Das Grauen von Bookerhole - Ein Fantasy-Thriller (German Edition)
der sich auf einer Chaiselongue ausgestreckt hatte, schlummerte ein paarmal weg, schreckte aber immer wieder hoch. Zuletzt richtete er sich auf, fuhr sich über das Gesicht, strich sich die Haare zurück und grunzte: „Es sind noch nicht mal vierundzwanzig Stunden her, seitdem ich meinem Boss klargemacht habe, daß ich wegen dir etwas unternehmen werde. Vierundzwanzig Stunden ...“ Er schüttelte den Kopf und gähnte.
Cecilia musterte den Leguan und wandte sich schaudernd ab.
Stanley grinste schief. „Was mag er sein? Ein untreuer Liebhaber? Jemand, dem die Lady Geld schuldet?“
Cecilia fiel in einen Sessel und ersparte sich eine Antwort.
Die Nacht hatte ihre Decke über London ausgebreitet. Evans zündete einen Kandelaber an und schürte das Kaminfeuer. Sein hagerer Körper bewegte sich wie ein dienstbarer Geist.
Cecilia betrachtete Stanley unter halbverschlossenen Lidern hervor. Seit Stunden hatten sie jede körperliche Berührung vermieden. Ihnen war klar, daß sie miteinander reden mussten, gleichzeitig hatten sie beide Furcht, den Zauber, den sie geschaffen hatten, zu zerstören. Ihre Anspannung war fühlbar und sie schreckten auf wie Kaninchen, als Lady Shellborne den Salon betrat.
Die runde Frau hatte sich umgezogen.
Sie trug ein rotes Gewand, um die Körpermitte eine fingerdicken Kordel, an der ein Säckchen hing.
„ Ein Gewürzbeutel“, fing sie Cecilias Blick auf. „Blutwurz, um uns die Gunst der Mächtigen zu verschaffen, Engelswurz, um uns vor der Faszination des Bösen zu schützen, Johanniskraut aus Schutz gegen Zauber und böse Einflüsse, Betonie aus Schutz gegen Bezauberung, Pfingstrose gegen Behexung und Thevutblätter für die magische Anrufung.“ Sie ging zu einem Schrank, öffnete ihn und schwenkte ein Holzstück. „Von einer Eiche, in die der Blitz eingeschlagen ist. Es kommt aus Deutschland und ist wirksam gegen dunkle Mächte. Eine Art Zauberstab.“
Cecilia nickte stumm.
Stanley sagte: „Sie scheinen sich ja wirklich sehr mit Okkultismus zu beschäftigen, Lady Shellborne.“
„ Zuerst war es nur eine Grille, Mister Hard. Später wuchs mein Interesse ...“ Sie zuckte mit den Schultern. „Mit irgendwas muss man sich schließlich beschäftigen, oder? Sticken ist was für Omas!“
Wie auf ein Zeichen hin öffnete Evans die Tür. Er war nach wie vor erstaunlich distinguiert. „Folgen Sie mir, Ladys und Gentlemen!“
Sie landeten in einem Raum mittlerer Größe. Die Wände waren mit schweren blauen Stoffen behangen, in der Mitte stand ein runder Tisch. Kerzenleuchter spendeten warmes Licht. Es gab weder einen Kamin noch Ablageflächen, abgesehen von einer hohen Bücherwand, die sich unter in Leder gebundenen Schätzen bog.
Cecilia erinnerte sich an diesen Raum. Hier hatte die Seance stattgefunden.
„ Wir haben schlechte Karten“, sagte die Lady. „Wir befinden uns in einem negativen Mondviertel. Vollmond im Herbst symbolisiert das Element der Erde und ist eindeutig passiv. Nun, wir können nicht wählerisch sein. Was für uns gilt, hat auch für den Gegner Bestand. Zuerst müssen wir den Ort reinigen.“
Evans zauberte eine kleine Schale hervor, unter der Lady Shellborne Feuer entzündete. Das Öl verdunstete und sofort stiegen Weihrauchdämpfe auf. Sie nahm die Schale hoch und schwenkte sie einmal um ihre Achse.
„ Normalerweise benötigen wir einen sogenannten magischen Kreis. Er gibt uns Schutz. Darauf müssen wir leider verzichten. Ich werde eine ganz altmodische Anrufung vornehmen. Damit dürfte es uns gelingen, Kontakt mit dem Schöpfer dieses Wesens aufzunehmen. Ich hoffe, wir erfahren dadurch mehr über seine Pläne und können uns dagegen wappnen. Allerdings könnte es auch sein, daß wir eben dadurch dem Bösen Einlass bieten und uns ihm stellen müssen. Niemand weiß genau, was geschehen wird, aber es ist die einzige Möglichkeit, um diese leidige Geschichte ein für alle mal aus der Welt zu schaffen.“
„ Ich möchte nicht, daß Cecilia etwas geschieht!“, sagte Stanley.
Die Lady lachte hart. „Was wird mit ihr, wenn dieses Wesen weiterhin Menschen tötet, Mister Hard? Denken Sie nach.“
Stanley zuckte zusammen.
„ Unsere erste Pflicht muß sein, dieses Ebenbild-Monster zur Strecke zu bringen. Zuerst, weil es kein Spass ist, wenn jemand wahllos tötet, außerdem, weil Cecilia sonst nie zur Ruhe kommen wird. Sie haben also die Wahl, Mister: Lady Bettencourt stellt sich der Versuchung oder sie unterliegt auf jeden Fall. Was hat sie zu
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