Schattenjäger
Starcraft
DUNKLE TEMPLER BUCH II
SCHATTENJÄGER
Christine Golden
Dieses Buch ist Chris Metzen, Evelyn Frederickson und Andy Chambers gewidmet – in tiefer Dankbarkeit für ihre Unterstützung, ihre Begeisterung für meine Arbeit und ihre stete Leidenschaft für StarCraft, das Spiel.
PROLOG
In der Dunkelheit herrschte Entsetzen.
Artanis, der junge Führer, hatte die Hiobsbotschaft vor drei Tagen verkündet. Das Undenkbare geschah: Ihre Welt würde untergehen. Aiur, das schöne, geliebte Aiur, das so viel mit angesehen und überlebt hatte, würde schon bald nicht mehr wiederzuerkennen sein.
Kommt zum Warp-Gate, hatte man sie angewiesen. Beeilt euch.
Natürlich hatten zuerst alle versucht, viel zu viel Persönliches zusammenzuraffen. Eine Evakuierung ging nie ohne Hast über die Bühne, und es galt, aus immensen Schätzen auszuwählen, denn die prächtigen Häuser waren angefüllt mit schönen Dingen. In Ehren gehaltene Familienerbstücke? Kostbare Khaydarin-Kristalle? Kleidung für die Reise?
Aber schließlich gab man all dies und noch mehr doch auf, als sich die wahre Dringlichkeit der Situation abzuzeichnen begann. Schwer bewaffnete Shuttles und kleine Luftfahrzeuge wurden mit viel zu vielen Menschen vollgestopft… oder starteten mit zu wenigen – und sie alle nahmen Kurs auf das einzige Warp-Gate, das auf dem ganzen Planeten noch funktionierte.
Wo es möglich war, eskortierten Scouts die Fluchtschiffe und nahmen die Wogen der wütenden Zerg unter Beschuss, die die einst üppig grüne Oberfläche wie ein lebendiger Teppich überzogen. Reavers wälzten sich dem Übel entgegen, und die Roboterretteten Leben, während Dragoons und Zealots die Zerg zu Hunderten abschlachteten. Aber sie konnten bestenfalls darauf hoffen, es den Shuttles zu ermöglichen, ihre kostbare Menschenfracht innerhalb der Reichweite des Gates abzusetzen.
Das Gate war hoch und breit – aber nicht hoch und breit genug, um all die verängstigten Massen, die darauf zustürmten, fassen zu können. Eine große Ansammlung wackerer Hochtempler stand bereit. Sie waren die letzte Verteidigungsbastion zwischen der fliehenden Menge und den Ungeheuern, die außer ihrem Tötungsdrang nichts kannten.
Ladranix war einer von ihnen. Seine ehemals glänzende goldene Rüstung war mit Blut und Eingeweiden bedeckt und stellenweise, wo sie mit Säure bespritzt war, zerfressen. Neben ihm standen Fenix, ein alter Freund aus vielen Schlachten, und der Terraner Jim Raynor, ein neuer Freund, der sich erst vor Kurzem als solcher bewiesen hatte.
Es war alles so schnell gegangen: der Opfertod des edlen Exekutors Tassadar, die Enthüllung der Existenz der Dunklen Templer und die Gerüchte über die Wiedervereinigung mit ihren früher gemiedenen Brüdern, den Abkömmlingen der Zerg.
Jetzt flohen sie nach Shakuras, diejenigen jedenfalls, die es schafften. Diejenigen, die Platz an Bord eines der Transportfahrzeuge fanden… die noch durch das Tor rennen, gehen oder kriechen konnten. Rauch erfüllte die Luft ebenso wie der Lärm der Schlacht und das entsetzliche Kratzen und Schaben der Zerg. All die Laute, mit denen sie Welle um Welle heranbrandeten, um zu töten oder getötet zu werden. Ob von den Protoss oder ihrer eigenen Art, kümmerte sie nicht.
Die Protoss selbst indes verursachten keinen Ton. Ladranix fragte sich, was wohl der Terraner von all dem halten mochte. Hätte er in seinem Geiste nur »hören« können, was Ladranix hörte – die Furcht, die Entschlossenheit, das Zürnen –, so hätte Raynor die Protoss gewiss nicht länger für eine lautlose Rasse gehalten, wie er es vermutlich tat.
Und dann flackerte das Tor. Die Emotionen, die Ladranix ohnedies schon zusetzten wie reale Hiebe, nahmen noch zu, und selbst er, der er von hoher geistiger Disziplin war, wankte kurz unter dem telepathischen Ansturm.
»Was zum Teufel geht hier vor?«, rief Raynor aus alter Gewohnheit laut, denn natürlich wusste der Terraner, dass er nichts weiter zu tun brauchte, als die Worte zu denken, um Gehör zu finden.
Die Antwort erfolgte auf dem Fuße, Ladranix wusste jedoch nicht von wem. Er konzentrierte sich völlig darauf, die vier Zerglinge, die an ihm kratzten und zerrten, zu Brei zu schlagen.
Wir schalten das Gate ab. Wir haben keine andere Wahl. Ein paar Zerg sind schon durchgeschlüpft. Das Risiko ist zu groß. Shakuras muss überleben. Unser Volk muss überleben. Ich hoffe nur, dass wir es noch rechtzeitig schaffen.
Aiur ist dem
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