Das große Buch der Lebenskunst
führen, der nicht
nur liebt wie wir, sondern der die Liebe selber ist.
Lösung
D ie Wärme der Liebe löst alle Verkrampfung. Wer erfährt, dass er gerade dort, wo er sich festklammert,
angenommen und gestreichelt wird, dem löst sich alle Enge.
Klammere dich also nicht an deiner Angst fest, sondern geh durch sie hindurch. Dann wirst du auf dem Grund deines Herzens jene zärtliche Liebe spüren,
die dich mit deiner Angst annimmt und alles Bedrängende und Bedrohliche deiner Angst auflöst.
Auch deine Angst darf sein.
Aber sie ist berührt von Gottes Liebe, die sie verwandelt und auflöst.
Verzaubert
I n jedem von uns steckt die Sehnsucht nach Liebe. Bring die Menschen in deiner Umgebung mit ihrer Liebe
in Berührung.
Wenn du etwa am Valentinstag einem anderen Blumen schenkst, dann sagst du ihm damit auch: »Ich sehe in dir deine Sehnsucht nach Liebe. Ich wünsche dir,
dass du an die Liebe glaubst, die in dir ist. Trau dich, zu lieben und geliebt zu werden. Lass dich von der Liebe verzaubern, lass dich von ihr
hineinführen in das Geheimnis einer tieferen Liebe, die deine wahre Sehnsucht erfüllt.«
Es geht darum, Liebe zu lernen. Das tut uns allen Not: eine Liebe zu lernen, die nicht mehr vermischt ist mit Besitzansprüchen, eine Liebe, die strömt
und die Menschen verzaubert, die einen neuen Geschmack des Lebens hinterlässt.
Ich hoffe, dass die Liebe nicht erkaltet, sondern überströmt.
Ich hoffe auf eine Liebe, die den Tod besiegt.
Spuren
W as könnten wir als Zeichen unserer Liebe hinterlassen? Diese Frage ist nicht moralisch gemeint. Aber die
Ahnung, dass wir ja von Gott kommen und wieder zu ihm zurückkehren, könnte uns dazu befreien, hier in dieser Welt Spuren einer Liebe zu hinterlassen, die
sich verschenkt, einer Liebe, die sich herabbeugt zu den Füßen unserer Brüder und Schwestern, einer Liebe, die sie an ihrer verwundbaren Stelle berührt,
um sie dort von Gottes Liebe heilen und verwandeln zu lassen.
Wenn wir überlegen, was wir als Vermächtnis den Menschen hinterlassen möchten, was wir mit unserem Leben eigentlich ausdrücken möchten, dann werden wir
nicht mehr um unsere Krankheit und unsere Einsamkeit kreisen, dann wird uns das Geheimnis unseres Lebens aufgehen, dass wir endliche Menschen sind, die
auf ihrem kurzen Weg in dieser Welt Spuren einer Liebe hinterlassen möchten, die den Menschen nach uns den Weg in neue Dimensionen weisen, in die
Dimension der göttlichen Liebe, die schon unser eigenes Leben verwandelt und ihm einen unendlichen Sinn schenkt.
Lass Verwandlung
geschehen
Aus Krisen wird
Reife und Wachstum
Leben ist Risiko
E in Schiff, das im Hafen liegt, ist sicher.
Aber dafür sind Schiffe nicht gebaut.« (William Shed)
Das Bedürfnis nach Sicherheit ist für den Psychologen Abraham Maslow eine Hauptmotivation für das Streben des Menschen. Er sucht einen
sicheren Arbeitsplatz. Er möchte sich absichern gegenüber Gefahren. Er spricht mit seiner Versicherung, um gegen möglichst alle Risiken gefeit zu
sein. Die Versicherungen verdienen ein Vermögen mit dem Sicherheitsdenken der Leute. Sicherheit gibt Ruhe. Doch wir sprechen im Deutschen auch davon, dass
etwas »todsicher« ist. Darin liegt die Erfahrung, dass übertriebene Sicherheit auch den Tod bringen kann, dass sie das Leben abtötet. Vor lauter
Sicherheit kann nichts mehr strömen, wachsen, sich entwickeln. Wenn alles Risiko ausgeschaltet wird, dann kann nichts Neues mehr entstehen. Wenn ich nur
noch Sicherheit will, dann muss ich daheim bleiben. Denn der Straßenverkehr ist ein Sicherheitsrisiko. Am Arbeitsplatz kann ein Unfall geschehen. Aber
auch daheim bin ich nicht sicher. Denn auch da kann mich ein Schlaganfall oder ein Herzinfarkt heimsuchen. Es gibt keine absolute Sicherheit. Wie die
Schiffe ist auch der Mensch nicht dazu geschaffen, sicher im Hafen zu liegen. Er muss die Weite des Lebens erkunden, das Leben wagen. Sonst wird es
stickig. Wer leben will, weiß, wie gefährlich das Leben ist, nicht nur wegen der Gefahren von außen. Wer sich auf eine Beziehung einlässt, ist sich nie
sicher, ob sie hält. Wer den eigenen Weg der Selbstwerdung geht, erfährt, auf welch ein gefährliches Abenteuer er sich da eingelassen hat. Er muss durch
die Abgründe seiner Seele hindurch, durch Dunkelheit und Verlassenheit, durch Einsamkeit und Bedrängnisse.
Auch die Kirchenväter vergleichen unser Leben mit der Schifffahrt: Wir fahren durch Wellen und Wogen. Wir werden in
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