Das große GodmodeTrader-Handbuch: Die besten Strategien der Toptrader (German Edition)
Million aufbauen. Plötzlich schnippte der Euro in wenigen Sekunden um 50 Pips nach oben und zog weiter an. Ich baute die Position ab und verdiente mehr als das Doppelte meines größten Verlusttages. In diesem Falle war es sehr erfolgreich, dass ich in einem Trend die Position aufbauen konnte. Aber seit einigen Jahren gibt es kaum noch stabile und gute Trends im kurzfristigen Zeitrahmen, in denen sich große Positionen aufbauen lassen.
Was hat sich seit deinen Anfangstagen als Börsianer/Trader an den Weltmärkten geändert? Was war früher wichtig und ist es ggf. heute nicht mehr? Was ist heute wichtig?
In den letzten 12 bis 15 Jahren hat sich eigentlich alles verändert. Seien es die gehandelten Produkte wie CFDs oder Forex oder die Chartsoftware, die es heute ermöglicht, direkt aus dem Chart heraus zu handeln. Heute ist es wesentlich einfacher, an Informationen wie Setups, Handelsmethoden, Tradingstile usw. zu kommen. Selbst wenn man Handelssysteme programmieren möchte, ist das alles recht einfach möglich. Auf der anderen Seite wird heute vorwiegend in Hebelprodukten, wie Zertifikaten, CFDs und Forex, gehandelt. Damit kann wirklich jeder an der Börse handeln. Leider sehe ich aber oft, dass die Trader sich überhebeln und genauso wie ich damals denken und daher die ersten Tradingjahre nicht überleben.
Nicht nur Produkte und Software haben sich verändert. Auch die Märkte an sich haben sich in ihrer Struktur verändert. Heute sieht man oftmals im kurzfristigen Bereich des 1-Minuten- bis 5-Minuten-Charts eine starke erste Bewegung, gefolgt von einer kleinen Korrektur, die in eine Seitwärtsphase über mehrere Stunden gehen kann, um danach wieder eine plötzliche Bewegung zu machen. Früher gab es eine erste Bewegung, danach eine Korrektur von einem Drittel der Bewegung und anschließend ging es in Trendrichtung weiter – man konnte wunderbar daran verdienen.
Ein weiteres Phänomen sind die sogenannten V-Reversals. Damit sind Bewegungen gemeint, in denen zum Beispiel der DAX um 80 Punkte steil abfällt. Danach würde man normalerweise einen Rücksetzer erwarten und vielleicht später eine Trendfortsetzung. Beim V entsteht aus dem Rücksetzer nach oben direkt eine neue Bewegung, die sogar über den Beginn der vorhergehenden 80-Punkte-Abwärtsbewegung hinausreichen kann. Solche Bewegungen sind extrem schwer zu handeln und lassen sich meist erst spät erkennen, nämlich dann, wenn das Reversal fast vollständig ist.
Die Gegenwart
Wie sieht dein Arbeitsalltag aus? Was macht dir besonders Spaß?
Mein Arbeitsalltag beginnt mit einem morgendlichen Kaffee, während der Rechner hochfährt und ich die Chartprogramme starte. Ich handle meist von 9 bis 12 Uhr und mache danach in der Stadt eine ausgedehnte Mittagspause von zwei bis drei Stunden. Ab 14 Uhr beginnt dann so langsam der Nachmittagshandel, der bis 17.30 Uhr geht. Ab 18 Uhr sind die US-Börsen im Mittagshandel. Sofern ich abends noch handeln würde, wäre das von 20 bis 22 Uhr. In den Jahren 2006 bis 2009 habe ich sehr häufig und gerne die Nachmittagssession in USA ab 20 Uhr gehandelt. Deshalb kam es auch vor, dass ich am Vormittag im Freibad lag und erst am Nachmittag mit dem Trading begonnen habe.
Wie bereitest du dich auf einen Handelstag vor? Machst du das überhaupt beziehungsweise ist Vorbereitung sinnvoll?
Meine Vorbereitung ist täglich dieselbe. Man könnte auch schreiben: »Täglich grüßt das Murmeltier.« Ich analysiere den Chart vom großen Bild ins kleine Bild. Dabei schaue ich mir vorwiegend den 60-Minuten-Chart an, sodass ich mindestens die gesamte Woche überblicke, um zu sehen, wo im Kursverlauf möglicherweise Widerstände und Unterstützungen aus der näheren Vergangenheit liegen könnten. Diese Linien werden in die unteren Zeiteinheiten übertragen. So weiß ich im Intradayhandel genau, wann zum Beispiel der DAX an das Tief von vor drei Tagen kommt. Für mich sind das wichtige Punkte, um eine Tradingentscheidung zu treffen. Bevor es mit dem Handeln losgeht, ist es wichtig, dass man immer weiß, wann wichtige Wirtschaftsdaten anstehen, die einen hohen Einfluss auf den Markt haben können. So setzt man sich nicht unnötigen Risiken im kurzfristigen Handel aus. Was ich nicht mehr mache, ist, Hunderte von Analysen zu lesen, da jeder auf seine Art und Weise recht haben kann. Zudem ist meine Haltedauer einer Position im Schnitt nur fünf Minuten. Das lässt sich schlecht mit einem Ausblick auf Sicht der kommenden zwei Wochen in Einklang
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