Das Grauen von Bookerhole - Ein Fantasy-Thriller (German Edition)
gegangen und hatten die Leiche von Billy Pickelgesicht mit genommen.
Cecilia lauschte.
Die Stimmen hinter den Türen waren heiser geworden. Vereinzelt weinte jemand.
Cecilias Körper war ein einziger Schmerz. Ihre Muskeln bebten, ihre Haut war wund und sie fror erbärmlich.
Das Grauen lag über Bookerhole.
Die Stimmen waren leiser als sonst, die Dunkelheit zäher.
Cecilia hatte gehofft, ihr Anwalt, Stanley Hard, würde sie aus diesem Gefängnis befreien. Als er zu ihr gekommen war, hatte unendliche Hoffnung sie erfüllt. Aber Stanley hatte sich mit diesem fetten Polizisten gestritten und war weggegangen. Wie die anderen! Genau so!
Alle hatten sie im Stich gelassen.
Man hatte sie für etwas verurteilt, das sie nicht getan hatte. Sie war keine Mörderin.
Cecilia schossen Tränen in die Augen. Sie unterdrückte zornig den Drang zu weinen. Tränen waren keine Lösung. Warum hatte man sie in dieses unwürdige Gefängnis gesperrt? Warum nicht in eine Zelle? Warum in diese Kiste? Bei Gott, sie war nicht verrückt! Ja, sie hatte sich gewehrt, als man sie hierher brachte, hatte geschrien und Angst gehabt vor diesem Haus. Aber war dies Grund genug, sie so zu quälen?
Cecilia schloss ihre Augen und überließ sich ihren Träumen, der Vergangenheit.
Sie hatte alles verloren. Ihr bisheriges Leben und ihre Eltern.
Mom war eine resolute Frau gewesen, schnell mit der Hand und Verurteilungen. Eine Person wie aus Granit geschlagen, erbarmungslos, wenn es darum ging, ihre Tochter nach ihrem Ebenbild zu formen.
Pop hatte verständnisvoll genickt, als Cecilia ihm mitteilte, sie wolle für ein paar Jahre nach Paris gehen, um dort die Malerei zu studieren. Er schätzte das Talent seiner Tochter und achtete ihre Selbstständigkeit.
Mom hatte sie ins Gesicht geschlagen, ihren Mann zur Ruhe befohlen und gebrüllt wie eine Wahnsinnige. Pop war in sein Arbeitszimmer geschlichen und hatte Cecilia mit seiner Frau alleine gelassen. Nein, eine Künstlerin wollte Lady Estella Bettencourt nicht als Tochter haben. Es grauste ihr bei dem Gedanken, ihre Tochter könne mit einem verruchten Franzosen das Bett teilen, gesellschaftlich hingegen als alte Jungfer gelten.
Cecilia reagierte provokant und zynisch: Diese sogenannten feinen Gentlemen vergnügten sich doch auch jedes Wochenende in den Salons mit Huren. Warum sollte einer Frau dieser Spass verwehrt bleiben? Außerdem sagte man den Franzosen auf diesem Gebiet so ganz gewisse Qualitäten nach.
Estella Bettencourt verdrehte die Augen, nannte ihre Tochter einen aufsässigen Blaustrumpf und schlimmeres. Verdammt, im britischen Geldadel gab es so viele vermögende Aristokraten, die man heiraten konnte. Als Frau arbeiten ? Mit Farbe planschen? Pah! Das taten diejenigen, die es nötig hatten. Auch diesmal verzog sie sich in ihr Schlafzimmer und legte sich für zwei Tage jammernd und leidend mit Migräne ins Bett. Wie üblich gab sie Cecilia die Schuld an ihren Schmerzen.
Und Cecilia war mit ihren Gedanken alleine. Mom litt und Pop – litt ebenso.
Eine Woche später gingen ihre Eltern auf ein Schiff. In der Neuen Welt zu Vermögen gekommene Baumwollfarmer hatten sie eingeladen. Das Schiff geriet in einen Sturm und sank.
Cecilia trauerte und erbte. Das Haus, Geld und kleinere Ländereien. Daddy war seiner Frau gegenüber wortlos gewesen, in der Geschäftswelt hingegen überaus gewandt.
Sie lebte von nun an alleine in dem großen Haus. Sie verwarf vorerst ihre Pläne, nach Paris zu gehen, und versuchte, das Erbe zu erfüllen.
Man traf sich gerne bei ihr. Die interessantesten Männer der Stadt machten ihr den Hof, lagen ihr zu Füßen und viele Frauen fragten sie um ihr Geheimnis der Schönheit. Womit pflegte sie ihre wunderbaren lockigen langen Haare, golden wie die Strahlen der aufgehenden Sonne? Wie gelang es ihr, trotz üppiger Festessen, ihre Figur zu halten? Was machte sie mit ihrem Teint? Warum blieb ihre Haut so rein? Obwohl sie kein Arsenpuder benutze?
Ihr Haus war von Zwitschern und Lachen erfüllt gewesen. Ihre Untergebenen hatte sie gut und fair behandelt. Niemand konnte ihr Selbstsucht oder Arroganz vorwerfen. Sie nahm andere Menschen mit ihrem Charme für sich ein ... und war unglücklich.
Sie hauste in einem goldenen Käfig und schmiedete Pläne, ihre Besitztümer loszuschlagen. Sie hatte Geld im Überfluß, genug für ein Leben in Freiheit. (Wenn es sein mußte, mit einem verruchten Franzosen!)
An dem Tag, als man sie unter Mordanklage stellte, zerbrach ihre Welt.
Sie
Weitere Kostenlose Bücher