Das Grauen von Bookerhole - Ein Fantasy-Thriller (German Edition)
auf.
„ Warum ... warum willst du mich töten?“, krächzte Cecilia. „Du warst ein guter Mensch.“
„ Pah ...“ Der Alte warf den Schädel zurück. „Ich bin schon lange keine Mensch mehr! Schau mich an, mein Kind!“
Der Kopf des Cecila-Wesen ruckte herum.
„ Nicht du!“, schnappte der Alte. „ Sie soll mich anschauen, Estella Bettencourts Tochter! Sie soll sehen, was ihre Mutter aus mir gemacht hat!“
Cecilia wurde es schwarz vor Augen. Das alles war ein Alptraum! Sie lag noch immer in der Kiste in Bookerhole und träumte schlecht.
„ Deiner Mutter habe ich zu verdanken, daß ich ein alter Mann bin! Sie hat mich verfluchen lassen.“
„ Meine Mutter?“, stöhnte Cecilia.
„ Du hast richtig gehört! Die Hure Estella Bettencourt!“
Cecilias Ebenbild trat von einem Fuß auf den anderen. Ihre nassen Augen schossen hin und her.
„ DU LÜGST!“, schrie Cecilia. Sie stemmte sich gegen das unsichtbare Gewicht an, welches sie am Boden hielt – vergeblich!
„ Nein“, krächzte Lady Shellborne. „Nein! Es ist wahr.“ Die Lady kauerte hinter dem Tisch und ihr Gesicht wurde von dem mächtigen Standfuß verdeckt.
Stanley kämpfte, bewegte seine Beine milimeterweise, rutschte wie eine überdimensionale Schnecke auf Cecilia zu. Evans zuckte und schüttelte sich und war ansonsten wie versteinert.
Der Alte schob sich auf den Tisch. Seine nackten Füße baumelten vor Cecilia hin und her wie die eines trotzigen Jungen.
Cecilias Ebenbild trat hinter seinen Meister. „Wa-rum tust d-u das?“, fragte sie, schnaubte in den Stoff ihres Kleides und trocknete ihre Tränen.
„ Ich will ihr die Wahrheit sagen, bevor du sie tötest, mein Kind! Diese Menschen dachten, sie könnten mich herausfordern. Sie ahnten nichts von meiner Stärke.“
„ Wa-rum hast du mir nie die Wahr-heit ge-sagt?“
„ Ich weiß nicht, was du meinst!“
„ Was bin ich? Wa-rum sehe ich so aus wie diese Frau! Wa-rum soll ich sie töten?“
„ Verdammt, Cecilia!“
Er hat ihr meinen Namen gegeben!, dachte Cecilia Bettencourt und schüttelte sich innerlich.
„ Ich sagte dir doch, daß du ihren Platz einnehmen wirst!“
„ Wa-rum hast du mich je-des-mal be-straft, wenn ich ver-suchte, freund-lich zu sein? Warum mußte ich fressen, ob-wohl ich streicheln wollte?“
Cecilia fühlte sich bei diesen Worten wie mit Eiswasser übergossen.
Der Alte lachte. „Ach, du meinst diese kleine Geschichte mit dem Mann, der seinen neugierigen Kopf in den Kinderwagen steckte? Hat dir seine Nase geschmeckt?“
Cecilia verstand den Sinn des Wortwechsels nicht. Ihre Nerven loderten. Die Spannungen, die ihr Ebenbild aussandte, waren fast spürbar.
„ Ich wollte das Kind nur ein-mal drücken, nur einmal streicheln ...“, jammerte das Wesen. „Was du tust ist un-recht!“
„ Halte deinen Mund, geh zur Tür, warte dort und schau zu!“, befahl der Alte. „Wenn ich dich brauche, wirst du es erfahren!“
Zögernd trat das Wesen einen, zwei, drei Schritte zurück. „Noch eine Frage, Meister ...“
„ Verdammt! Kannst du nicht hören?“, fuhr der Alte herum.
„ Wer-de ich Kin-der haben?“
Bei dieser Frage brach Cecilias kalter Schweiß aus. Sie starrte zu Stanley hin. Ihre Blicke trafen sich. Wie ein Krüppel, dem man seinen Rollstuhl genommen hatte, kroch er auf sie zu. Er schien der Einzige zu sein, der sich überhaupt noch bewegen konnte.
Werde ich Kinder haben, hallte die Frage des Ebenbildes nach.
Lady Shellborne lachte kreischend. „Na, großer Magier! Beantworte deinem Geschöpf diese Frage! Na los!“
„ Ja, du wirst“, sagte der Alte sanft.
„ Nein, du wirst keine Kinder haben! Du wirst niemals Kinder haben! Du bist genauso wenig ein Mensch wie dieser Tisch da. Du bist ein Monster, erdacht und geschaffen von einem Magier!“, brüllte die Lady.
„ Glaube ihr nicht, mein Kind. Diese Frau ist eine Lügnerin. Sie ist eine böse Frau.“
Das Cecilia-Wesen brach in helles Schluchzen aus. „Ich bin – ein – Mensch! ICH BIN EIN MENSCH!“
Sie tänzelte aufgeregt auf der Stelle, hob ihre Beine, als wate sie durch Schlamm, beugte ihren Oberkörper vor und zurück, und das Winseln ging in ein helles Greinen über.
Lady Shellborne lachte grell. „Siehst du, Magier? Sie glaubt dir nicht! Sie vertraut dir nicht! Nichts ist schlimmer, als ein Vater, der sein Kind belügt und benutzt!“
„ Unsinn!“ Der Alte sprang vom Tisch. „Eigentlich sollte nur Cecilia Bettencourt sterben. Nun werdet ihr alle dran glauben
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