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Das Grab des Herkules

Titel: Das Grab des Herkules Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McDermott
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nicht nur für Historiker von höchstem Interesse waren, sondern auch einen unschätzbaren Wert darstellten. Auch wenn er Atlantis nicht entdeckt hatte, war Raynes entschlossen, zumindest mit dessen Erforschung berühmt zu werden.
    Entdeckt worden war Atlantis von der fünfzehn Jahre jüngeren Dr. Nina Wilde, die ihm – zumindest auf dem Papier – vorgesetzt war. Er fragte sich, ob der rothaarigen New Yorkerin klar war, dass sie mit der Annahme des leitenden Postens bei der IBAK ihre archäologische Karriere noch vor Erreichen des dreißigsten Lebensjahrs beendet hatte. Wahrscheinlich nicht. Nina war zwar ein Hingucker, wirkte aber ein wenig naiv. Er hatte den Eindruck, man habe ihr den Posten der Einsatzleiterin vor allem deshalb übertragen, um sie – und ihren Leibwächterfreund Eddie Chase, den Raynes für einen englischen Schläger mit deutlichem Hang zum Sarkasmus hielt – mundtot zu machen und auf ein Nebengleis abzuschieben, während erfahrenere Leute die eigentliche Arbeit machten.
    Er ging zum Aufzug hinüber, der im Innern des Stützbeins nach oben führte, und blickte den finsteren, leeren Schacht empor. Das Hauptdeck der SBX war so groß wie zwei Footballfelder und lag zwölf Stockwerke über Meereshöhe. Die Box mit den Artefakten in der Hand, schlug Raynes die Tür des Transportkäfigs zu und drückte den Knopf nach oben.
    Wasser spritzte von unten ins Dock hoch, während die Wellen geräuschvoll gegen die Wände des Pools klatschten. So heftig war es hier unten noch nie zugegangen. Normalerweise kräuselte sich die Wasseroberfläche im Moonpool nur leicht. Wenn es hier drinnen schon so schlimm war, wollte er gar nicht wissen, wie es erst draußen aussah.
    Gischt sprühte über den Atlantik, und die Wogen prallten dröhnend gegen das Vorderbein an der Backbordseite. Die Metalltreppe, die vom untergetauchten Ponton zu einer Leiter und bis zum Decksaufbau hochführte, klapperte und ächzte unter der Gewalt des Meeres. Hier hielt sich niemand freiwillig auf.
    Einer aber tat es dennoch.
    Der Mann, der da aus dem Wasser geklettert kam, war ein über zwei Meter großer Hüne. Die festen Muskeln seines Athletenkörpers zeichneten sich unter dem hautengen schwarzen Tauchanzug ab, als er die Treppe hochzugehen versuchte, die Hände schraubstockartig um das Geländer gekrallt, obwohl ihn die Erschütterungen beinahe umwarfen.
    Als er oben angekommen war, nahm er den Atemregler aus dem Mund. Seine Zähne waren blendend weiß, und in einem Schneidezahn glänzte ein Diamant, seine Haut war im Kontrast dazu dagegen tiefschwarz. Nun kletterte er die Leiter hoch. In Anbetracht ihrer Höhe und der Umstände hätten die meisten Männer von Glück sagen können, wenn sie die Strecke in weniger als fünf Minuten bewältigt hätten, bevor sie erschöpft die Plattform erreichten.
    Der Eindringling schaffte es jedoch in zwei Minuten und geriet nicht stärker außer Atem, als wenn er von einem Treppenabsatz zum nächsten gestiegen wäre.
    Am Ende der Leiter hielt er inne und hob vorsichtig den Kopf über den Rand des Decks. Aufmerksam sah er sich um. Der kastenförmige graue Aufbau der SBX war drei Stockwerke hoch, an der Bugseite führten Laufplanken an den verschiedenen Ebenen entlang. Sie lagen in schwaches gelbliches Licht getaucht, das mehr Schatten als Helligkeit erzeugte. Regen pladderte auf die Tauchmaske des Mannes und verdeckte ihm die Sicht. Stirnrunzelnd nahm er sie ab, und einen Moment lang blitzten seine kühl berechnenden Augen auf, dann schob er einen zweiten Augenaufsatz aus der Stirn herunter.
    Der trübe gelbe Lichtschein machte leuchtend roten und gelben Farbklecksen Platz, alles andere war entweder blau oder schwarz. Die Welt war plötzlich grell wie ein Videospiel, denn die Infrarotbrille bildete die Umgebung entsprechend ihren unterschiedlichen Wärmezonen ab. Die vom Regen gepeitschten Metallwände der Plattform erschienen in Blauschattierungen.
    Doch da war etwas, was trotz des Sturms aus der elektronischen Dunkelheit hervorstach. Eine grün, gelb und weiß leuchtende Erscheinung näherte sich und nahm allmählich die Form einer menschlichen Silhouette an.
    Einer der US-Marines auf Wachgang.
    Lautlos duckte sich der Eindringling unter den Rand des Decks und bewegte sich trotz der auf ihn eintrommelnden Böen kaum.
    Der Marine kam näher; seine Stiefel klirrten auf dem Metall, als er das Ende der Laufplanke erreichte. Eine Hand ums Geländer gelegt, in der anderen die Waffe, blickte er die

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