Das Grab des Herkules
eingebracht.
Chase machte Anstalten, die Füße auf die Glasplatte des Beistelltischs zu legen, da besann er sich und sah Nina an. Sie grinste. »Nur zu. Ich seh’s dir nach. Aber nur dieses eine Mal. Schließlich hast du New York gerettet, und überhaupt.«
Er sah auf seinen Gipsarm hinunter. »Ja, ich sollte mir ein T-Shirt mit der Aufschrift ›Retter von New York – und dieser dämliche Gips ist mein ganzer Dank‹ drucken lassen …«
Nina küsste ihn und trat in die Kochecke. »Wenn die Geheimhaltung erst mal aufgehoben ist, wird es bestimmt nicht dabei bleiben. Soll ich dir was machen?«
»Ein Glas Bier wäre nett. Aber wenn keins da ist, nehme ich auch gerne eine Tasse Kaffee.«
»Kommt sofort«, sagte Nina und nahm eine Tüte Kaffeebohnen aus dem Kühlschrank.
»Wo wir gerade von Geheimhaltung sprechen, wie geht es jetzt mit dem Grab des Herkules weiter? Hat man dir schon gesagt, ob du den Ruhm des Finders wirst einheimsen können?«
»Das will ich doch hoffen! Aber ich denke, es könnte noch eine Weile dauern, bis alles geregelt ist.« Sie schüttete Bohnen in die Kaffeemühle. »Die algerische Regierung möchte zum Beispiel die volle Kontrolle übernehmen. Ich wette, denen fallen die Augen aus dem Kopf wie im Bugs-Bunny-Comic, wenn sie erfahren, dass sich auf ihrem Staatsgebiet ein Schatz im Wert von mehreren Milliarden Dollar befindet. Die IBAK wird ihre liebe Mühe haben, sie zu überreden, den Fundort zugänglich zu machen.«
»Wenigstens brauchst du dich nicht damit herumzuschlagen.« Chase musterte sie unsicher. »Oder etwa doch?«
Nina lächelte ihn an und schaltete die Kaffeemühle ein. »Auf keinen Fall. Im Moment bin ich im Urlaub. Und du auch. Das ist eine offizielle IBAK-Direktive.«
»Das höre ich gern.« Er streckte sich und wollte gerade die Füße hochlegen, als es an der Tür klopfte. »Verflucht noch mal! Nie hat man seine Ruhe.«
»Ich mache auf«, sagte Nina.
»Ach, schon gut.« Chase stand auf. »Ich wimmle sie ab. Mahl du nur weiter.«
Er tappte durchs Wohnzimmer und öffnete die Tür.
Im Treppenhaus stand Sophia mit einer Waffe in der Hand.
Ehe Chase reagieren konnte, drückte sie ab.
Ein Metallpfeil bohrte sich in seine Brust. Keuchend vor Schmerz zog er ihn heraus … dann stockte seine zitternde Hand mitten in der Bewegung, da sich das lähmende Gift bereits in seinem Körper ausbreitete. Den Pfeil in der erhobenen Hand, fiel er zuckend auf den Rücken. Der Gips krachte mit einem unschönen Geräusch auf die Holzdielen.
Sophia ließ die Pfeilpistole fallen und zog eine schwarze Automatik aus der Jacke. »Hallo, Eddie«, sagte sie und trat über ihn hinweg. »Und hallo, Nina! Ich kann nicht gerade behaupten, es wäre mir eine Freude, euch wiederzusehen … aber gleich werde ich mich besser fühlen.« Sie zielte auf Nina, winkte sie aus der Kochecke hervor.
Mit klopfendem Herzen beäugte Nina den Messerblock. »Denk nicht einmal dran«, sagte Sophia und trat näher.
»Was hast du Eddie angetan?«, fragte Nina mit einem besorgten Seitenblick auf Chase.
»Keine Sorge, er lebt – jedenfalls noch ein paar Minuten. Ich wollte, dass er zuschaut.«
Nina trat in die Mitte des Wohnzimmers. »Wobei?«
Sophia ging auf sie zu. »Wie du stirbst natürlich. Mein Gott!« Einen Meter vor Nina blieb sie stehen und blickte sich geringschätzig um. »Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich dich verachte, du vulgäres kleines amerikanisches Miststück . Ich kann durchaus nachvollziehen, weshalb du eine Art Heldenverehrung für Eddie empfindest, aber ich habe nicht die geringste Ahnung, was er in dir sieht. Selbst jemand aus der Unterklasse hat etwas Besseres verdient als dich.«
»Ich liebe Eddie nicht deshalb, weil er ein Held ist«, entgegnete Nina. »Ich liebe ihn, weil er so ist, wie er ist . Aber das kannst du nicht verstehen.«
»Ach, halt doch dein Maul«, höhnte Sophia und zielte auf Ninas Gesicht. »Eddie, ich hoffe, du kannst das sehen. Ich werde deine kleine Schlampe jetzt töten. Was hältst du davon?« Ihr Blick wanderte kurz zu Chase hinüber – und diesen Moment nutzte Nina, um vorzuspringen.
Während sie sich aus der Schusslinie drehte, packte sie mit der einen Hand Sophias Arm und schlug ihr mit der anderen die Waffe aus der Hand. Sie fiel auf den Boden, schlug eine Delle in die polierte Holzdiele und schlitterte unter den Beistelltisch.
Sophia sah der Waffe verblüfft nach, dann blickte sie Nina an, während sich ein spöttisches Lächeln
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