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Das Grab der Königin

Das Grab der Königin

Titel: Das Grab der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Sir?«
    »Natürlich. Ich habe mit der geheimnisvollen Person zu tun gehabt. Nur ist ihr Grab nicht gefunden worden, sosehr man auch danach suchte.«
    »Das weiß ich, Sir.«
    »Aber es existiert?«
    »So ist es!«
    Ich nickte ihr zu. »Toll, daß Sie es so einfach behaupten können. Es hörte sich an, als wüßten Sie, wo das Grab liegt.«
    Die Unbekannte schaute mich ernst an. »Das weiß ich auch, denn ich gehöre zu den Hüterinnen des Grabes. Sieben Totenwächterinnen bewachen es und sorgen dafür, daß ihr kein Leid geschieht. Solange die Rose blüht, hat die Königin Ruhe.«
    Ich deutete auf die Blume. »Noch steht sie in voller Blüte, Madam. Wir brauchen also keine Furcht zu haben.«
    Die Rose stand zwischen uns, von zwei Fingern gehalten. Sie war wie ein Zeichen, über das die Frau hinwegschaute. Ihr Gesicht blieb dabei unbewegt. Dennoch rann etwas aus ihren Augen, das mich an kleine Perlen erinnerte.
    Tränenwasser…
    Sie weinte um die Rosen, um die Königin, vielleicht auch wegen ihres Schicksals. »Wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Mir nicht mehr, denn das Ende ist nah. Ich habe es soeben noch geschafft, zu Ihnen zu kommen.« Den Tee hatte sie nicht angerührt. Die Frau blickte mich nur an.
    »Nun, Sie sind da, aber…«
    »Da, sehen Sie!«
    Ich hatte die Frau angeschaut und gleichzeitig auch die Rose. Plötzlich erkannte ich, wie ein Zittern durch den Stiel lief. Diese Bewegung setzte sich fort, bis sie den Blütenkelch erreichte.
    Da geschah es!
    Bisher hatte ich die einzelnen, samtigen Blütenblätter trotz des schlechten Lichts als dunkelrot eingestuft. Nun begannen sie, ihre Farbe zu verändern.
    Mir kam es vor, als würden die Haare eines unsichtbaren Pinsels über sie hinwegstreichen. Die Blätter nahmen einen anderen Farbton an. Es mußte ein tiefes, dunkles Grau sein, farblich zu vergleichen mit einem schneeverhangenen Nachthimmel.
    Ohne daß die Unbekannte etwas dazugetan hätte, knickten die Blätter nach außenhin ab und fielen der Tischplatte entgegen. Noch waren sie ganz. Erst als sie die Platte berührten, lösten sie sich auf und blieben als winzige Staubhäufchen liegen.
    Ich hielt den Atem an. Was hier vor sich ging, das war schon phänomenal.
    Blatt für Blatt wechselte die Farbe, knickte ab, wurde zu Staub, und aus den Augen der Frau rannen die Tränen in langen, nassen Spuren bis hin zum Kinn.
    Die Hände der Frau zitterten, sie ließ die Rose nicht los, saß nur da, schicksalergeben, wie es mir vorkam.
    Auch ich stand diesem Phänomen ratlos gegenüber und wußte nicht, wie ich mich verhalten sollte. Auf irgendeine Art und Weise war ich hilflos, außerdem konnte ich nichts daran ändern. Die Blätter verwelkten zu Staub, das Sinnbild des Lebens verging.
    Auch das letzte Blatt fiel ab. Es schaukelte der Tischplatte entgegen, berührte sie sanft wie eine Feder, und doch reichte der Druck aus, um es vergehen zu lassen.
    Aus — vorbei…
    Ich hatte keinen Kommentar gegeben, auch die Frau mir gegenüber schwieg. Sie wischte nicht einmal die Tränen fort. So schaute sie mich aus den nassen Augen an, die Lippen zuckten, dann nahm sie auch die andere Hand zu Hilfe und brach den Rosenstiel mittendurch.
    »Vorbei«, flüsterte sie, »Es ist einfach vorbei. Die Rose gibt es nicht mehr, verblüht, zu Staub zerfallen — wie alles Leben, von dem wir uns so viel erhofften.«
    Ich konnte ihr nicht einmal widersprechen, wollte es auch nicht und hoffte nur auf weitere Erklärungen, die sie mir vielleicht geben würde, um dem Phänomen auf die Spur zu kommen. Die Frau senkte den Kopf. So wie sie vor mir saß, machte sie einen verzweifelten Eindruck. Ich wollte nach ihrer Hand greifen, sie entzog mir ihre Finger.
    »Es ist einfach der Lauf der Dinge«, erklärte sie mir. »Es hat so kommen müssen.«
    »Ja, ich habe es gesehen.«
    »Zuerst die Rose, dann ich, danach die Königin. Die feindlichen Kräfte sind stärker.«
    Ich hatte ihre Worte genau verstanden, runzelte die Stirn und fragte nach. »Weshalb wollen Sie vergehen?«
    »Ich will nicht, ich muß.«
    »Wer sagt das?«
    Vor der Antwort hob sie den Kopf, um mich direkt anzuschauen. »Das Schicksal, Sir. Wenn die Rosen verblühen, haben auch die Grab-oder loten wächterinnen keinen Grund mehr, länger am Leben zu bleiben. Dann haben sie versagt, Sir.«
    »Wieso versagt?«
    »Sie werden es merken, Sir. Sie werden es sehr bald schon merken, wenn die Chance vorbei ist. Sie ist gegangen, sie ist geflohen wie die Asche im Wind. Ich habe gehofft, und

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