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Das Grauen von Bookerhole - Ein Fantasy-Thriller (German Edition)

Das Grauen von Bookerhole - Ein Fantasy-Thriller (German Edition)

Titel: Das Grauen von Bookerhole - Ein Fantasy-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Farmer
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Flammen, die diesen Teil der Stadt beleuchteten wie Fackeln der Hölle.
    Das war Cecilia recht.
    Dem fühlte sie sich zugehörig!
    Diese Metapher gefiel ihr. Sie, Cecilia, war es, die die Fackeln der Hölle in die Welt tragen würde. Sie war besser, stärker, perfekter als diese Wesen, die sich über die Brücke nach Hause drängelten.
    Diese Wesen, die sie so sehr hasste!
    Ihr Körper war gespannt wie eine Sehne, unter ihrer Haut pochten Muskeln und in ihren Venen raste Lava. Ihre Schritte wurden größer. Ihre Nerven loderten und ihre Sinne waren weit wie die einer Fledermaus. Die Welt versank in einem Rausch von Langsamkeit. Jegliche Bewegung gerann. Es gab nur noch sie. Alles um sie herum löste sich auf, versank in schmierigen Konturen.
    Sie öffnete ihre Augen und starrte in eine Kerzenflamme.
    Hinter der Kerze schimmerten die Umrisse eines sehr alten Mannes. Sie nannte ihn Den Träumer oder Meister. Langsam hob der Greis seinen Kopf, der umrahmt war von schulterlangen Haaren. Er rückte seine Brille zurecht und lächelte sanft.
    „ Da bist du ja, mein Kind!“ sagte er.
    Cecilia atmete schwer. Sie war müde, so unglaublich müde. „Wie komme ich hier hin?“, stieß sie Töne hervor, die hell und fremdartig klangen.
    „ So wie immer, mein Kind ... und nun frage nicht mehr“, verstand der Alte jedes Wort.
    „ Bin ich zerfallen? Hast du mich wieder zusammengesetzt?“
    „ Es ist gut so wie es ist“, murmelte der Greis. „Und nun geh‘ zu Bett.“
    Er schob die Kerze etwas zur Seite und rückte eine Glaskugel vor sich hin. Er schirmte seine Handflächen über das Glas und murmelte betörende Worte. Dann schüttete er etwas Pulver aus einem Lederbeutel. Die Augen hinter den Brillengläser funkelten wie Opale. Puffend entzündete sich das Pulver und tauchte die schiefen Holzwände der winzigen Unterkunft in grelles Licht.
    Cecilia wurde es warm. Feine Netze zogen sich über ihr Bewusstsein und kribbelnde Finger lösten ihre Gedanken auf.
    „ Wer ... ist ...“, stieß sie hervor. „Wer ... ist die Frau ... in der Kiste? Sie kann ... nicht... ich sein, kann nicht ...“
    Unbeirrt führte der Greis sein Ritual fort, wedelte mit einem kunstvoll verzierten Leder die Düfte des mittlerweile verloschenen Pulvers in Cecilias Richtung.
    Es wurde dunkel, die Glieder der Frau schmolzen, ihre Haare lösten sich in glitzernden Staub auf, ihre Gestalt vernebelte, verwischte ...
    War es das, was ihr Meister mit ‚ins Bett gehen‘ meinte?
    Ja, das meinte er und es war wie immer!
    „ Wer ist ... diese Frau?“, stieß sie noch ein letztes Mal mit kehligen Lauten hervor, verzweifelt und müde.
    Die Stimme ihres Meisters klang bewölkt.
    Ahnte er, daß der Rest von ihr ihn noch hörte?
    „ Sie heißt Cecilia Bettencourt, mein Kind. Und sie hat jetzt genug gelitten. Sie hat ihre Strafe erhalten. Schon morgen wirst du sie töten dürfen.“
    Das Cecilia-Wesen verschwand wie ein Blatt, das im Schlamm der Straße vergeht.
     
     
     
    Die Kutsche hüpfte über Schlaglöcher und Stanley drückte seine Handfläche auf die Manteltasche, damit der Schlüsselring, den der verwirrte Wärter ihm gegeben hatte, nicht klimperte.
    Man hatte ihn nicht durchsucht. Vermutlich ahnte der fette Konstabler, dass er sich schon mit Stanleys Verhaftung auf juristisches Glatteis begeben hatte.
    Stanley wurde links und rechts von jeweils einem Polizisten flankiert und hockte, eingedrückt zwischen filzigfeuchten Uniformen, auf der Mitte der rissigen Lederbank. Ihm gegenüber hatte es sich Konstabler Benning bequem gemacht. Seine Wurstfinger spielten mit dem Schlagstock, den er drehte und beäugte, als plane er, jeden Moment damit zuzuschlagen.
    Stanley versuchte den Mann zu ignorieren. Seine Gedanken wanderten zu Cecilia Bettencourt, die in der Kiste lag. Sogar diese Entwürdigung hatte sie nichts von ihrer Anmut und Schönheit einbüßen lassen. Sie war eine gefangene Göttin.
    Er erinnerte sich, wie oft sie sich über den Gefängnistisch hinweg in die Augen geschaut hatten. Sie hatte grüne Augen, ein kristallener See, an dessen Grund sich tausend Leidenschaften widerspiegelten. Sie war nicht nur die schönste Frau, die Stanley jemals gesehen hatte, sondern strahlte Intelligenz, Willen und Wärme aus. Seitdem war keine Stunde vergangen, in der Stanley nicht an Cecilia gedacht hatte. Wie gerne hätte er sie in eine gemütliche Schankstube eingeladen. Wie gerne hätte er über private Dinge mit ihr geredet. Wie gerne hätte er mehr, viel mehr

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