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Das Grab des Tauren

Das Grab des Tauren

Titel: Das Grab des Tauren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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die Schwäche eines törichten Weibes schwerer wiegen als die guten Dienste einer erfolgreichen Dienerin?«
    »Warum hast du nur solche Furcht, meine Teure? Quatoruum gelüstet es nach Leben. Ist das Einssein mit den Göttern und den Mächtigen nicht das erstrebenswerteste aller Dinge? Komm…!«
    Er zog die Widerstrebende ganz nah zu sich und beugte sich über ihr Gesicht, wie um sie zu küssen. Etwas sprang über, von der Maske tief in ihr Fleisch, die Knochen ihres Schädels, in ihren Verstand. Ihr Mund öffnete sich, aber das Leben fand keine Kraft mehr für einen Schrei. Sie zuckte, bäumte sich auf, schüttelte sich, als wäre ein Blitz in sie gefahren, und sank zusammen zu einem Haufen vornehmer Kleider, geschrumpfter faltiger Haut und spröder Knochen – einem ausgezehrten Leichnam nicht unähnlich, der seit vielen Monden in der Gruft lag.
    Thonensen verfolgte ihr Sterben mit weiten Augen, aber ohne Panik. Zu tief war die Finsternis bereits in ihm gewesen, als daß ihr schreckliches Wirken ihn den Kopf verlieren ließ. Er wußte, daß nun die Reihe an ihm war, und er wappnete sich.
    »Nun zu dir, Magier«, sagte Parthan. »Willst du nicht auch sehen, wie die Flucht deiner Freunde vorangeht, Stennrwijk? Nennen auch sie dich Stennrwijk? Was treibt den Hofsterndeuter Ugaliens in das Reich der Schlange? Die Lust auf Macht? Auf Wissen?«
    »Vor allem Stürme, Priester. Ich bin auf dem Weg zurück in die Eislande…«
    Der Priester nickte langsam und sagte dann ebenso langsam: »In der Begleitung von Rebellen.«
    »Man kann sich die Gesellschaft nicht immer aussuchen, Priester.«
    Ohne Zweifel verstand Parthan die Anspielung auf den Augenblick. Und er war verärgert über die Kühnheit des Magiers. Er beugte sich vor, als wollte er nach dem Magier greifen. Dann aber sagte er: »Wir, die wir mit den Mächtigen eins sind, wissen um die Vorteile des Zweiseins, denn es gelingt damit, Unvereinbares zu vereinen. Wir, der mächtige Quatoruum und sein Diener, haben einen Entschluß gefaßt. Wir lassen Stennrwijk Leben und Freiheit und die Gesellschaft seiner Rebellenfreunde, wenn Thonensen uns dient.«
    Trotz Grimaergs drohender Miene sprang der Magier auf. »Und wer«, fragte er heftig, »müßte wen verraten?«
    Der Priester lachte. »Ich sehe, ich habe einen klugen Mann vor mir. Aber du irrst, wenn du es für einen Vorschlag hältst. Es ist bereits beschlossen. Oder soll Stennrwijks Leben erlöschen?«
    »Ich fürchte den Tod nicht, Priester. Ich bin ein alter Mann. Ich habe ein Leben gelebt wie nur wenige. Nein, der Tod schreckt mich nicht. Ich ziehe ihn deinem Angebot vor.«
    »Vielleicht bist du nur ein alter Narr. Vielleicht überschätzen wir deinen Wert. Wenn es so ist, wird uns der Versuch dennoch amüsieren. Leben läßt sich schmieden und formen. Du sollst ein Mal haben, das dich an uns bindet. Thonensen wird ein Auge haben, mit dem wir sehen werden… aus einem Stoff, den jeder Diener der Mächtigen achten wird. Thonensen wird ein gern gesehener Gast in allen Städten und Tempeln der Mächtigen sein. Grimaerg!«
    Parthans Priesterdiener sprang vor, umschlang den Magier mit beiden Armen und riß ihm mit einem Ruck hin zum Thron. Thonensen wand sich. Seine Rechte kam hoch und faßte nach dem Schwert Nottres neben den Knien des Priesters. Mit der Klinge drehte er sich mit einem wilden Ruck herum. Grimaerg fuhr brüllend zurück und taumelte blutend zu den Priestern hinter dem Thron.
    Thonensen spürte bebende Kraft in der Klinge. Sie gehorchte nicht nur Nottr, sie würde auch ihm gehorchen in dieser Stunde der Not. Er fühlte den Wind der Seelen – Horcans Zauber. Sein Grimm wurde zu ihrem.
    Als Parthan nach ihm greifen wollte, hieb er auf ihn ein, und die Klinge durchschnitt den Priestermantel mit Leichtigkeit und biß tief in Schulter und Brust. Parthan sank schreiend nach vorn, direkt in den zweiten Hieb, der ihm die silberrote Maske vom Gesicht riß, seine gläsernen Züge in Scherben schlug und das Schreien zum Verstummen brachte.
    Nicht ohne Triumph wich Thonensen einige Schritte zurück. Die übrigen Priester starrten ihn mit weißen Gesichtern an, in denen die Furcht stand. Aber dann sah er voll Grauen, wie sich Parthans tödliche Wunden zu schließen begannen. Der Dämon rief seinen Priester ins Leben zurück.
    Thonensen wandte sich um und lief. Viel Zeit zur Flucht würde ihm nicht bleiben. Die Chancen standen in jedem Fall schlecht. Aber er würde nicht zum Schergen der Finsternis werden.
    Er

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