihr das
Mädchen Branka. Sie trug einen großen Koffer aus Schweinsleder. Sie schob
Philipp zur Seite und trat in das Zimmer. Ihr Blick fiel auf den Gepäckhocker
in der Ecke. Sie erkannte mit einem Blick, daß die Metall-Lasche aus ihrer
Halterung hing.
    »Herr Engel«, sagte sie
verlegen, »Sie haben...« Ihr Gesicht war bleich. Selbst ihre stark geschminkten
Lippen wirkten blutleer.
    »Ja«, sagte Philipp, »ich habe.
Schließlich mußte ich annehmen, daß es mein Koffer war. Sie ähneln sich ja wie
ein Ei dem anderen. Ich habe ihn aber sofort wieder zugemacht, als ich

Weitere Kostenlose Bücher